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Barnys Advent (1)

Wieder wird’s Licht



Foto: Silberburg
Das Bild ist das Cover des Weihnachtsbuches „Frai de heit, s isch Weihnachdszeit“, in dem der Schriftsteller und Moderator Edi Graf und der oberschwäbische Barde Bernhard „Barny“ Bitterwolf schöne schwäbische Geschichten, Gedichte und Lieder versammelt haben. Drei junge Sternsinger schmettern mit weit geöffneten Mündern inbrünstig ihre Lieder. Gezeichnet ist diese Darstellung des lebendigen Brauchtums im Ländle vom bekannten Illustrator Uli Gleis. Das Buch kam zu Weihnachten 2022 heraus. Einige Jahre zuvor, 2016, hatten die beiden Paradeoberschwaben das Buch „I wünsch dir s Chrischtkendle ens Herz“ herausgebracht. Namhafte schwäbische Autoren sind hier vertreten, etwa Willy Reichert, Oskar Heiler und Werner Veidt, Bernd Kohlhepp und Winfried Wagner. Auch weihnachtliche Texte bekannter Nichtschwaben wie Udo Jürgens und Rolf Zuckowski tauchen auf – ins Schwäbische übersetzt. Auch das Buch “Weihnachten auf Schwäbisch” (2015) stammt aus der Werkstatt der beiden. Alle drei Bücher wurden von Silberburg verlegt und sind noch verfügbar.

Sein ganzes Leben hat er dem Ehrenamt gewidmet. Wo Not am Mann war, sprang er ein, hat sich eingesetzt, über das normale Maß hinaus ehrenamtlich gearbeitet, dabei geschwitzt, sich verausgabt, Zeit und Geld investiert – aufopferungsvoll aktiv im Vereinsleben und nimmermüde in den manchmal hitzigen Diskussionen im Gemeinderat. Um Obdachlose hat er sich gekümmert, sich der Notleidenden im Ort angenommen und die Jugendarbeit im Dorf auf sichere Füße gestellt, war Vorstand, Schriftführer und Kassenwart in verschiedenen Musik- und Sportvereinen.

Natürlich wurde er von Jung und Alt immer mal wieder belächelt, manchmal sogar mit einem spöttischen Unterton angesprochen: Warum tust Du das alles? Kein Mensch wird es Dir je danken!

Und so kam es dann auch.

Obwohl er immer ein attraktiver Mann war, hat er nie Zeit für eine Ehe gefunden. Heute sitzt Emil allein zu Hause, das Rheuma plagt ihn, sein Augenlicht schwindet, seine Kräfte lassen nach und oft denkt er an früher zurück, lässt sein Leben für die Vereine vor seinem geistigen Auge Revue passieren.

Am 24. Dezember jährt sich sein Geburtstag zum achtzigsten Mal. Ja, er hat sich aufgrund seines Geburtsdatums immer so ein kleinwenig wie das Christkind gefühlt, vor allem dann, wenn er zu seinem jährlichen öffentlichen Adventsgeburtstagsessen in den Gemeindesaal eingeladen hat. Sein eigentlicher Geburtstag am Heiligen Abend war in den letzten Jahren immer ein einsames Fest in den eigenen vier Wänden. Seit über zwanzig Jahren gibt es auch das öffentliche Emil’sche Geburtstagsessen nicht mehr. Für viele Neubürger im Dorf ist Emil ein unbeschriebenes Blatt, sie kennen ihn nicht, wissen nichts über seine Verdienste für die Allgemeinheit, für das Zusammenleben in der Ortschaft. Viele von Emils Mitstreiter aus den Vereinen liegen längst auf dem Friedhof, dem Gottesacker, wie man hier sagt. Die jungen Leute im Ort kümmern sich weder um die Vereine noch um die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger, eine Beobachtung, die den alten Emil belastet und an manchen Tagen durchaus auch ärgert.

Das Erstellen der Sitzordnung bei seinem jährlichen Adventsgeburtstagsessen kurz vor dem Heiligen Abend war immer ein heikles Geschäft! Emil achtete immer darauf, dass diejenigen, die sich übers Jahr hinweg wegen Kleinigkeiten gestritten, sich wegen Nichtigkeiten in die Haare gekriegt hatten, nebeneinander zu sitzen kamen. Und siehe da: Spätestens nach dem dritten Viertele Trollinger wurde der unselige Zwist beigelegt und selbst die größten und gröbsten Streithähne lagen sich beim Singen in den Armen. Emil sang besonders gern den Kanon „Wieder wird’s Licht“ aus der Feder seines Männerchordirigenten.

In der Nacht vor seinem achtzigsten Geburtstag schläft Emil nicht gut. Im Traum trifft er alle seine ehemaligen Vereinsmitstreiter, durchlebt nochmals die vielen gemeinsamen Feste und denkt auch an die zahlreichen Beerdigungen in den letzten Jahren. Ziemlich müde schmückt er am 24. Dezember wie in jedem Jahr seinen Christbaum. Sein Mittagsschläfchen dauert etwas länger, es dämmert bereits und die Nacht ist schon wieder hereingebrochen. Seine Haustürglocke läutet, er schreckt aus seinen Träumen hoch. Wer will am heutigen Tag etwas von ihm? Wer klingelt um diese Uhrzeit? Braucht ein Nachbar vielleicht noch etwas Zucker?

Langsam schlurft er zur Tür, öffnet, schaut hinaus und wundert sich über die einzelne, einsame Kerze, die brennend auf seiner Haustreppe steht. Wo kommt denn diese Kerze her?

Aus der Dunkelheit lösen sich Gestalten mit brennenden Kerzen in den Händen. Emil hebt seinen Kopf und erkennt die Töchter und Söhne seiner Freunde, seiner früheren Kameraden, seiner ehemaligen Vereinskollegen. Er kann seine Tränen nicht mehr zurückhalten und weint sichtlich bewegt, als alle miteinander den Kanon singen:

Es ward Licht auf der Erde,
Friede und Freud‘ kehren bei uns ein.
Gebt Euch die Hand, öffnet Eure Herzen –
Liebe wird dann um uns alle sein!

Bernhard Bitterwolf

Wer schwäbische Weihnacht, wie sie im Buche steht, genießen möchte, dem sei das Werk „Frai de heit, s isch Weihnachdszeit” von Bernhard Bitterwolf und Edi Graf empfohlen, aus dem vorstehende Geschichte entnommen ist.

Bernhard Bitterwolf, Edi Graf: Frai de heit, s isch Weihnachdszeit
Schwäbische Geschichten, Gedichte und Lieder
144 Seiten, ca. 50 Abb. (Grafiken) und Noten,
14,0 x 21,0 cm, Hardcover mit Fadenheftung
Silberburg-Verlag, Tübingen
19,99 €
ISBN: 978-3-8425-2389-0


Bereits im Advent 2024 hatten wir eine Serie “Barnys Advent” aufgelegt. Nachstehend Links zu jenen Gschichtla:


 
 



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