Es wird ein soziales Zentrum
Kißlegg – „Was machen wir, wenn das Gebäude fertig ist?“ – unter dieser Leitfrage versammelten sich am vergangenen Montag, 20. Oktober, rund 60 Bürger im Cäsarsaal des Neuen Schlosses in Kißlegg. Im Treppenaufgang grüßten die Sybillen mit ihrem krytischem Lächeln, das die Besucher über die Zukunft rätseln. Die Zukunft des Löwen aber zeichnet sich klar ab. Und sie ist vielversprechend.

Die Umbaupläne für den „Löwen“ stießen auf großes Interesse. Foto: Hans Reichert
Bürgermeister Dieter Krattenmacher ließ die Geschichte des Traditionsgasthauses aufleben und gab einen Überblick in den baulichen Zustand der letzten Jahre. Der Dachstuhl freue die Denkmalschützer sehr, aber das Fachwerk hat seit der Bauzeit um 1780 sehr gelitten. Die gesamte Restaurierung hin zu einem neuen Ortsmittelpunkt werde rund fünf Millionen Euro verschlingen; die Landesregierung helfe mit zwei Millionen und weitere Zuschüsse seien avisiert. Der Gemeinde würden dann noch rund zweieinhalb Millionen an Kosten bleiben.
Was gewinnt Kißlegg mit dem neuen „Löwen“? Es sollen darin Treffpunkte für die Einwohner entstehen, „wir wollen, dass die Leute wieder miteinander was unternehmen und weg von den Bildschirmen kommen“, so der Bürgermeister. Auch in Kißlegg gebe es viele einsame Menschen. Die Einsamkeit sei bekanntermaßen ein gesellschaftliches Problem heute, auch ein gesundheitliches Problem.
Miteinander und füreinander
Ein Nutzungskonzept ist schon entworfen, Vorschläge aus der Bürgerschaft sind erwünscht. Daniela Winter stellte das Prinzip vor, in acht Punkten steht schon eine Organisationsstruktur (ihre Powerpoint-Präsentation habe wir am Ende dieses Artikels unter „Downloads“ hinterlegt). Es wird ein wichtiger Schwerpunkt der sozialen Infrastruktur der Gemeinde werden. Und alles wird unter dem Motto stehen: „Miteinander und Füreinander“. Das Logo dafür ist schon entworfen.
Bürger für Bürger
Doris Kurzhagen, die Vorsitzende des Vereins Bürgers für Bürger, der im „Löwen“ seine Heimstatt finden wird, kann schon auf 52 Helfende zählen, die 85 Haushalte betreuen. „Was fehlt noch in Kißlegg, wie können wir uns einbringen?“ Es sollen auch mehr junge Menschen in ein Ehrenamt kommen. Insgesamt bestehe ein offenes Programm, Anregungen und Wünsche seien willkommen. So beantwortete sie die Frage eines Bürgers, der meinte, „ist das nicht zu diffus?“
Herz und Gemüt
Susanne Mennig von „Herz und Gemüt“ freut sich schon auf Räume für eine Geschäftsstelle der Nachbarschaftshilfe und von „Herz und Gemüt“.
Für Vereine
Im „Löwen“ wird eine Gaststube mit Nebenräumen entstehen. Damit können Vereine und Gruppen ohne eigene Räumlichkeiten ihre Versammlungen halten. Barrierefreie Toiletten werden im Untergeschoss eingebaut.
Wohnungen für Bedürftige
Im Obergeschoss sind sechs kleine Wohneinheiten für ältere Kißlegger Bürger in Notlagen geben. „Wir haben solche Menschen in der Gemeinde. Bärenweiler und die Bürgerstiftung sind nicht mehr dafür da“, ergänzt Bürgermeister Krattenmacher. Es wird aber kein Geschäft mit Vermietungen werden, „wir wollen keine Konkurrenzsituation zu bestehenden Angeboten.“
Das ganze Projekt ist auf guten Wegen. Die Sybillen im Treppenhaus des Neuen Schlosses können für die Zukunft des sozialen Miteinanders in Kißlegg nur Gutes vorhersehen. Darum lächeln sie auch alle.
Hans Reichert
Unter Downloads haben wir die Folien zum Nutzungskonzept hinterlegt














