Die Windkraftanlagen bei Humberg kommen nicht!
Ravensburg / Bad Wurzach – Aufatmen bei der Stadt Bad Wurzach: Die bei Humberg (nahe Arnach, Stadt Bad Wurzach) geplanten Windkraftanlagen kommen nicht! Das teilte Thomas Lötsch, Baudezernent im Landratsamt Ravensburg (das die Genehmigungsbehörde ist), am Freitag, 12. September, gegenüber der Presse mit. Zum Pressegespräch im Landratsamt waren auch Bad Wurzachs Bürgermeisterin Alexandra Scherer und von Seiten der Projektierer Christian Böhm, Geschäftsführer der LAOCO GmbH (Kirchdorf an der Iller), und Eva Mundschau (Projektleiterin Energiequelle GmbH) gekommen. Dezernent Lötsch, Amtsleiter Peter Neisecke (Bau- und Umweltamt des Landkreises) und Bürgermeisterin Scherer sprachen von einem Geist des Miteinanders, in dem der Verzicht auf das Vorhaben zustandegekommen sei. Stadt, Landkreis und Regionalverband waren in Sorge gewesen, dass eine Errichtung von WKA an diesem exponierten und riednahen Standort das Europadiplom für das Wurzacher Ried gefährdet hätte.
Dass die Projektierer ihren Antrag auf Genehmigung von drei Windkraftanlagen auf der nur vier Kilometer vom Ried entfernten Endmoräne zurückgezogen haben, sei ein „gutes Ergebnis“, das nach konstruktiven Gesprächen „auf Augenhöhe“ zwischen allen Beteiligten zustandegekommen sei, sagte Lötsch. Ähnlich äußerte sich Bürgermeisterin Scherer. Sie sprach von einer „guten Nachricht“ und erinnerte an den Bad Wurzacher Gemeinderatsbeschluss von 2023, in dem die Schutzwürdigkeit des Riedes betont wird. Obwohl Windkraft ein umstrittenes und emotionales Thema sei, habe man in „gutem Dialog“ eine Lösung gefunden. Frau Scherer dankte den Projektierern für deren Bereitschaft, die Bedenken anzuhören und letztlich anzunehmen. Ein solches Miteinander sei in der heutigen so konfliktorientierten Zeit alles andere als selbstverständlich.
Christian Böhm sprach von einer „schwierigen“ und „schmerzhaften“ Entscheidung. Als wirtschaftlich denkendes Unternehmen sei man überzeugt gewesen von dem Projekt. Nach vielen Gesprächen sei die Entscheidung, von dem Projekt Abstand zu nehmen, gereift. Als in der Region tätiges Unternehmen wolle man „nicht schuld sein“ an einem Entzug des Europadiploms. Letztlich fühle sich der Verzicht gut an.
Bürgermeisterin Alexandra Scherer wie auch die Vertreter des Landratsamtes betonten die Notwendigkeit der Energiewende. Photovoltaik und Windkraft seien unverzichtbare Bestandteile dieser Politik. Im Gespräch mit der Bildschirmzeitung „Der Wurzacher” erwähnte die Bürgermeisterin auch, dass in Bad Wurzach Betriebe mit hohem Energiebedarf angesiedelt seien, die auf stabile Versorgung angewiesen seien.
81 WKA im Kreis
81 Windkraftanlagen sind derzeit im Landkreis Ravensburg beantragt, davon allein 28 im Altdorfer Wald. Die Firma LAOCO, die in Humberg zurückgezogen hat, ist bei etlichen Projekten dabei, so etwa im Alttanner Wald, wo drei Anlagen errichtet werden.
Landschaftsschützer: „Ein grandioser Erfolg”
„Diesen grandiosen Erfolg dürfen wir uns mit unserer Arbeit im Team auf die Fahne schreiben“ – so reagierte Dr. Wolfgang Hübner von der Bürgerinitiative Landschaftsschützer Oberschwaben-Allgäu e. V. auf das Aus für das Windkraftprojekt Hummelluckenwald. Auch Reinhold Mall, der Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins, ist sich „ziemlich sicher“, dass das stete Warnen und Mahnen der Landschaftsschützer einen entscheidenden Einfluss gehabt habe. So hatten sich die Landschaftsschützer mit großem Einsatz für die Resolution des Gemeinderates stark gemacht, die dann am 20. März 2023 beschlossen wurde.

So hätte sich der Humberger Windpark, von Eintürnen aus gesehen, dargestellt. Geplant waren drei WKA mit einer Höhe über alles von jeweils 261 Metern. Die Visualisierung, erstellt vom Landschaftsschützer Oberschwaben-Allgäu e.V., wurde dem Flyer entnommen, den die Landschaftsschützer in Arnach, Eintürnen, Rohrbach, Ziegelbach und Umgebung verteilt hatten.
Die Resolution des Gemeinderates
Die Resolution des Bad Wurzacher Gemeinderat Bad Wurzach vom 20. März 2023 hat folgenden Wortlaut:
1. Der Gemeinderat bekennt sich zu den Schutzzielen des Wurzacher Rieds und stellt fest, dass das verliehene Prädikat des Europadiploms für eines der größten, noch intakten Hochmoore Mitteleuropas von sehr hoher Bedeutung für die Stadt Bad Wurzach ist.
2. Vorhaben, die das Wurzacher Ried oder das Europadiplom beeinträchtigen, beschädigen oder gar den Verlust des Europadiploms befürchten lassen könnten, lehnt der Gemeinderat ab.
Ein großes Gefährdungspotenzial für das Europadiplom ist nach Auffassung der Landschaftsschützer mit dem Aus für die Windkraft im Hummelluckenwald weggefallen. Doch sei nach wie vor von einer erheblichen optischen Bedrängung des Wurzacher Riedes durch WKAs von der Bad Waldseer Seite her auszugehen.
Gerhard Reischmann












