Abrudern am Ende einer Festsaison
Bad Waldsee – Mit dem Abrudern am 18. Oktober endete für den Ruderverein Waldsee das 125. Jubiläumsjahr.
Unser Stadtsee. Schauplatz der höchst gelegenen Ruderregatta in Deutschland. Ausgetragen als Sprintregatta, denn mehr als 500 Meter Bahnlänge gibt der See eben nicht her. Zum Abrudern nochmals ein Stückchen weniger. Denn am Samstag wurde die Stadtmeisterschaft in Gig-Vierern ausgetragen. In den Booten saßen keine Ruder-Athleten, die vom Frühjahr bis in den Herbst auf dem Stadtsee trainieren und für den Ruderverein viele Preise einfahren. Nein, diesmal durften Krethi und Plethi an die Riemen.

Ein Floß, mitten im See zwischen zwei Bahnen verankert, diente als provisorische Startanlage (Bild). Wie bei den Profis wurden die Boote ausgerichtet. Auf das „Los“ des Starters legten sich die Ruder-Amateure kräftig in die Riemen. So richtig im gleichen Takt waren die Vier an den Riemen nicht immer. Aber es gab ja noch einen Fünften am Steuerruder, der das größte Chaos im Zaum und das Boot auf Kurs hielt.
Auch wenn es nicht aussah wie bei den Profis, umso mehr Spaß hatten die im Boot und die Menge Zuschauer im Bootshaus, die ihre Mannschaften natürlich lautstark anfeuerten und den Sieger ebenso lautstark feierten.
Das Ende einer ganz besonderen Saison
Es war ja diesmal eine ganz besondere Stadtmeisterschaft. Denn mit dem Abrudern beendete der Ruderverein ein höchst bemerkenswertes 125. Jubiläumsjahr, das von vielen Aktivitäten, einer sehenswerten Ausstellung im Kornhaus und einer Jubiläumsregatta gekennzeichnet war.
Die Bierfreunde hatten die Nase vorn
Die Sieger des Nachmittags und somit Stadtmeister im Rudern wurden bei den Männern die Mannschaft „Verein der Bierfreunde 1“, bestehend aus Sebastian Jans, Daniel Städele, Marc Hinder und Benjamin Schaden. Auf Platz 2 landeten „Hinter Mailand“ mit Max Lettau, Martin Bosch, Kevin Steiner und Jakob Schuschkewitz; auf den dritten Platz ruderte „Faustballer-Team Kleinigkeit“, hier konnte die Bildschirmzeitung nur den Schlagmann namentlich Hannes Hörmann dingfest machen.
Frauen voller Energie
Auch die Damen peitschten die Stadtsee-Wellen auf und trieben ihre Körper bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit. Auf dem Siegertreppchen ganz oben stand die „Frauschaft“, Nomen est Omen, „Energieriegel“, bestehend aus Ines Weiß, Yvonne Ege, Tanja Molitor und Manuela Grathwohl; auf Platz zwei landete „FVW goes Seenot“ mit Luise Schwarzkopf, Hannah Gresser, Sophie Schad und Ann-Kathrin Kösler; den dritten Platz errang „Alte Weiber Enta“, besetzt mit Tine Weber, Paddy Lang, Christine Baldauf und Nicola Pinske.
Sowohl die Damen als auch die Männer freuten sich riesig über Sieg und Platz und über Pokal (für die Ersten) und Urkunde für alle aus der Hand des OB Matthias Henne. Zum Schluss gab’s noch eine zünftige Bierdusche, wie es sich für Bierfreunde gehört (Bild).

Eine leibhaftige Olympiasiegerin und Weltmeisterin
Ab 18.00 Uhr war die Bootshalle Schauplatz für den offiziellen Abschluss des Jubiläumsjahres. Birgit Falter konnte prominente Ehrengäste begrüßen. Mit Dr. Carina-Bär Mennigen sandte der DRV eine leibhaftige Olympiasiegrein und Weltmeisterin zum Jubiläum nach Bad Waldsee. Vom Landesruderverband Baden-Württemberg war der stellvertretende Vorsitzende und Herr über die Finanzen Gerhard Reinert gekommen. Vom Württembergischen Landessportbund kam die Vizepräsidentin Margot Kemmler und der Sportkreis Ravensburg wurde von Roland Fitz vertreten. Matthias Henne und Monika Ludy repräsentierten die Stadt. Und ebenfalls in die Liste der Ehrengäste gehörten zwei besonders langjährige Mitglieder: René Auer und Rudolf Schellhorn.
Der Toten gedacht
Nach der Begrüßung gedachte Birgit Falter der im Jubiläumsjahr verstorbenen Mitglieder Herbert Zettler, Harald Mayer, Ruth Eicher und Herta Sidler-Kraft.
Birgit Falter schlug einen großen Bogen vom Radfahrverein, aus dem 1900 der RVW hervorgegangen ist, zum heutigen Verein mit 370 Mitgliedern und 45 Booten. Der RVW kann stolz auf viele Siege und ausgetragene Regatten, darunter auch Deutsche Meisterschaften, zurückblicken. Mit Drachenboot und SUP ist man auch neuen Sportarten gegenüber aufgeschlossen und leistet einen enormen Beitrag zum Breitensport. „Und das alles ohne Doping und Skandale am schönsten Ort in Bad Waldsee.“ Mit einem dreifachen Hip Hip Hurra auf die nächsten Jahre und Jahrzehnte beschloss Birgit Falter ihre Ansprache.
In den Grußworten der Ehrengäste, die alle eine besondere Verbindung zum RVW haben, klang der Respekt vor der Leistung all derer durch, die in 125 Jahren den Verein mit Leben erfüllt und zur heutigen Form gebracht haben. OB Henne berichtete mit Wohlgefallen vom Blick aus dem Fenster seines Amtszimmers: „Die Ruderer füllen den See mit Leben, denn unser See ist mehr als nur ein schöne Kulisse.“ Als Gastgeschenk brachte er eine Spende von 10 Euro für jedes Jahr. 1250 Euro, die Birgit Falter als Finanzvorständin sicher gut gebrauchen kann.
Drei sind seit jeweils 75 (!) Jahren im Ruderverein Waldsee Mitglied
Dr. Carina Bär-Mennigen, im Hauptberuf Ärztin, ging auf das Pink-Paddeling auf dem Stadtsee ein. „Hier sieht man, was Sport für die Gesellschaft leistet.“ Auch der Verband sieht mit Sorge, dass sich immer weniger Menschen ehrenamtlich in einem Verein einbringen wollen. Deshalb hat sich der DRV vorgenommen, das Ehrenamt jünger und moderner zu gestalten, damit sich auch jüngere Menschen wieder davon angezogen fühlen. Zum Schluss ihres Grußwortes konnte sie noch ganz besondere Ehrungen vornehmen: Rudolf Schellhorn, René Auer und Karl Jetter bekamen für jeweils unglaubliche 75 Mitgliedsjahre im RVW eine Urkunde und eine Medaille vom DRV.
50 Jahre dabei sind …
Für 50 Jahre Mitgliedschaft geehrt wurden: Klaus Christ, Christine Eicher, Daniela Eicher, Birgit Falter, Johannes Frick, Gerhard Griesser, Roland Haag, Martin Held, Inge Hoffmann, Jörg Jedelhauser, Susanne Kapitel, Peter Mast, Ursula Meisl, Siegfried Müller, Sybille Schach, Berthold Schmidinger, Roland Schmidinger, Karola Schranz, Walter Schranz, Günter Schröder, Ludwig Sieber, Harald Steinmayer, Ralf-Peter Steinmayer, Jörg Wieland.
„Sonst landet man im Trachtenladen“
Auch Gerhard Reinert vom Landesruderverband hatte seine besonderen Erinnerungen an Bad Waldsee. „Mit dem Achter muss man am Ende der Rennstrecke schnell abstoppen, sonst landet man im Trachtenladen.“Er schwärmte vom internationalen Flair des Regatta, den legendären Parties am Regatta-Wochenende und überreichte dem Verein eine Ehrenurkunde.
Margot Kemmler vom WLSB meinte, der RVW könne „Stolz wie Bolle“ auf das Geleistete sein und sprach ebenfalls das schwindende Interesse am Ehrenamt an. Für den Vorstand brachte sie eine Magnum-Flasche Sekt und darüber hinaus eine Spende über 250 Euro und eine Ehrenurkunde.
Roland Fitz vom Sportkreis Ravensburg überreichte eine Ehrenurkunde, einen Gutschein sowie die Ehrennadel in Bronze für die Arbeit der Vorstände Dieter Seebold und Johannes Wiest.
Zwischen den Grußworten sorgte Andreas Heintel mit jeweils ein paar Jahrzehnten Rückblick auf die Geschichte des RVW mit einer Beamer-Präsentation für Auflockerung.
Anschließend an den offiziellen Teil gab’s lecker Nachtessen und Party bis in die späte Nacht.

Die Ruderer haben ihre Sachen gepackt. Still ruht der See.
Text und Fotos: Erwin Linder
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