Der große Christbaum beim Rathaus
Bad Wurzach – Mithilfe eines Autokranes und zahlreichen helfenden Händen des städtischen Bauhofes konnte – traditionsgemäß am Mittwoch vor dem Weihnachtsmarkt – der große Christbaum für die Stadtmitte, der in diesem Jahr bei einem Privathaus in Baierz geschlagen wurde – nach Überwindung zahlreicher Hindernisse – zum Zielort transportiert werden.
Dieser Mittwoch (26.11.2025) wird den Mannen des städtischen Bauhofes, aber auch den Männern der Autokranfirma Schmidbauer wohl lange im Gedächtnis bleiben: Die Edeltanne stand im Garten des Anwesens, das früher im Volksmund einfach „Zum fliegenden Bauer“ hieß. Alleine schon das Aufstellen des Autokranes erwies sich als kitzlig: Die Wiese war durch den vielen Regen der letzten Wochen aufgeweicht, so dass zuerst einmal tonnenschwere Eisenplatten ausgelegt werden mussten, damit der Kran selbst einen sicheren Stand bekam. Und als dann der Kran einsatzbereit schien, streikte die Technik, sodass der Holzhauer Kurt Albrecht erst mit viel Verspätung seinen Job beginnen konnte.
11.45 Uhr: Albrecht trennte, nachdem der Baum am Autokran befestigt und die unteren, naturgemäß die ausladensten Äste bis zu einer Höhe von vier Metern entfernt worden waren, den Stamm – 90 cm im Durchmesser – von seinem Wurzelwerk. Danach wurde der unterste Teil des Stammes auf die quadratische Form des Schachtes, in den der Baum beim Marienbrunnen versenkt werden sollte, zugesägt. Denn für das Rohr, in das die Christbäume üblicherweise gesteckt werden, war der Stamm einfach zu dick und schwer: Galten frühere Bäume als schwer, wenn sie drei Tonnen wogen. Der Diesjährige aber war nicht nur mit seinen 13 Tonnen Gewicht ein Baum der Superlative.
13.20 Uhr: Die Edeltanne kann auf den Hänger verladen werden, auf dem normalerweise die EnBw ihre Strommasten transportiert. Das Abenteuer Abtransport konnte beginnen: Die Landstraße zwischen Baierz und Wiesen musste – obwohl wunderbar breit ausgebaut – von der Polizei kurzzeitig komplett für den Verkehr gesperrt werden. Denn der Baum beanspruchte die ganze Fahrbahnbreite.
13.50 Uhr: Die Stadtelektriker schalteten die Ampel bei der Grundschule aus und drehten den Ampelmast zur Seite. Was prompt bei einer Lehrerin, die sich vorbildlich verhalten wollte, zu Irritationen führte.
Keinen leichten Job hatten auch die städtischen Vollzugsbeamtinnen, weil sie natürlich wegen der rund zweistündigen Verspätung die eingerichteten Parkverbotszonen in der Innenstadt freihalten mussten. Als dann auch kurz nach 14.00 Uhr noch wegen der aktuell in der Region laufenden Bundeswehrübung ein Hubschrauber über die Stadt hinweg donnerte, dürfte sich mancher Bauhofmitarbeiter gewünscht haben, dass man – wie im Film – den Baum einfach an einen solchen anhängt, um ihn damit an den Bestimmungsort zu transportieren. Denn das schwierigste Stück Weg stand noch bevor: Vorbei an der Grundschule, durch die Engstelle beim Sapperlott in die Schulstraße und danach über die Luxeuil-Brücke beim Café Hager, wo das Geäst extrem zusammengedrückt werden musste.
15.20 Uhr Ankunft am Bestimmungsort. Was normalerweise eine Sache von wenigen Minuten ist: Am Kran anhängen, Aufrichten und den Stamm punktgenau im Rohr zu versenken, dauerte an diesem von Aprilwetter (Sonnenschein, Graupel und Schneefall) geprägten Mittwochnachmittag mehr als eine halbe Stunde. Denn aus Sicherheitsgründen musste der extrem schwere Stamm am Sägeende mit dem Frontlader-Traktor gesichert werden, ehe er aufgerichtet werden konnte. Dabei gab es dann auch noch eine kritische Situation, als der Stamm sich aufgrund der Schwerpunktverlagerung ein wenig zu drehen begann. Außerdem musste auch der Sternenkranz von Maria vor einigen der ausladenden Äste geschützt werden.
16.00 Uhr: Die „Steiger“ beginnen mit der Befestigung der drei Stahlseile, die dafür sorgen, dass der Baum auch bei stürmischem Wind noch die Contenance behält. Als dann die Arbeit erledigt war – inzwischen war es schon fast dunkel– konnten Bauhofleiter Dirk Fietkau und seine Mannen aufatmen. Denn so einen riesigen Baum mit derartig widerspenstig ausladenden Ästen hatten sie noch nie bis zum Stadtbrunnen bringen müssen.
Die Stadtelektriker werden diesem – wie bereits tags zuvor den Bäumen auf dem Klosterplatz und beim Busbahnhof – rechtzeitig vor dem am Wochenende auf dem Klosterplatz stattfindenden Weihnachtsmarkt den entsprechenden festlichen Lichterglanz verleihen.
Text und Bilder: Uli Gresser
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