Naturforscher Georg Heine mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet
Wangen – Bei einer Feierstunde im Flachsfaserpavillon auf der Argenwiese hat Dr. Andre Baumann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes Baden-Württemberg, dem Wangener Georg Heine, für 50 Jahre Arbeit im Ehrenamt für den Natur- und Vogelschutz das Bundesverdienstkreuz am Bande angesteckt.
Familie, Freunde und Wegbegleiter aus der großen Familie der Naturschutzverbände, mit denen Heine seit vielen Jahren zusammenarbeitet, begleiteten die Feier und durften sich auch ein wenig mit geehrt fühlen. Denn, so betonte es Oberbürgermeister Michael Lang in seiner Begrüßung, sie alle trügen dazu bei, dass diese Ehrung möglich wurde. Er dankte Georg Heine insbesondere für seine faktenbasierte Beratung im Zusammenhang mit den Vorbereitungen zur Landesgartenschau 2024 in Sachen Natur- und Landschaftsschutz.
Diesem Dank schloss sich auch Staatssekretär Baumann an. Er habe sich darum gerissen, diese Ehrung vornehmen zu können, weil er Georg Heine seit Jahren aus der gemeinsamen Arbeit kenne, sagte er. Er porträtierte ihn als engagierten Kämpfer für die Natur. Begonnen hatte der heute 72-jährige Wangener damit als Jugendlicher in der Jugendorganisation der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Er sei ein großartiger Netzwerker, der es früh verstanden habe, Engagierte im Naturschutz zusammenzuführen. Sie arbeiteten bis heute effektiv zusammen. Dies sei ein großes Verdienst des Geehrten, sagte Baumann.
Daten- und Faktensammlung
Das Thema der Daten- und Faktensammlung ziehe sich wie ein roter Faden durch die Tätigkeit Heines. So habe sich der Elektroingenieur im Unruhestand eine Technik angeeignet, die es ermöglicht, Vögel und andere Tiere bei ihren Wanderungen zu verfolgen. Die so gewonnenen Daten ergänzen unter anderem die jahrzehntelang geführte Datensammlung der Ornithologen der Vierländerregion Bodensee. Eine solche wissenschaftliche Basis sei für die Politik in der Planung von großer Wichtigkeit, wenn der Naturraum erhalten bleiben soll. So dankte Baumann dem Wissenschaftler für sein Engagement auch in diesem Bereich. „Ich verneige mich vor dieser Lebensleistung“, sagte er.
Bevor der Geehrte von seinen Aktivitäten und Forschungen berichtete, ergriff der Pianist der „Herrenkapelle“, Uli Kofler, das Wort. Sein eigenes Leben bestehe aus Musik und Natur- und Vogelschutz. Letzteres liege an Georg Heine, sagte Kofler. In Wangen aufgewachsen, sei er ihm in den 70er Jahren mit Freunden in die Natur gefolgt. Gemeinsam mit dem Klarinettisten Reiner Möhringer umrahmte Kofler auf heitere Weise mit Vogelliedern und anderen Stücken die Feier.
Georg Heine hat noch nie zu jenen gehört, die viel Wind um ihre Arbeit machen. Und so war es auch nicht weiter verwunderlich, dass er in seiner Dankesrede eine ganze Reihe von Weggefährten nannte, die ihn bis heute begleiten und mit denen er gemeinsam für den Natur- und Vogelschutz arbeitet. Ganz am Anfang waren es Armin Konrad und Gerhard Lang. Mit ihnen als Klassenkameraden folgte er dem jungen, neuen und bei der Feier anwesenden Biolehrer Günter Rager ins Gelände, um die Wunder der Natur zu beobachten. Später kamen viele weitere Mitstreiter dazu. Inzwischen sei es äußerst hilfreich, dass mit seinem Nachfolger Andreas Reischmann beim NABU in Wangen ein Feuerwehrmann an der Spitze stehe, der immer mal helfen könne, wenn man einen Blick von oben in ein Storchennest werfen wolle.
Einblick in die Forschung
Schließlich nahm der Geehrte die Gäste mit in seine Forschungen. Mit einem befreundeten Kollegen hat er Sender entwickelt und stattet damit Vögel ebenso wie Elefanten, Löwen, Hyänen und andere Tiere aus, um zu sehen, wie sie sich verhalten. So konnte man erkennen, dass die Ziegen am Ätna sensibel auf sich anbahnende Erdstöße reagieren und den Gipfel in solchen Fällen meiden. Mathematik und das Programmieren können also dem Artenschutz dienen, sagte er, und das mache zu 100 Prozent Freude!
Doch auch in der Region ist der Naturdatensammler unterwegs. Von Schwarzstörchen weiß er, dass sie bei entsprechender Thermik 500 Kilometer am Tag zurücklegen können. Weiteres Beispiel: Vor einigen Jahren kartierte er genau dort im Wurzacher Ried, wo ein Kranichpaar brütete. So fand er die bis dato „einzige Kranichbrut in ganz Baden-Württemberg, wie er sagte. Die jahrelange Arbeit zeigt auch, wie sich die Natur verändert: Zwischen 1980 und 2020 gesammelte Daten zum Baumpieper am Bodensee beweisen, dass sein Bestand auf weniger als 1 Prozent gesunken ist. Das Gegenteil sei beim Kormoran der Fall. Inzwischen gebe es mehr als 1000 Brutpaare, womit dieser Vogel zum Problem werde.
Der Abend endete im Austausch im und vor dem Argenpavillon, nicht selten im Expertengespräch.










