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Sehr starker Besuch bei Requiem und Beerdigung

Bad Waldsee nahm Abschied von Franz Daiber



Bad Waldsee – Er hat seine Stadt geliebt und ihr gedient. Als Stadtrat, als einer, der das Brauchtum hochhielt und auch im – vergeblichen – Kampf um das Krankenhaus. Er war den Mitbürgern zugewandt, man hat ihn lächelnd vor Augen, wenn man an ihn denkt. Heute (19.12.) wurde er zu Grabe getragen: Franz Daiber, der am 12. Dezember nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 71 Jahren gestorben ist. Die berührende Trauerfeier in St. Peter war ausnehmend stark besucht. Nachrufe sprachen Oberbürgermeister Matthias Henne, für den Gemeinderat Benno Schultes, für die Narrenzunft Christoph Mayer, für die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte Roland Haag, für das Handwerk Alexandra Frater-Pabst aus Ravensburg. Franz Daibers Sohn Michael trug ein selbstgemachtes Gedicht in schwäbischer Mundart vor, in dem deutlich wurde, wie wichtig dem Verstorbenen die Ehefrau und die Familie als Rückhalt und Kraftquelle waren. Es zelebrierte Pfarrer Stefan Werner, der den Verstorbenen ebenfalls mit persönlichen Worten würdigte. Die Beerdigung auf dem Alten Friedhof wurde umrahmt von den Klängen einer Bläsergruppe um Franz Gapp.

Franz Daiber (1954 – 2025). Foto aus dem Wahlprospekt der Freien Wähler 2014

Im morgen erscheinenden Amtsblatt der Stadt Bad Waldsee wird der verstorbene Stadtrat von Oberbürgermeister Matthias Henne, Bürgermeisterin Monika Ludy und den Fraktions- und Gruppensprechern Bernhard Schultes (Freie Wähler), Maximilian Klingele (CDU), Lucia Vogel (Bündnis 90/Die Grünen) und Karl Schmidberger (SPD) gewürdigt; ihr gemeinsamer Nachruf erfolgt im Namen des gesamten Gemeinderats, der Stadtverwaltung und der Stadt Bad Waldsee. Darin heißt es unter anderem: „Mit Franz Daiber verliert die Stadt Bad Waldsee einen Menschen, der sich über Jahrzehnte hinweg mit außergewöhnlichem Engagement, großer Herzlichkeit und tief empfundener Verantwortung für das Gemeinwohl und ,seine‘ Stadt eingesetzt hat. (…) Er war ein Mensch des Ausgleichs, des Zuhörens und des ehrlichen Wortes. (…) Seine Beiträge waren sachlich, konstruktiv und von Respekt geprägt – auch dann, wenn unterschiedliche Meinungen aufeinandertrafen.“

In ihrem Beitrag im Amtsblatt würdigen Stadtspitze und Gemeinderat auch Franz Daibers Einsatz zur Erhaltung des Bad Waldseer Krankenhauses, seine Pflege des Waldseer Kulturgutes der Fasnet und sein Engagement bei der beruflichen Ausbildung im Friseurhandwerk, wo er jahrzehntelang den Vorsitz bei der Gesellenprüfung im Kreis Ravensburg innehatte.

Der Nachruf schließt mit den Worten: „Die Stadt Bad Waldsee ist Franz Daiber zu außerordentlichem Dank verpflichtet. (…) Die Stadt Bad Waldsee wird Franz Daiber ein ehrendes Andenken bewahren.“

2016 wurde Franz Daiber mit der Ehrenamtsmedaille der Stadt ausgezeichnet. Zudem war er Träger der Staufer-Medaille des Landes Baden-Württemberg.

Seit 2014 war Franz Daiber Mitglied des Gemeinderates gewesen, dreimal von der Bürgerschaft mit sehr hohen Stimmenzahlen (2019: 6539 Stimmen) gewählt. Wir haben Benno Schultes, in dessen Fraktion der Freien Wähler Franz Daiber Mitglied war, um einige Worte aus Anlass des Todes seines kommunalpolitischen Weggefährten und Freundes gebeten. Schultes hatte vor der Kommunalwahl von 2014 um den geachteten Mann geworben. „Ich erinnere mich gern an die vielen Gespräche, die wir im Vorfeld hatten – meist neben dem Haareschneiden her in seinem Friseursalon. Franzl hat sich lange und ernsthaft mit der Frage befasst, ob er die Aufgabe annehmen will und ob er ein Mandat als Stadtrat auch zeitlich wahrnehmen kann angesichts seiner vielen anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten und gesellschaftlichen Verpflichtungen.“

Daiber habe dann sein Mandat mit großem Ernst wahrgenommen. „Franzl kam immer bestens vorbereitet zu den Sitzungen, anfangs mit sichtbar markierten Papierunterlagen und später auch mit dem elektronischen Sitzungsgerät, mit dem er sich trotz anfänglicher Skepsis schnell angefreundet hat.“ Im Rat habe Franz Daiber eine klare Linie vertreten, durchaus mit Nachdruck, wenn es nottat. „Gleichzeitig achtete er immer darauf, sein Gegenüber nicht bloßzustellen oder zu verletzen. Sein Ton war immer freundlich und wertschätzend – sowohl im Kollegenkreis als auch in der Diskussion mit der Verwaltung.“ Franz Daiber sei nah bei den Leuten gewesen und habe die Anliegen seiner Mitbürger ernstgenommen. „Dabei machte es ihm nichts aus, dass sich die ein oder andere Bürgerfragestunde nun quasi in seinem Friseursalon abspielte.“

Zum Kampf ums Krankenhaus haben wir Thomas Bertele, einen der Vorkämpfer der stadtweiten Protestbewegung, um ein Wort mit Blick auf seinen Mitstreiter Franz Daiber gebeten. Bertele schreibt: „Er war ein Kämpfer der ersten Stunde. In Sachen Waldseer Krankenhaus war ihm nichts zu viel und er scheute bei vielen Besprechungen mit der Politik und diversen Geschäftsleitungen nie davor zurück, unbequeme Fragen zu stellen. Jeden noch so kleinen  Strohhalm für den Erhalt unseres Hauses hat er aufgenommen und sei es noch so unwahrscheinlich gewesen, damit etwas zu erreichen. Seine Verlässlichkeit, seine Beharrlichkeit und sein Wissen um die ganzen Themen im Gesundheitssektor generell, aber auch in Sachen Krankenhausfinanzierung im Speziellen, waren unglaublich.“ Bertele schloss seine Mail mit den Worten: „Gerne würde ich Ihnen noch weitere Eigenschaften dieses außergewöhnlichen Menschen schildern, aber es fällt mir noch sehr schwer, über und nicht mit ihm zu sprechen. Sein Tod trifft mich und sehr viele Menschen in der Stadt sehr hart und völlig unvorbereitet.“

Franz Daiber im April 2022 bei der großen Demonstration für die Erhaltung des Bad Waldseer Krankenhauses. Er gehörte zum Führungsteam im Kampf gegen die Schließung. DBSZ-Archivbild.

„Er fehlt“

Christoph Mayer, der amtierende Zunftmeister der Waldseer Narrenzunft, erinnerte im Gespräch mit der Bildschirmzeitung an das Große Narrentreffen im Jahre 2008, zu dem alle VSAN-Zünfte nach Bad Waldsee gekommen waren, bis aus Offenburg und Bad Säckingen, von Lindau und Rottenburg, auch aus der Schweiz. 68 Narrenzünfte seien damals in der Fasnetshochburg Bad Waldsee zu Gast gewesen. Allen ein Dach zu geben und sie in die Ortsfasnet einzubinden sei eine enorme organisatorische Herausforderung gewesen. „Franzl war der Kopf vom Ganzen. Unter seiner Führung haben wir das Großereignis gestemmt.“ Das Große Narrentreffen der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) gebe es nur alle vier Jahre; mit Fug und Recht könne es als „Olympiade der Narren” bezeichnet werden. „Dieses Treffen war das größte Ereignis für die Zunft in ihrer langen Historie und auch für unsere Stadt Waldsee.”

In der Mitteilung der Narrenzunft Waldsee an die VSAN über den Tod ihres Ehrenzunftmeisters schreiben Christoph Mayer und die beiden Vizezunftmeister Thomas Bohner und Achim Bregler über dieses Mega-Narrentreffen: „Mit unermüdlichem Einsatz, klarer Struktur und Entschlossenheit führte Franz Daiber die Zunft durch die Herausforderungen dieses außergewöhnlichen Ereignisses. Was nach außen als Glanz erschien, war das Resultat von Disziplin, Energie und einem großen Narrenherzen.“

Zum Großen Narrentreffen 2008 kam auch der damalige Ministerpräsident Günther Oettinger nach Bad Waldsee. Es entwickelte sich eine dauerhafte Freundschaft mit Franz Daiber. Der Politiker kam in der Folge oft zur Waldseer Fasnet, auch in seiner Zeit als EU-Kommissar.
© Brigitte Göppel

Das Große Narrentreffen im Jahre 2008 war der krönende Abschluss des zehnjährigen Wirkens von Franz Daiber im Amt des Zunftmeisters. Selbstverständlich blieb er seiner Zunft und der Waldseer Fasnet weiterhin eng verbunden, so über das Mitmachen bei der Mords Comedia und ab 2011 als Fasnetspfarr‘.

Mords Comedia in der Anfangszeit (um 2000); vorne Franz Daiber als „Dottore”. Die Mords Comedia bereicherte die Waldseer Fasnet über ein Vierteljahrhundert (bis 2023). Pfiffig und witzig nahm das „Teatro“, garniert mit gekonnten Flötentönen, das kommunale Geschehen auf die Schippe. Das „Aufsagen“ in den Wirtshäusern mit italienischem Schwäbisch war echte Fasnetskunst. DBSZ-Archivbild

Ausriss aus dem Amtsblatt vom 6. 2. 2013. DBSZ-Archiv

Fasnetvergraben 2015. Entnommen der Amtsblattausgabe vom 19. 2. 2015. Foto: Wolfgang Weiß

Franz Daiber war ein wortgewandter, ein wortgewaltiger Fasneter, der aber auch die leisen Töne beherrschte. Als Hofmarschall, als Zeremonienmeister, als „Dottore“ bei der „Mords Comedia“, als Fasnetspfarr‘ habe er Glanzlichter gesetzt, sagte Christoph Mayer im Gespräch mit der Bildschirmzeitung. „Mit einem sicheren Gespür für Situationen, niveauvoll und mit feinem, tiefgründigem Humor“ – das sei der Stil des Franz Daiber gewesen, der im Waldseer Brauchtum tiefe Spuren hinterlassen habe. „Er fehlt uns: als Freund, als Ehrenzunftmeister, vor allem aber als Mensch.“
Gerhard Reischmann




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