Zwei Szenarien
Zur Entscheidung über Ausstieg aus oder Weiterteilnahme am Prüfprozess Biosphäre, die vom Bad Waldseer Gemeinderat am 10. November zu treffen ist
Liebe Mitglieder des Bad Waldseer Gemeinderats, liebe Bürgerinnnen und Bürger,
erlauben Sie mir zwei Zukunftsszenarien zu zeichnen, die verdeutlichen, welche Tragweite die Entscheidung am Montag für unsere Region hat.
Oberschwaben 2030: Eine Dystopie
Die Gewerbeeinnahmen sind so tief wie noch nie. In unseren Innenstädten bröckelt der Putz von den Wänden. Die Deutsche Bahn hat beschlossen, die Strecken Aulendorf – Sigmaringen und Aulendorf – Kißlegg aufgrund von geringen Fahrgastzahlen einzustellen. Die durch den Strukturwandel in der Automobilbranche in die Krise geratenen mittelständischen Unternehmen haben die letzten Jahre eines nach dem anderen die Tore geschlossen. Die wenig verbliebenen Unternehmen finden, wegen der geringen Attraktivität der Region, keine guten Arbeitskräfte. Und auch in der Landwirtschaft sind die Sorgen nicht kleiner geworden. Die Bauernverbände klagen über immer höhere Auflagen: „Jetzt haben wir auch noch das Pech, dass unsere Flächen durch den Moorschutz abgewertet werden.” Touristen? – Hat hier einer in letzter Zeit einen Touristen gesehen? Vielleicht am Bodensee, auf der Schwäbischen Alb oder im Allgäu, aber eher nicht in Oberschwaben.
Oberschwaben 2030: Eine Erfolgsgeschichte
Die Oberschwaben sind ein findiges Völkle. Was sie von sich schon immer gewusst haben, hat jetzt eine Strahlkraft weit über Baden-Württemberg hinaus. Erst kürzlich war in der FAZ zu lesen:
„Vom Geheimtipp zum etablierten Urlaubsziel. Oberschwaben hat den Qualitätstourismus auf eine neue Stufe gehoben.” Die DB hat die ehemalige Nebenstrecke Kißlegg – Sigmaringen elektrifiziert und die Biosphärenregion Oberschwaben betreibt einen stündlichen Regelbetrieb auf der Strecke Bad Wurzach – Pfullendorf mit dem „Biosphärenexpress”. Regionale Produkte sind in den Supermärkten, bei der EDEKA, aber auch bei REWE, gelistet. Die oberschwäbischen Gemeinden sind näher zusammengerückt: Das gemeinsame Dach der Biosphärenregion hat unzählige kleine und größere neue Kooperationen und Wirtschaftsweisen hervorgebracht. Nicht ohne Stolz erzählt der Bad Waldseer CDU-Gemeinderat davon, wie großartig die Aufbruchstimmung unter den Bürgern, Unternehmern und Bauern ist. Es haben sich Gemeinschaften, Ideen und ein regionales Wachstum entwickelt, von denen ohne ,Biosphäre” nicht zu träumen gewesen wäre.
Liebe Gemeinderäte, wollen Sie 2030 noch Ihren Kindern und Enkeln in die Augen schauen können? Wollen Sie 2030 nicht auch in die strahlenden Gesichter der oberschwäbischen Bürger blicken, aus denen eine Prosperität spricht, von der man 2025 nur ahnen konnte?
Mit Ihrer Stimme am Montag können Sie der Region einen Zukunftsraum eröffnen oder verwehren.
Peter Irmler, Aulendorf
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