Zwei neue Horste für Fischadler im Ried
Bad Wurzach – Dank einer Patenschaft des Heimatvereins Wurzen könnte der Traum von Siegfried Roth, Leiter des Naturschutzzentrums Wurzacher Ried, und der vieler Ornithologen wahr werden: Dass sich nämlich im Ried in naher Zukunft neben einem Brutpaar im Rheintal, dem bisher einzigen in Baden-Württemberg, auch im Wurzacher Ried ein Fischadler niederlassen könnte.
In der letzten Augustwoche war es dann soweit, nachdem der Termin für den Bau im Frühjahr mit Rücksicht auf das unweit eines der geplanten Standorte brütende Kranichpaar abgeblasen wurde. Mit sechs Helfern des Heimatvereines Wurzen, darunter auch Vorstand Markus Vincon sowie zwei Steigern, wurden die beiden Standorte vorbereitet, die Bäume zurechtgeschnitten und die Horste darauf installiert.

„Ich hoffe, dass der Fischadler im nächsten Jahr einen der beiden Standorte annimmt, “ sagte Siegfried Roth bei der Presseführung, die von Wurzen-Vorstand Markus Vincon geleitet wurde.
Der Fischadler ist ein Zugvogel, der fast weltweit verbreitet ist, in Süddeutschland allerdings bereits vor 200 Jahren ausgerottet wurde. Aufgrund der Klimaerwärmung wandert der Fischadler von seinen angestammten Brutgebieten von Skandinavien, Asien und Nordamerika immer mehr Richtung Süden. Seine Überwinterungsgebiete liegen in Spanien und Zentralafrika sowie im Norden Südamerikas. Zwar gibt es im Norden Deutschlands eine stabile Population. Aber in Süddeutschland dagegen kennt man abgesehen von ein paar wenigen Paaren in Bayern und demjenigen im Rheintal, dem einzigen in Baden-Württemberg, keine Brutpaare.
Einige Exemplare konnten hin und wieder in den letzten Jahren im Ried auf dem Durchzug beobachtet werden. Dieses sei durch die vielen kleinen, durch die Wiedervernässung der Torfstiche entstandenen Seen, in denen er ausreichend Nahrung finden kann, ein fast ideales Jagdrevier für ihn, stellt Siegfried Roth fest. Aber auch Schlangenadler und Seeadler konnten dort gesehen werden. „Insbesondere der Standort in der Nähe zum Haidgauer Torfwerk wäre ideal gewesen, um diesen vom dort geplanten Turm aus zu beobachten, ohne zu stören“, bedauert Roth nachträglich noch einmal die Ablehnung per Bürgerentscheid dieses für die naturpädagogische Arbeit so wichtigen Naturschutz-Projektes.
Nun also hofft Roth auf diesem Weg, diese stolzen Tiere ins Ried „locken“ zu können. Dank des Kultur- und Heimatpflegevereines Wurzen konnten die beiden Horste angeschafft und mit Hilfe zweier Baumpfleger auf den Bäumen installiert werden. Diese kappten die Spitzen der Bäume, um den Horst direkt darauf zu setzen. Diese bestehen aus Drahtgitter, auf die ein Weidenkorb gestellt wurde, gefüllt mit Ästen, Rindenmulch und Torfboden, damit das potentielle Brutpaar keine Zeit für den Nestbau verwenden muss, sondern sich gleich ums Brüten kümmern kann.
Text: Uli Gresser
Fotos: Uli Gresser/Markus Vincon
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