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Die Jüngere Marianische Bruderschaft zu Osterhofen

63 Männer und ein ganz besonderer Tag im Dezember



Foto: Rudi Martin
Das Führungsteam bei der Jüngeren Marianischen Bruderschaft zu Osterhofen: Vorstand Franz Maucher (Mitte), Kassier Hans-Peter Waibel (links) und Pfarrer Stefan Werner.

Haisterkirch / Hittelkofen – Seit 1718 kommt die Jüngere Marianische Bruderschaft zu Osterhofen jährlich zum Bruderschaftstag zusammen. Auf diese Tradition sind die 63 Männer, die in der Bruderschaft verbunden sind, mit Recht stolz. Am 12. Dezember kamen sie wieder zusammen, am Donnerstag nach dem Fest Mariä Empfängnis, das die Kirche am 8. Dezember feiert. Dieser Tag im Dezember ist bei den Männern im Kalender rot angestrichen, da ist kaum einer säumig. Rudi Holdenried, der Rekordhalter, war auch heuer wieder da. Wie fast immer in seinem 86-jährigen Leben. Als Achtjähriger war er angemeldet worden.

2018 feierte die Jüngere Marianische Bruderschaft ihr 300-jähriges Bestehen – wegen der gesperrten Osterhofer Kapelle war man in die Pfarrkirche Haisterkirch ausgewichen. Die vorerst letzte Bruderschaftsmesse in “ihrer” Kapelle in Osterhofen hatte die Gebetsgemeinschaft am 14. Dezember 2017 gefeiert. Am 11. Dezember 2025 wird der Männerbund wieder am angestammten Ort in Osterhofen zusammenkommen – vorausgesetzt, die Kapellen-Renovation ist bis dahin abgeschlossen. Das Gruppenbild vor dem Klosterhof in Haisterkirch machte Rudi Martin.

Am 12. Dezember 2024 in der “Rose” in Hittelkofen, zur Mittagszeit: Neben dem Berichterstatter, der zum ersten Mal dabei ist, als Mitglied, wohlgemerkt, sitzt Herbert. Er ist seit gut 20 Jahren dabei. Die Mitgliedschaft hat er von seinem verstorbenen Schwiegervater übernommen. Üblich ist, dass es von Vater auf Sohn übergeht. Da aber des Schwiegervaters einziger Sohn als junger Mann tödlich verunglückte, fiel Herbert die Ehre zu.

Die Mitgliedschaft wird in traditionsbewussten Familien hochgehalten. Im Waldseer Umland gibt es einen Hof, bei dem die Mitgliedschaft zunächst an den ortsabwesenden Schwiegersohn gefallen war. Als aber die Hoftochter einen Mann heimbrachte, übertrug man die Bruderschaftszugehörigkeit an diesen. „Des ghert zum Hof!“ Darauf habe die Altbäuerin wert gelegt.

Links vom Reporter sitzt Martin. Der Mitdreißiger ist seit fünf Jahren dabei. Für den Bruderschaftstag nimmt er eigens Urlaub, den lässt er nie aus. Er ist, wie es der Regelfall ist, seinem verstorbenen Vater nachgefolgt.

Nur wenn es keine Nachfolge gibt, wenn kein Sohn da ist oder dieser die Mitgliedschaft ausschlägt, wird ein Platz in dem auf 63 Mitglieder limitierten Kreis frei. Für diesen Fall führt Franz Maucher, der Vorstand, eine Warteliste. Der Schreiber dieser Zeilen, zum Beispiel, hatte seit 2018 auf der Warteliste gestanden.

Das jüngste Mitglied ist Bernhard Nold aus Rossberg mit 24 Jahren, das älteste Franz Graf aus Ehrensberg mit 92 Jahren. 

Wir sind jetzt schon beim wichtigen zweiten Teil des Bruderschaftstages, der Jahreshauptversammlung mit anschließendem geselligen Beisammensein in der „Rose“. Vom Kernbestand des alljährlichen Treffens der Bruderschaft, dem wirklich wichtigen, dem entscheidenden Anliegen der 63 Männer, berichten wir weiter unten.

Das Bruderschaftsgemälde von 1760. Es zeigt die zur Gottesmutter betenden Brüder. Die Umschrift um die Fegefeuerszene lautet: „Liebe Brüder allzumal, helft uns aus dieser Qual.“

Bei der Versammlung lässt Franz Maucher über den Beitrag abstimmen, der jedes Jahr neu festgelegt wird. 5 Euro gibt jedes Mitglied dafür, dass für die verstorbenen Brüder Messen gelesen werden. Weiter schlägt Maucher vor, die Kosten für die Überholung des Bruderschaftsbildes, ein Gemälde von 1760, auf die 63 Brüder umzulegen. Die 15 € zahlt jeder gerne und alle hoffen, dass „ihr“ Bild – es zeigt die von den Brüdern angeflehte Gottesmutter – bald wieder am angestammten Platz an der rechten Wand der Osterhofer Kapelle hängen wird. Am 11. Dezember 2025 ist der nächste Bruderschaftstag und bis dahin sollte die Osterhofer Kapelle, die derzeit renoviert wird, fertig sein. So recht daran glauben kann Franz Maucher noch nicht, dass das Werk termingerecht gelingen wird.

Die Kapelle „Mariä Opferung“ in Osterhofen, ein barockes Juwel, an dem der Zahn der Zeit kräftig genagt hat, ist die althergebrachte Heimstatt sowohl der Jüngeren Marianischen Bruderschaft als auch der Älteren Marianischen Bruderschaft, die von 1702 stammt und die ebenfalls 63 Mitglieder zählt. Seit 2018 ist die Kapelle baupolizeilich geschlossen, die Renovation des Gotteshauses, die lange nicht in Gang kommen wollte, hat zuletzt gehörig an Fahrt aufgenommen.

Jeder der Brüder besitzt ein gerahmtes Abbild des Bruderschaftsgemäldes. Dieses Bild wird stets von Vater zu Sohn weitergegeben. Heuer konnte Franz Maucher sechs neue Mitglieder begrüßen, aber er hatte nur ein einziges gerahmtes Bild mitzubringen – für den „Quereinsteiger“. In den anderen Fällen war das Bild in den jeweiligen Familien weitergegeben worden.

Das gerahmte Bruderschaftsbild en miniature.

Auf der Rückseite des jedem Bruder ausgehändigten Bruderschaftsbildes findet sich dieser Vermerk: „Dies ist eine Verkleinerung des Bruderschaftsbildes der Jüngeren Marianischen Bruderschaft, das in der Osterhofer Kapelle seinen Stammplatz hat. Am 12. 12. 2019 wurde jedem Bruder ein Exemplar ausgehändigt, um es zu Hause in Ehren zu halten. Nach seinem Tod (oder Ausscheiden) soll das Bild an seinen Nachfolger weitergegeben werden.“

Krawatte mit Bruderschaftsbild.

Neuerdings gibt es auch eine schwarze Krawatte mit eingearbeitetem Bruderschaftsbild (Bild). Selbstverständlich sind die Brüder am Gedenktag für ihre verstorbenen Brüder schwarz gekleidet.

Wie es sich für eine ordentliche Vereinigung gehört, gibt es natürlich auch eine Satzung. Jedes Mitglied nennt ein solches Schriftstück sein eigen. In der Präambel der Satzung heißt es: „Die Mitglieder der Bruderschaft kommen durch Abhaltung eines Jahrtages, durch Heilige Messen und Gebet den Seelen der verstorbenen Brüder zu Hilfe.“

Markus Spieler, Klaus Ott, Hans-Peter Waibel, Joachim Sontag und Georg Ströbele umrahmten den Gottesdienst am 12. Dezember in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Haisterkirch mit Musikstücken.

Seit der Schließung „ihrer“ Kapelle feiern die Brüder von Osterhofen ihre Bruderschaftsmesse im „Exil“, in der Pfarrkirche in Haisterkirch. Fünf Bläser wirkten beim Gottesdienst am Morgen des 12. Dezember mit. Bereits beim Einzug ließen Hans-Peter Waibel, Joachim Sontag, Georg Ströbele, Klaus Ott und Markus Spieler ihr „Blech“ erklingen. Dann sprach Franz Maucher ein Marienlob („Du große Herrin, schönste Frau, hoch über Sternen steht dein Thron. Du trugst den Schöpfer, der dich schuf“), das von Josef Fussenegger in einem Impuls und von Pfarrer Stefan Werner in der Predigt fortgeführt und entfaltet wurde. Durch Maria scheine das Licht des Gottesreiches in unsere Welt. Wir alle seien aufgefordert, von diesem Licht, das Christus selbst sei, zu künden. Jeder könne eine Türe sein, durch die andere Zugang zu Christus finden können. So einige der Leitsätze im Gottesdienst. Passend dazu wurde das adventliche „Macht hoch die Tür“ gesungen, mit der Orgel begleitet von Maria Dobler. Am Schluss beteten die Brüder gemeinsam ihr Bruderschaftsgebet. „Erbarme dich unser“, heißt es an die Gottesmutter gerichtet, „und bitt für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes.“ Mit dem Lied „Maria durch ein Dornwald ging“ endete die ergreifende Feier.

Die Bruderschaftskerze.

Text: Gerhard Reischmann / Fotos: Claudia Waibel, Franz Maucher, Christoph Mayer, Rudi Martin




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