Angstmachend und verzerrend
Zum Kommentar „Die Wahrheit hinter der Zahl“, veröffentlicht am 22. August 2025 in der Bildschirmzeitung in den Ausgabe „Der Waldseer“ und auf unserer Ebene „Allgäu-Oberschwaben“, erreichte uns am 24. September eine als „Gegendarstellung / Richtigstellung“ bezeichnete Stellungnahme der Stadt Bad Waldsee. Wir stellen fest, dass es sich bei dem Text keinesfalls um eine Gegendarstellung im rechtlichen Sinne handelt. Nachstehend die Stellungnahme der Stadt im vollen Wortlaut. Damit sich die Leserschaft ein Urteil bilden kann, verweisen wir am Ende des Artikels auf den unveränderten Kommentar vom 22. August.
1. „13,8 Prozent ist nur die halbe Wahrheit“
Fakt:
Die Zahl 13,8 % ist korrekt und folgt den amtlichen statistischen Kriterien. Gezählt werden Menschen ohne deutschen Pass. Wer zusätzlich die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, ist Deutscher. Alles andere wäre diskriminierend und würde Menschen ihre bewusst gewählte Zugehörigkeit absprechen.
2. „In Bad Waldsee leben 1.765 Doppelstaater – der Anteil liegt also bei über 20 %“
Fakt:
Diese Darstellung ist irreführend. Doppelstaater sind keine „verdeckten Ausländer“, sondern vollwertige Bürgerinnen und Bürger mit allen Rechten und Pflichten. Ihre Entscheidung für die deutsche Staatsangehörigkeit ist ein klarer Ausdruck von Integration und Zugehörigkeit.
3. Lange Auflistung von Nationalitäten
Fakt:
Die Aneinanderreihung von Herkunftsländern und Zahlen dient nicht der Aufklärung, sondern ist ein rhetorisches Mittel, um Fremdheit zu betonen. Die Realität ist: Menschen aus 44 Nationen leben in Bad Waldsee friedlich zusammen und bereichern unsere Stadt – in Vereinen, Schulen, Kultur und Wirtschaft.
4. „Migration ist jung, das weiß man … Grundschüler bar jeglicher Deutschkenntnisse“
Fakt:
Diese Aussage ist pauschalisierend und trifft auf Bad Waldsee nicht zu. Kinder lernen Sprache schnell – insbesondere in unseren Kitas, Schulen und Vereinen. Sie wachsen selbstverständlich in Sprache und Gemeinschaft hinein. Einzelne Beispiele zu verallgemeinern, ist sachlich nicht haltbar.
5. „Ob es zu Parallelgesellschaften kommt … wie in Bad Wurzach“
Fakt:
Der Vergleich ist willkürlich und unbelegt. In Bad Waldsee ist Integration sichtbar – in Nachbarschaften, im Vereinsleben, in Schulen und am Arbeitsplatz. Von Parallelgesellschaften kann keine Rede sein. Solche Vergleiche sind reine Angstrhetorik.
6. „Der Integrationsbericht differenziert nicht“
Fakt:
Der Integrationsbericht folgt offiziellen Standards, stellt die relevanten Daten dar und dokumentiert zahlreiche Maßnahmen und Erfolge. Er ist kein politischer Kommentar, sondern ein Arbeitsinstrument für Verwaltung und Gemeinderat.
7. Abwertung der Integrationsarbeit
Fakt:
Integration in Bad Waldsee ist das Ergebnis jahrzehntelangen Engagements:
· Ehrenamt und Zivilcourage von Bürgerinnen und Bürgern
· Unermüdliche Arbeit der Verwaltung
· Kontinuierliche Unterstützung durch den Gemeinderat
Diese Leistungen kleinzureden, beleidigt das Rückgrat unserer Stadtgesellschaft.
8. Falsche Namensschreibung
Fakt:
Die falsche Schreibweise des Namens der Integrationsbeauftragten ist kein belangloser Fehler. Für Menschen mit internationaler Herkunft ist dies eine wiederkehrende Realität und ein Muster der Missachtung. Respekt beginnt im Detail.
Leitbotschaft:
Der Kommentar von Herrn Reischmann arbeitet nicht mit einer „Wahrheit hinter den Zahlen“, sondern mit Verzerrung, Verallgemeinerung und Angstrhetorik. Bad Waldsee braucht jedoch keine Spaltung, sondern Respekt, Klarheit und die Anerkennung jener Vielfalt, die unsere Stadt längst prägt.
Brigitte Göppel, Stadt Bad Waldsee
Anm. d. Red.: Die falsche Schreibweise des Namens der Integrationsbeauftragten im Kommentar – Vidacovic statt richtig Vidakovic – bedauern wir sehr. Zudem möchten wir betonen, dass der Kommentar sich nicht mit der Person der Integrationsbeauftragten befasst.












