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Bei der OSK in Ravensburg

Knapp 1000 Menschen beim Krebs-Informationstag



Foto: OSK
Interessante Einblicke zur Krebstherapie.

Ravensburg – Es sind berührende Bilder am Samstag im St. Elisabethen-Klinikum: Kleine Kinder krabbeln in einem gigantischen Magen herum, der an eine blutrote Tropfsteinhöhle auf einem fremden Planeten erinnert. Behutsam und doch neugierig betasten sie die Ausbuchtungen und Krater darin, begleitet von ihren Eltern und Großeltern, die sich ein wenig ducken müssen, um die Namen der Krater zu lesen: Frühkarzinom steht dort, ulzeriertes Adenokarzinom, Gastritis Typ C oder auch abgeheiltes Magengeschwür.

Keine leichten Worte, womöglich auch Begriffe, die manchen Menschen Angst machen, die man verdrängen will. Fast jeder zweite Deutsche erkrankt im Laufe seines Lebens an Krebs. Allerdings kann man sich der Krankheit auch stellen, sich informieren, den Krebs annehmen – denn dadurch steigt die Chance, ihn auch zu besiegen. „Legen Sie Ihre Scheu ab, wir haben ein wunderbares onkologisches Team an der Oberschwabenklinik mit herausragenden Therapieerfolgen“, hatte der Ärztliche Direktor Prof. Dr. Oliver Rentzsch zu Beginn des Krebs-Informationstags gesagt. Und knapp 1000 Menschen folgten dieser Einladung.

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„Angst? Die haben wir gar nicht. Man kann doch so vieles gegen die Krankheit tun, gerade wir haben ja erfahren, wie weit die Medizin heutzutage ist“, sagen Tassilo Ettinger und sein Frau Erika aus Bad Waldsee, als sie aus dem Riesenmagen klettern. Der 90-Jährige und seine 84-jährige Frau erkrankten vor Jahren an Prostata- respektive Brustkrebs, den häufigsten Tumorerkrankungen – aber auch denen, bei denen sich die Heilungschancen in den letzten Jahren rapide verbessert haben. Beide holten sich frühzeitig Hilfe – bei der Oberschwabenklinik -, beide waren in der Strahlentherapie. „Ich hatte vor 20 Jahren zunächst eine Ausschabung und vor fünf Jahren wieder einen Tumor, den man mit 40 Strahlenanwendungen und Spritzen versorgte – das war hervorragend“, sagt Tassilo Ettinger. Auch sie „war richtig begeistert von der Versorgung an der OSK. Ich hatte vor 15 Jahren einen Tumor in einer kleinen Kalkkapsel, der entfernt wurde. Gott sei Dank war meine Krankheit im Anfangsstadium.“ Seit Jahrzehnten geht das Ehepaar regelmäßig zur Vorsorge, um auch für neue Erkrankungen gewappnet zu sein. „Und heute wollen wir uns einfach über die neuesten Entwicklungen informieren.“

Und die sind durchaus enorm. „Krebs kann heilbar sein. Wenn man ihn früh entdeckt, ist er operativ fast immer heilbar. Und unser Anliegen ist heute, bei den Menschen Achtsamkeit zu schaffen, die Symptome früh zu erkennen, zur Vorsorge zu gehen, aber auch nicht den Kopf in den Sand zu stecken, wenn sie die Krankheit bereits haben“, sagt Prof. Dr. Karolin Thiel, Chefärztin für Allgemein- und Viszeralchirurgie am EK und Spezialistin für roboter-assistierte Krebsoperationen.

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Nicht allein die Medizin auf universitärem Niveau, sondern insgesamt eine hochklassige ganzheitliche Versorgung von der Vor- bis zur Nachsorge sei die große Stärke der Oberschwabenklinik, sagte Dr. Gerhard Fischer, Leiter der Onkologischen Zentrums, der den Tag mit seiner Abteilung organisierte. „Krebstherapie ist Teamarbeit, hier braucht man alle Fachgebiete – Pflege, Medizin, Sozialarbeit, Reha. Und die Erkrankung ist ganzheitlich zu sehen, es geht nicht nur um OP/Chemotherapie oder Bestrahlung. Eine Vielzahl von unterstützenden Maßnahmen helfen dem Patienten auf dem Weg, wieder gesund zu werden.“

Gerade der Bereich Onkologische Fachpflege und Komplementärpflege war aus diesem Grund besonders stark vertreten beim Krebsinformationstag. Wie und welchen Sport kann ich bei Krebs machen? Wie mich entspannen? Was mache ich, wenn ich unter dem Fatigue-Syndrom leide, einer extremen, tumorbedingten Erschöpfung? Wie funktionieren Lymphdrainage und Leberwickel? Wie ernähre ich mich richtig, mit wie viel Eiweißen, mit wie viel Kalorien? Auf alle Fragen gab es in Workshops und Vorträgen eine Experten-Antwort. „Ich fand durchweg alles sehr interessant hier. Ich habe Schilddrüsen-Krebs, bin im Tumor-Zentrum in München in Behandlung und weiß inzwischen viel über Krebs, aber ich habe hier überall etwas mitgenommen, Neues erfahren. Es war wertvoll, hierherzukommen, trotz dreieinhalb Stunden Fahrt“, sagte Monika R.. Besonders die Komplementärpflege hatte es der Münchnerin angetan und hier der Vortrag von Beate Metzler, an der OSK Expertin für Aromapflege, Kneipp, Wickel und Auflagen. „Ich kenne sie schon länger, es ist für jede Klinik ein Segen, so jemanden zu haben. Sie ist immer positiv, weiß immer etwas Neues, baut dich auf, sagt, probier‘ doch mal das oder das. Solche Mitarbeiter gibt es in München nicht. Es hat sich gelohnt hier – auch für meine Cousine aus Südtirol, die sich um ihre erkrankte Mutter kümmern will und die ich deshalb gleich mitgebracht habe.“

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„Wenn du die Diagnose Krebs bekommst, ist das wie ein Schlag. Dann ändert sich das Leben komplett. Es ist wie ein Blatt, das umgedreht wird“, fügt ein Mann aus Bad Saulgau an. Im Februar erhielt der 71-jährige, der vor 25 Jahren mit dem Rauchen aufhörte, die Diagnose Lungenkrebs, seither wird er im Zentrum in Wangen behandelt. „Wichtig ist, dass man lernt, mit der Krankheit optimal umzugehen. Der Vortrag von Dr. Robert Scheubel, dem Chefarzt der Lungenfachklinik in Wangen, war für mich sehr spannend. Er hieß ,Lungenkrebs – kein Grund zur Verzweiflung‘, und das stimmt. Man muss einige Dinge auf den Prüfstand stellen, muss manches akzeptieren und verarbeiten, aber man kann weiter nach vorne schauen. Und man kann trotzdem glücklich sein.“

So wie die Kinder, die mit dem Da-Vinci-Roboter spielen, der in der Aula steht. Vor allem die Kleinen lieben es, wie ein Pilot an der Konsole zu sitzen. „Da muss man Gummiringe über kleine Kegel ziehen, das ist lustig, aber auch ganz schön schwierig, weil die Wege tiefer sind als man denkt“, sagt Maxime, acht Jahre jung. Chefarzt wäre er nur ungern: „Da muss man ganz schön viel wissen“, sagt er. „Eigentlich will ich lieber Fußballprofi werden.“

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