Ein faszinierender Vortrag von Dekan Kurt Benedikt Susak
Kißlegg – Am Deutschen Hospiztag begrüßte Matthias Dörrer, der Vorsitzende der Hospizgruppe Kißlegg e.V., rund 130 Besucher zu einem besonderen Vortrag über die „Spiritualität im Allgäu“. Der Vortrag, der von Dekan Kurt Benedikt Susak aus Davos, Schweiz, gehalten wurde, war mitreißend, humorvoll und zog die Zuhörer von Anfang bis zum Schluss in ihren Bann.
Dekan Kurt Benedikt Susak begann mit einer eindrucksvollen, geschichtlichen Darstellung der spirituellen Landschaft des Allgäus. Besonders hervorgehoben wurden die zahlreichen prunkvollen Kirchen, Kapellen und Wegkreuze, die das christliche Erbe der Region sichtbar machen. Darüber hinaus erinnerte Susak an die Klöster, die im Allgäu gegründet wurden, wie das Benediktinerkloster in Isny, Klöster in Leutkirch, Wangen, Reute, Ochsenhausen, Ottobeuren, Weingarten etc. und stellte die wichtige Rolle von Missionaren, wie dem Wandermönch Magnus, heraus. Magnus, ein bedeutender Heiliger, gilt als Symbolfigur für die Christianisierung des Allgäus.
Auch der irische Mönch Gallus, der im 6. und 7. Jahrhundert im Bodenseeraum wirkte, wurde als prägende Figur genannt. Die Kißlegger Kirche verdankt ihm ihren Namen. Die Reformation im 16. Jahrhundert führte zu bedeutenden Veränderungen in der Region: Während Städte wie Isny, Leutkirch und Wangen zum evangelischen Glauben übertraten, blieb die ländliche Bevölkerung größtenteils katholisch. Diese Spaltung spiegelte sich in den prunkvollen barocken Kirchen wider, die nach der Reformation als Ausdruck einer katholischen Erweckungsbewegung errichtet wurden.
Der Vortrag beleuchtete auch die tief verwurzelte Volksfrömmigkeit, die sich bis heute im Allgäu erhalten hat. So gibt es immer noch Menschen, die sich der traditionellen Praxis widmen, mit Gebeten um Heilung bitten – etwa bei Brandwunden oder Warzen. Aber auch Prozessionen, wie am Freitag nach Christi Himmelfahrt die größte Reiterprozession Europas, der Weingartener Blutritt mit über 2000 Wallfahrern, oder der Bad Wurzacher Blutritt am 2. Freitag im Juli, sind aus der Allgäuer Tradition nicht mehr wegzudenken.
Weit über die Grenzen bekannt ist Pfarrer Augustinus Hieber, der selbst bei widrigsten Wetterbedingungen die Gläubigen im Sterben nicht im Stich ließ und oft in der Nacht durch hohe Schneeverwehungen stapfte, um den Sterbenden die „letzte Ölung“, die Krankensalbung zu spenden.
Auch heute noch pilgern viele Menschen mit ihren Sorgen und Nöten an sein Grab in Merazhofen, um zu beten und Trost zu suchen. Die zahlreichen Votivtafeln vor Ort zeugen von der tiefen Verbundenheit der Gläubigen mit „ihrem“ Pfarrer.
Die Kißlegger Stubenmusik untermalte den tiefsinnigen und doch kurzweiligen Abend mit ihren frohen Klängen.
Die Veranstaltung beeindruckte die Gäste durch ihre Mischung aus Geschichte, tiefgründigem Wissen, Humor und einer lebendigen Darstellung der Spiritualität des Allgäus. Die Region bleibt somit ein faszinierendes Beispiel für die enge Verbindung von Kultur, Glaube und Geschichte.















