Naturmomente im Objektiv des Künstlers Wolfram Schmidt
Bad Waldsee – Die „kleine galerie“ im Haus am Stadtsee in Bad Waldsee präsentiert Wolfram Schmidts „Spurenbilder“. In seiner Fotografierkunst analysiert der Künstler Beobachtungen, an denen wir meist achtlos vorbeigehen. Damit wird zugleich Überraschendes und Vergängliches aufgespürt und festgehalten. Die Fotos zeigen Kunstwerke, die der Mensch kaum zu schaffen in der Lage ist. Schmidt schafft so Wertvolles und Bleibendes. Seine Spurenbilder werden bis 2. November in der „kleinen galerie“ gezeigt.

Am Gesundheitstag im Rahmen der „Ersten Bad Waldseer Zukunftstage“ fand die Vernissage der Spurenbilder des Regensburger Künstlers statt. Der Leiter des Fachbereichs Wirtschaft, Tourismus, Kultur, Axel Musch (Bild), eröffnete die Ausstellung in Vertretung des Galerieleiters Axel F. Otterbach und übermittelte dessen Grüße. Musch zeigte sich erfreut, die Begrüßung vornehmen zu dürfen, sei er doch selbst leidenschaftlicher Hobbyfotograf. Im übrigen passe des Künstlers Aufspüren der Natur zum Gesundheitstag in der Bäderstadt.

Erneut hatte Otterbach den Maler und Kunstexperten Thomas Warndorf (Bild) aus Singen als Laudator gewinnen können. Äußerst eindrucksvoll und nachvollziehbar erläuterte Warndorf die künstlerische Herangehensweise Wolfram Schmidts. Warndorf begann schmunzelnd mit „völlig ungewohnt heute, ganz ohne Axel“, wobei doch ein anderer Axel den gemeinten Axel vertrat! Zugleich stellte Warndorf fest, Otterbachs Gesundung schreite „jammernd und in Riesenschritten“ voran! Wolfram Schmidts Arbeiten bereiten hier derweil den Betrachtenden doch Vergnügen, indem er perfekt Momente in Kunst verwandle.
Das Sichtbarmachen der natürlichen Transformationskräfte
Warndorf zitierte dann den französischen Fotografen Henri Cartier-Bresson, wonach es nichts auf der Welt gebe, was keinen entscheidenden Moment habe. Professionelle Fotografen würden das sicher eins zu eins bestätigen. Genau diese Momente entsprächen einem Eintritt Wolfram Schmidts in die Kunst. Seine Leistung sei das Sichtbarmachen der natürlichen Transformationskräfte. Der Künstler wird dazu wie folgt zitiert: „Ein an sich abstraktes Naturbild ist der Startpunkt einer Bildreise in immer tiefere Schichten des Bildes.“ Erst die technischen Möglichkeiten der digitalen Fotografie, verbunden mit handwerklichem Können, erschlössen solche Vertiefungen. Schmidts Fotos bzw. Arbeiten würden auf hochwertigem Papier gedruckt und mit Aluverbundplatten (AluDibond) kaschiert. Schmidt vereine in seinen Arbeiten Malerei und Fotografie auf höchst schöpferische Weise.
Auch mit Collagen habe sich der Künstler lange beschäftigt. Dort würden beim Betrachten von zufällig gefundenen Ausschnitten neue „poetische Geschichten“ umgedeutet, was wiederum an den „entscheidenden Augenblick“ Cartier-Bressons erinnere. Eine digitale Bildbearbeitung eröffne dazu unzählige Möglichkeiten. In den hier ausgestellten Bildern sehe Warndorf Collagen, die die Natur sich selbst schaffe. In dem Blätterfall einer Bananenplantage auf der Kanareninsel La Palma entstehe eine naturhafte, eben zufällige, Ordnung, die schließlich verschwinde und dabei Spuren hinterlasse. Diese Spuren schäle Schmidt in seiner digitalen Bildbearbeitung heraus, wobei ein Wahrnehmen des (ursprünglichen) Blattwerks schwierig werden könne. Es entstehe aber eine ornamentale Ästhetik, die man mit Schönheit der Natur umschreiben könnte. Daher seien Schmidts hier gezeigte Bilder niemals Serien. Jedes dieser Bilder bleibe individuell und sei als eigenes Erlebnis (Moment?) zu begreifen. Der Reiz der Spurenbilder Wolfram Schmidts liege in der Ewigkeit des Moments. Beim Betrachten dieser Bilder öffneten sich zahlreich neue Welten, weil der Künstler vielleicht auch seine eigenen oder unsere Träume konkretisiere?
Für den Verfasser dieser Besprechung ein besonderer Aspekt in Schmidts Arbeiten ist sicher auch seine imponierende Kunst, beim Fotografieren selektive Unschärfen einzubauen, wodurch wir wieder jeweils eigene Realitäten entdecken dürfen.

Der Ausstellende und sein Laudator: Wolfram Schmidt (links), Thomas Warndorf.

“Plantación 7614”

“Plantación 7635”

“Plantación 7097”

“Plantación 7666”

“Plantación 7614”

“Plantación 7187”

Schmidt, Warndorf, Musch (von links).

Frau Otterbach mit Matthias Thorner (Museums- und Heimatverein Bad Waldsee).

Thomas Warndorf, seine Gattin, Wolfram Schmidt, Axel Musch (von links).
Text und Fotos: Peter Lutz


















