Skip to main content
ANZEIGE
Biologe und erfolgreicher Slammer

Beim biologischen Kolloquium sprach Dr. Sebastian Lotzkat



Foto: Ulrich Gresser
Die Akteure des diesjährigen Kolloquiums v.l. Schulleiter Klaus Amann, Dr. Siegfried Roth Leiter des Naturschutzzentrums, Science Klammer Dr. Sebastian Lotzkat und Fachlehrer Urs Fuchs.

Bad Wurzach – Das Naturschutzzentrum Wurzacher Ried und das Gymnasium Salvatorkolleg veranstalteten am Mittwoch, 6. November, ihr diesjähriges Biologisches Kolloquium. Als Gast ins Foyer des Salvatorkollegs hatten die Veranstalter in diesem Jahr Dr. Sebastian Lotzkat eingeladen, Biologe am Naturkundemuseum Stuttgart und einer der erfolgreichsten Science-Slammer Deutschlands mit seinem Vortrag „Vielfalt ist alles“.

Dr. Sebastian Lotzkat studierte von 2001 bis 2007 Biologie mit der Fachrichtung Biodiversität an der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt. Nach seinem Diplom promovierte Lotzkat dort zum Dr. phil. Nat, arbeitete aber zwischenzeitlich als freier wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Sektion Herpetologie (Amphibienkunde) des Senckenberg Forschungsinstitutes und als Museumspädagoge am Senckenberg Naturkundemuseum Frankfurt. Seit 2018 ist er wissenschaftlicher Angestellter am Naturkunde Museum Stuttgart.

ANZEIGE

Was ist ein Science-Slammer?

Ein Science-Slammer präsentiert Wissenschaft in einem modernen Gewand. Beim Science-Slam verwandeln sich „normale“ Wissenschaftler in Slammer. In einer fulminanten Atmosphäre präsentieren sie auf unterhaltsame Art die wissenschaftlichen Ergebnisse ihrer Forschungen und treten dabei in einer Art Wettbewerb gegeneinander an. Das Publikum entscheidet dann, wem es am besten gelungen ist, Unterhaltung und Erkenntnisgewinn zu vereinen. Lotzkat hob in seinem unterhaltsamen Vortrag „Vielfalt ist alles“ hervor, dass das was die Evolution in Milliarden von Jahren hervorgebracht hatte, nämlich eine ungeheure Artenvielfalt in sich ständig weiterentwickelnden Lebensräumen. In den wenigen Jahrtausenden kultureller Evolution droht diese nun von einer einzelnen Spezies, dem sogenannten Homo sapiens, zerstört zu werden.

Artenvielfalt

„Alles hängt mit Allem zusammen“, dieses Zitat von Alexander von Humboldt, dem großen Forschungsreisenden des 18. und 19.Jahrhunderts empfindet Lotzkat als „den coolsten Ausspruch, den je ein Berliner getätigt hat“. Und er treffe die Kernaussage zum Thema Artenvielfalt. Der Science-Slammer lockerte seine wissenschaftlichen Ausführungen immer wieder mit kleinen Ratespielen auf und garnierte dessen Ergebnisse mit coolen Sprüchen. Etwa beim Eröffnungsrätsel, als 100 % der rund 60 Zuhörer die Wespe als den Plagegeist identifizierten, der im Sommer süßes zu Essen zur Qual macht. „Manchmal funktioniert Demokratie ja doch“.

Worauf Artenvielfalt basiert, zeigte Lotzkat anhand dreier Säulen auf: Die Vielfalt der Spezies also der Artenvielfalt, die genetische Vielfalt und die Lebensraum-Vielfalt. Als Beispiele dienten für ersteres der Vergleich von Bienen, Wespen und Fliegen. Die genetische Vielfalt dokumentierte er anhand der unterschiedlichen Zeichnung von Salamandern, die am gleichen Standort sich innerhalb von wenigen Jahren veränderten.

Als kleine Reminiszenz an Bad Wurzach brachte er für die Lebensraum-Vielfalt die Torfmoose, wie sie im Wurzacher Ried vorkommen und die über die Jahrhunderte hinweg die wichtigsten „Architekten“ für die Bildung von Mooren und Rieden sind. Und damit im großen Stil für die natürliche Bindung von CO2 sorgen.

ANZEIGE

“Nichts Genaues weiß man nicht”

Auch die Frage, wieviele Arten es weltweit gibt, ließ der Science-Slammer per Abstimmung klären. Dass die Antwort D „nichts Genaues weiß man nicht“ die richtige war, gleich neben der als Anhaltspunkt dienenden von 8-10 Millionen, darf nicht verwundern: Auf der einen Seite verschwinden jährlich viele Arten, auf der anderen Seite werden im fünf Jahresrhythmus allerdings von Wissenschaftlern jeweils 1000 neue Arten entdeckt.

Der Weltklimarat (IPPC) und dessen Berichte sind in aller Munde und schon alarmierend, aber ein noch düstereres Bild zeichnen seit 2019 diejenigen des IPBES (Biodiversity and Ecosystem Services). „Die derzeitigen Aussterbearten übersteigen das natürliche Aussterben um das 100-1000-fache,“ heißt es darin. In den letzten 500 Jahren hat sich die Aussterberate bei Amphibien, Reptilien, Vögeln und Fischen massiv erhöht, zeigt eine Grafik dieses Berichtes. Und dass die Erde bereits mitten im sechsten Peak der Erdgeschichte steht, was grundlegende Veränderungen der Lebensräume angeht, die bis zur Selbstauslöschung der Menschheit führen kann. Weil Lebewesen jeglicher Art durch ihren Stoffwechsel auch Energiewandler sind, kommt Lotzkat zu dem Fazit: Vielfalt hält den Laden am Laufen!

Jedermann kann einen Beitrag leisten

Was Jedermann selbst zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen kann, auch dafür nannte Lotzkat einige Beispiele. Etwa statt großer Rasenfläche eine Wildblüherwiese. Er zeigte dies in einem Beispiel aus seinem direkten Wohnumfeld im Bild: jenseits seines Zaunes sorgte ein Rasenroboter immer für einen kurz geschnittenen Rasen. Ja, bis der Rasenroboter streikte und sich die Natur wieder holte, was zur Artenvielfalt gehört. Ein gutes Beispiel sei die Begrünung von Dächern: nicht nur von Hausdächern, sondern auch von anderen Flächen.

ANZEIGE

Dass sich vor allem ältere Menschen für das diesjährige Biologische Kolloquium interessierten, war ein wenig schade. Gerade das Thema Biodiversität hat unmittelbar mit dem vor allem von der jüngeren Generation so viel beschworenen Klimawandel und damit der Zukunft zu tun. Deswegen war es umso enttäuschender, dass sich diese dafür nicht zu interessieren scheint. Zumal der Vortrag auf unterhaltsame und temporeiche Art auf das Thema einging.
Text und Fotos: Uli Gresser

Viele Bilder in der Galerie



BILDERGALERIE

Fotos: Ulrich Gresser

NEUESTE BEITRÄGE

Bad Wurzach
33 Kinder und Jugendliche und 17 Erwachsene mit Erfolg dabei

50-mal das Sportabzeichen für TSG-Turner

Bad Wurzach – Das Deutsche Sportabzeichen ist die höchste Auszeichnung außerhalb des Wettkampfsports und kann in allen Altersklassen absolviert werden. Dafür lohnt es sich, jedes Jahr zu trainieren! So trainierten dieses Jahr im Sommer Kinder, Jugendliche und Erwachsene der Turnabteilung Bad Wurzach und hatten Erfolg. 33 Turnerkinder und jugendliche Sportler legten erfolgreich das Deutsche Sportabzeichen ab und wurden dafür mit einer Urkunde und einem Abzeichen in Bronze, Silber oder Gold gee…
Am Samstag, 6. Dezember, von 11.00 bis 17.00 Uhr

Einladung zum traditionellen Weihnachtsmarkt der Rehaklinik Bad Wurzach

Bad Wurzach – In der festlichen Jahreszeit lädt die Rehaklinik Bad Wurzach zum traditionellen Weihnachtsmarkt ein. Der Markt findet am Samstag, 6. Dezember, von 11.00 bis 17.00 Uhr in der Klinik (Karl-Wilhelm-Heck-Straße 6, 88410 Bad Wurzach) statt.
Am Freitag, 5. Dezember, auf dem Dorfplatz

Feuerwehr lädt zu Arnacher Weihnachtsmarkt

Arnach – Am Freitag, 5. Dezember, findet wieder der Arnacher Weihnachtsmarkt statt. Dieser wird bereits zum elften Mal von der Freiwilligen Feuerwehr Bad Wurzach, Abteilung Arnach, durchgeführt.
Mit dem Mönnerchor Beuren

„Advent bei Kerzenschein” in St. Martin in Eintürnenberg

Eintürnenberg – Die Adventszeit beginnt – eine Zeit der Stille, des Gebets und der Begegnung. Wir laden herzlich ein, gemeinsam bei Kerzenschein in der Kirche St. Martin Eintürnenberg innezuhalten und adventliche Atmosphäre zu erleben: am 2. Adventssonntag um 19.30 Uhr.
Für Arnach, Bad Wurzach (Stadt), Haidgau und Seibranz

Ausschuss benennt Ortsheimatpfleger

Bad Wurzach – Der Verwaltungs- und Sozialausschuss des Gemeinderates ließ sich über die Arbeit des Vereines Arbeitsgemeinschaft Heimatpflege (AG) württembergisches Allgäu, bei dem sowohl die Stadt als auch der Heimatverein Wurzen Mitglied sind, von dessen Vorsitzendem Stephan Wiltsche über die Betätigungsfelder der AG und der Ortsheimatpfleger informieren.
ANZEIGE

MEISTGELESEN

Bad Wurzach
Mit der 4-köpfigen Band „marshy soil“

Erste X-Mas-Party im Torfstecher war ein großer Erfolg

Bad Wurzach – Sie war laut, die erste X-Mas-Party im Torfstecher, aber ein voller Erfolg. Nach dem Ende des Weihnachtsmarktes am Samstagabend zog es viele Glühwein- und Punschselige die wenigen Schritte weiter in den Saal des Torfstechers, um bei Rockmusik von Marshy Soil noch abzutanzen und sich am Vorabend des ersten Advents noch einmal auszutoben.
mit Bildergalerie
veröffentlicht am 2. Dezember 2025
Bei Diepoldshofen

Fahrzeug landet nach Unachtsamkeit in der Wurzacher Ach

Leutkirch – In der Nacht von Freitag auf Samstag (28./29.11.) kam es auf der B 465 zwischen Reichenhofen und Diepoldshofen zu einem spektakulären Verkehrsunfall, bei dem ein 28-jähriger Autofahrer leicht verletzt wurde. Nach derzeitigen Erkenntnissen war der Mann mit seinem Pkw in Fahrtrichtung Diepoldshofen unterwegs gewesen, als er aus Unachtsamkeit nach rechts von der Fahrbahn abkam. Das Fahrzeug geriet zunächst auf die Grünfläche und fuhr teilweise auf der Leitplanke weiter. Anschließend …
Eine große Zahl von Besuchern

Bad Wurzacher Weihnachtsmarkt am Samstag: Wetterglück und viele Neuerungen

Bad Wurzach – Albertine Häring und Jeanine Lack von der Bad Wurzach Info (BWI) und Gisela Brodd vom Orga-Team hatten im Vorfeld nicht zuviel versprochen: Der diesjährige Weihnachtsmarkt zog dank idealem Wetter und vielen Neuerungen wieder eine große Zahl von Besuchern an.
mit Bildergalerie
veröffentlicht am 1. Dezember 2025
Ausführlicher Bericht

Bad Wurzach lehnt Biosphärengebiet ab

Bad Wurzach (dbsz) – Bad Wurzach steigt aus dem Prüfprozess zur Schaffung eines Biosphärengebietes in Oberschwaben aus. Mit 17 zu 4 Stimmen wurde am Montagabend (13.10.) in der Gemeinderatssitzung der Antrag der CDU-Fraktion angenommen. Ein Antrag der zweiköpfigen Fraktion der Grünen auf Vertagung einer Beschlussfassung wurde mit derselben Mehrheit abgelehnt. Die Entscheidung Bad Wurzachs gilt als schwerer Rückschlag für den Prozess, verfügt die Stadt doch mit dem Wurzacher Ried über ein Herz…
Klarer Wahlsieg für den 21-jährigen Bad Wurzacher

Jan Jäckel zum Bürgermeister in Asselfingen gewählt

Bad Wurzach / Asselfingen (rei) – Der Name Jäckel ist in Bad Wurzach ein Begriff: Stefan Jäckel ist Personalchef der Stadtverwaltung. Jetzt wissen auch die Bürger der Gemeinde Asselfingen (bei Ulm) etwas mit dem Namen anzufangen: Jan Jäckel heißt ihr neugewählter Bürgermeister. Er ist der Sohn des Bad Wurzacher Amtsleiters und er ist erst 21 Jahre alt. Mit 84 Prozent gewann der Verwaltungsstudent die Wahl in der am Rande der Schwäbischen Alb gelegenen 1000-Einwohner-Gemeinde klar. Jan Jäckel …

TOP-THEMEN

Bad Wurzach
Ziegelbach / Bad Wurzach – In Ziegelbach soll mit dem „Adler”-Quartier ein Primärmedizinisches Zentrum entstehen. Aus…
Bad Wurzach / Asselfingen (rei) – Der Name Jäckel ist in Bad Wurzach ein Begriff: Stefan Jäckel ist Personalchef der …
Bad Wurzach – Die schönste Zeit des Jahres steht bevor – und der Handels- und Gewerbeverein Bad Wurzach lädt alle Kun…

Einzelhandel, Dienstleistungen und Handwerk in Allgäu-Oberschwaben

VERANSTALTUNGEN

Bad Wurzach