Der Oberschwäbische Kalender ist nun im Schwabenalter
Bad Waldsee – In der Bauernschule wurde vor kurzem der 40. Geburtstag eines ganz besonderen Jubilars gefeiert: des Oberschwäbischen Kalenders.
Beim Ministerpräsident hängt einer. In mehr als 7000 Küchen, Wohnzimmern, Büros Bastelkellern. Und das seit 40 Jahren mit steigender Verbreitung.
„Schwobe werret mit vierzge gscheit, de andre it in Ewigkeit“ – es war eine runde Feier, zu der die Bauernschule eingeladen hatte und mehr als 100 Personen Gratulanten kamen, als der nun zum 40. Mal herausgekommene Oberschwäbische Kalender hoch gepriesen wurde.
Frisch, jung und sympathisch, so bat die stellvertretende Schulleiterin Regina Steinhauser den Spiritus rector des Oberschwabenkalenders Josef Schaut als Co-Moderator vor das Publikum. Als weitere Ehrengäste begrüßten sie Pater Josef Scheuerer von den Comboni-Missionaren aus Mellatz, den Leiter des Kulturamtes im Landratsamt, Dr. Maximilian Eiden, sowie den früheren Landesminister Rudi Köberle.

Regina Steinhauser von der Bauernschule mit dem Spiritus rector des Kalenders, Josef Schaut. Foto: Erwin Linder
„Schwäbisch sei eine Herzensangelegenheit“ – zu diesem Schluss kamen die Moderatoren Steinhauser und Schaut, an dessen Revers der Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg prangte.

Pater Josef Scheuerer (Bild) eröffnete den Reigen der Grußworte. „Mit diesem Kalenderprojekt wird die Missionsarbeit in Uganda wirkungsvoll unterstützt. Junge Menschen, die sonst keine Chance hätten, können so eine handwerkliche Ausbildung bekommen. Mein besonderer Dank geht heute an Regina Steinhauser und Josef Schaut. Denn sie unterstützen uns nicht mit großen Worten, sondern mit Tun.“

Stefanie Linz (Bild) überbrachte Grußworte von Landrätin Stefanie Bürkle vom Landkreis Sigmaringen und Elke Malke brachte Grußworte des Ministerpräsidenten, der sich jedes Jahr aufs Neue über dieses Werk freue.

Elke Malke sprach im Auftrag des Ministerpräsidenten.
Mit einer Video-Botschaft drückte Pater Leonhard aus Nigeria seine Freude und seinen Dank aus.

Video-Botschaft aus Nigeria von Pater Leonhard (erkennbar in der Ecke links oben).
Dr. Maximilian Eiden stellte seinen Festvortrag unter das Motto des Bleibens und Bewegens. Die jungen Menschen, die diesen Kalender seit 40 Jahren gestalten, stünden ebenfalls an der Entscheidung zum Bleiben oder Bewegen. Für viele ist schon der Besuch der Berufsschule die erste Bewegung, denn sie müssten zur Berufsschule den Heimatort verlassen. Je nach gewähltem Beruf für einen Tag oder andere für Blockunterricht für mehrere Wochen.
In den letzten 40 Jahren veränderte sich Vieles, stellte Eiden fest. Die Gesellschaft wurde global vernetzter, die Menschen blieben immer seltener da, wo sie geboren wurden. Manche kämen wieder, viele nicht. Durch die Bewegung innerhalb der Gesellschaft verlöre auch der Dialekt an Bedeutung, an Kraft und Ausdruckstärke.
„Der Kalender ist eine eminente kulturelle Leistung“, so Eiden. Er stelle keine Leistungsschau dar, wie es zum Beispiel touristische Medien müssten, sondern gewährt Einblicke ins Kleine. „Er begleitet über einen gewissen Zeitraum“ und schaffe so eine „Andacht zum Umschauen“ Er sei gespannt, wie sich dieses einladende, empathische Medium im Jahr 2065 – also im doppelten Schwabenalter – präsentiere.

„Eine eminente kulturelle Leistung.” Kreiskulturchef Dr. Maximilan Eiden würdigte das von Josef Schaut und seinem Team Geschaffene.
In einer lockeren Talkrunde mit Josef Schaut, Marlies Grötzinger, Elke Malke, Rüdiger Eppe und Patrick Appeltauer, den „Machern“ des Kalenders, spürte Regina Steinhauser dem Entstehen des Werkes nach. Josef Schaut erzählte von den Anfängen zusammen mit dem Fotografen Hiller aus Bad Saulgau. Die Mundart-Autorin Grötzinger gab einen Einblick in das Finden der Texte. „Das schwäbisch Sprechen ist einfach, das Schreiben schwieriger, aber wir treffen immer Mehrheitsentscheidungen.“

Mit dem Schwäbischen haperte es etwas beim Talk über den Kalender. Unser Bild zeigt von links nach rechts Patrick Appetauer, Rüdiger Eppe, Elke Malke, Marlies Grötzinger, Regina Steinhauser und Josef Schaut.
Elke Malke hob am Beispiel eines Kalenderblattes mit dem Titel „oifach leaba“ die Tiefgründigkeit und Doppeldeutigkeit vieler Blätter hervor.

Rüdiger Eppe (Bild) freute sich als Vertriebsleiter über die stetig wachsende Auflage von den anfänglichen 200 Exemplaren auf jetzt über 7000, die bis in die USA versendet würden.

Patrick Appeltauer (Bild), Vorstand im Kalender-Verein, sorgte sich um die Zukunft, da treibende Kräfte wie Josef Schaut sich aus Altersgründen verständlicher Weise zurückziehen wollen.

Mit der Vorstellung von „Lieblingskalenderbildern“, die die künstlerische Bandbreite der Kalenderblätter zum Ausdruck brachte und zwei humoristischen Einlagen von Stephan Schwarz (Bild), Hochschulpfarrer und Kirchenkabarettist, endete das offizielle Geburtstagsprogramm und die Bauernschule lud noch zum gemütlichen Zusammensein ein.



Bezugsquelle
Den Kalender gibt’s bei https://oberschwaebischerkalender.de/kaufen.html zum Preis von 14,- Euro.
Text und Fotos: Erwin Linder












