Man will es nicht mehr aus der Hand legen
Bad Waldsee – Nachdem die Bad Waldseer Stadtspitze vorab in den Genuss gekommen war („Der Waldseer“ berichtete), wurde es am Donnerstagabend (20.11.) im Waldseer Kornhaus dem breiten Publikum vorgestellt: Das neue Waldsee-Buch, herausgegeben von Susa Lorinser und Markus Leser.

Talk übers Buch: Thomas Fricker im Gespräch mit den Herausgebern Susanne Lorinser und Markus Leser.
Barny Bitterwolf eröffnete den kurzweiligen Abend in einer gut gefüllten Säulenhalle mit mehr oder minder schrägen Tönen aus einer Sackpfeife: „Dera isch heit au z’kalt“ kommentierte er selbst sein Spiel. Um von der Pfeife auf das Buch zu kommen. „Es wird wohl das letzte Waldsee-Buch ohne KI sein. Alles selbst gemacht. Die Texte. Die Fotos. Die Fehler.“ So das kesse Fazit des Barden.
Christoph Liebmann, Zweiter Vorsitzender des Museumsvereins, übernahm als Hausherr die Begrüßung. Das Buch komme genau zur richtigen Zeit, denn bekanntlich stünden nächstes Jahr viele Jubiläen an: 1100 Jahre Waldsee, 600 Jahre Rathaus, 70 Jahre Bad. „Das Buch ist nicht nur für uns, sondern auch für künftige Generationen ein interessantes Zeitzeugnis.“ Besonders freue er sich, dass die Herausgeber das Kornhaus als Ort für die Vorstellung gewählt hätten.
Quiz mit Barny
Nächste Zwischenrunde: Quiz mit Barny. „Wer hat im nächsten Jahr einen runden Geburtstag“, stellte er die Frage ans Auditorium und schnell hatten sich je ein Aspirant auf den 85. Geburtstag und einer auf den 50. gefunden. Klar, dass sich Bitterwolf ein paar scherzhafte Fragen zur Stadt und ihrer Geschichte hatte einfallen lassen. Kostprobe: „Was passiert jeden ersten Freitag im Monat um halb sechs am Hafendeckel?“ Großes Rätselraten. „Nix!“ So wurde die Stimmung im Saal schnell locker und heiter.
Hinweis der Redaktion für Nicht-Waldseer: Der Ausdruck “Hafendeckel” ist eine alte Bezeichnung für das Wurzacher Tor.
Thomas Fricker, auch er ein Waldseer Gewächs und lange Jahre Chefredakteur bei der „Badischen Zeitung“ sowie Autor eines Beitrages im Buch, lockte in lockerer Talkrunde die Entstehungsgeschichte des Buches aus den beiden Herausgebern heraus. Das Publikum erfuhr, dass die Idee so vor zwei Jahren entstanden ist. Damals habe man die Jubiläen 2026 in den Blick genommen, „da könnte man doch was machen“, erinnerte sich Susa Lorinser.
In der Tradition der Väter
Die beiden Herausgeber kennen sich schon seit dem Kindergarten und mit der Buchidee setzten sie nahtlos die Tradition ihrer Väter fort. Ferdinand Schagemann, Vater der Herausgeberin und ebenfalls Buchhändler in Waldsee, und Rupert Leser, bekannter Fotojournalist, hatten ihrerseits zwei Waldsee-Bücher gemacht, eines kam 1969 und das zweite 1985 in den Handel.
„Es gab jetzt eine Lücke, das letzte Waldsee-Buch erschien 2012, und seitdem ist eine Menge passiert. Es war einfach Zeit für ein neues Waldsee-Buch“, so Lorinser. Ein Buch zu produzieren sei doch eine ganz andere Hausnummer. „Ja spinnt Ihr denn? Heute noch ein Buch machen. Das liest doch kein Mensch“, zitierte Lorinser die Kommentare aus Freundes- und Bekanntenkreis. Mit dem Grafiker Mark Brandner aus Leutkirch fanden sie einen kongenialen Mitstreiter, der viel zum optischen und technischen Gelingen des Buches beitrug. Und dann klapperte sie mit einem Exposé potenzielle Sponsoren, sprich Abnehmer des Buches, ab. Mit der Stadtverwaltung und weiteren Waldseer Akteuren – so das Erwin-Hymer-Museum, die Volksbank Allgäu-Oberschwaben, die Kreissparkasse, das Fürstliche Golf-Resort, die Bauernschule – wurden Garantieabnahmen vereinbart, so dass die Grundkosten für die Produktion gedeckt waren.
Nach diesen Vorarbeiten konnte es richtig losgehen. Bild- und Textautoren suchen, auswählen, Deadlines setzen.
Kampf mit der Bilderflut
„Ich hab dem Mark eine CD mit Bildern zur Auswahl geschickt“, erzählt Leser. „Der hat dann angerufen und meinte, da seien ja 7000 Bilder drauf, die könne er unmöglich alle sichten und auswählen. Und ich dachte, 7000 ist doch nicht viel, ich hab ja schon von 100.000 auf 7.000 reduziert.“
Die Druckerei
Toll auch die Zusammenarbeit mit Druckerei Marquart in Aulendorf „Was, wir dürfen ein Waldsee-Buch produzieren?“, freute sich die Aulendorfer Druckereibesitzerin. Wer um die Neckereien zwischen Bad Waldsee und Aulendorf weiß, versteht erst so richtig die Süffisanz dieses Ausrufes.
„Ja zum Schluss ist man erstmal froh, dass das Buch fertig ist“ und jetzt wäre es das Wichtigste, dass das Buch dem Publikum gefalle – und also fleißig gekauft würde.
Thomas Fricker las dann noch einen Auszug aus seinem Text und Barny Bitterwolf gab Lieblingsplätze der Waldseer zum Besten.
Mit Dankesworten an alle, die sich am Buch beteiligt hatten, schloss Susa Lorinser den offiziellen Teil der Vorstellung.

Buch-Macher (von links): Markus Leser, Barny Bitterwolf, Mark Brandner, Susanne Lorinser, Ernst Fesseler, Albrecht Reuß, Peter Blank, Karin Kiesel, Christoph Rauhut, Rudolf Forcher, Thomas Fricker; nicht mit auf dem Bild Wolfgang Heyer, Reiner Schloz und Elisabeth Siebenrogg.
Das Buch
“Bad Wald See” steht auf der Titelseite. Der Inhalt des 156 Seiten starken Werkes gliedert sich in die Kapitel Wasser, Geschichte, Rathaus, Genuss, Feiern, Kultur, Sport und dazwischen sind immer wieder Lieblingsplätze Waldseer Bürger eingestreut.
Ein erster Blick ins Buch zeigt ein Bilder-Lesebuch oder ein Lese-Bilderbuch. Man will es nicht mehr aus der Hand legen, denn neben den Bildern, die Bekanntes in immer wieder neuen Blickwinkeln oder auch Unbekanntes zeigen, fesseln die Texte mit ihren Geschichten.
Ein ausführliche Rezension liefert die Bildschirmzeitung nach – wenn der Reporter mit Lesen durch ist.
Jetzt schon meine Empfehlung: Mit das Beste, was Sie unter den Weihnachtsbaum legen können. Ab sofort in der Stadtbuchhandlung für 29,90 Euro erhältlich.

Thomas Fricker liest aus seinem Text.

Im Städtequiz: Bitterwolf mit Gästen.

Christoph Liebmann, Zweiter Vorsitzender des Museumsvereins, begrüßt das Publikum bei der Vorstellung des neuen Bad Waldsee-Buches.

Bittterwolf mit der zu kalten Sackpfeife.

Viel Publikum beim Heimspiel für Susanne Lorinser und Markus Leser im Bad Waldseer Kornhaus.
Text und Fotos: Erwin Linder

















