Skip to main content
ANZEIGE
Nachtrag zum Literaturpreis (1)

Wie es zu dem nun preisgekrönten Buch kam



Bad Wurzach – Traditionell stellt sich der Preisträger des Friedrich-Schiedel-Literatur-Preises am Vorabend der Preisverleihung einem Pressegespräch, so auch Geschichts-Professor Dr. Ewald Frie. Dabei gab er Einblicke, wie es zu dem Projekt „Ein Hof und elf Geschwister“ kam und erklärte seine Herangehensweise.

Der 22. Träger des Friedrich-Schiedel-Literaturpreises der Stadt Bad Wurzach: Prof. Dr. Ewald Frie (mit der Verleihungsurkunde). Foto: Uli Gresser

ANZEIGE

Der Nachricht kam per Post: Als Prof. Dr. Ewald Frie erfuhr, dass er der diesjährige Friedrich-Schiedel-Literaturpreisträger sein werde, musste er erst einmal googeln. Als er dann sah, mit wem er ab jetzt in einer Reihe stehen würde, fühlte er sich sehr geehrt.

Die Biografien haben Parallelen

Die Biografien des Preis-Stifters Senator Friedrich Schiedel und des Geschichtsprofessors Ewald Frie ähneln sich; beide stammen aus einer kinderreichen Familie, beide von einem Bauernhof.

Eigentlich wollte er anstelle des nun gewürdigten Buches im Jahre 2020 ein anderes Projekt angehen, doch dann kam Corona und damit viel Innendienst und so entschied er sich für die Aufarbeitung seiner Familiengeschichte – vor dem Hintergrund der rasanten Veränderungen in der Landwirtschaft und der bundesrepublikanischen Gesellschaft im Allgemeinen.

Er sei politisch in den 70er-Jahren sozialisiert worden, Ende der 70er- / Anfang der 80er-Jahre mit Punk und Punkmusik aufgewachsen, wie man auf Fotos von damals an Kleidung und Haaren sehen könne. Während seine jüngeren Geschwister eher in die Disco gingen, kannten seine älteren Geschwister die Kultur der Landjugend.

ANZEIGE

Jahrgang 1944, Jahrgang 1969

Der Altersunterschied zwischen dem ältesten Bruder, der 1944 geboren wurde und der jüngsten Schwester, Jahrgang 1969, beträgt ein Vierteljahrhundert, also eine Generation. Was das konkret bedeutete, machte Frie an einem Beispiel deutlich: Während die 1950 geborene Schwester als Jugendliche beim Schweinefüttern Marienlieder sang, wünschte sich ihre nur vier Jahre jüngere Schwester dafür schon ein Transistorradio. Wie in anderen Bereichen auch vollzog sich auch in der Kinder- und Jugendkultur eine dramatisch schnelle Veränderung.

Die Interviews

Nach dem coronabedingten Aus seines ursprünglich geplanten Projektes warf er also beruflichen Blick auf die Geschichte seiner Familie und so schickte er allen Geschwistern, die vom Rheinland bis an die Ostsee verstreut leben – fünf von ihnen sind der alten Heimat Nottuln dabei treu geblieben – eine E-Mail mit der Frage, ob sie mitmachen würden. Nachdem alle zugesagt hatten, machte er sich auf den Weg: Bei jedem verbrachte er eine Nacht, führte am Nachmittag davor jeweils ein eineinhalb bis zwei Stunden dauerndes Interview, bei dem er jedem seiner Geschwister acht Fragen stellte. Zum Beispiel: „Was war das erste (große) politische Ereignis, an das Du Dich erinnerst?“ „An welche großen (positive oder negative) Gefühle erinnerst du dich?“ „Wolltest du Bauer werden?“ Am folgenden Morgen beim Frühstück fragte er noch einmal nach, ob ihnen noch etwas eingefallen sei.

ANZEIGE

Das Fachblatt

Diese Interviews bildeten den Grundstock. Als eine weitere Inspirations- und Informationsquelle dienten alte Ausgaben des landwirtschaftlichen Fachblattes und hier insbesondere der Hausfrauen-Teil, der sich Hygiene- und Erziehungsfragen widmete. Damit konnte er in den unterschiedlichen Jahrgängen des Magazins erkennen, wie sich die Meinung zur Kindererziehung entwickelte: In den 50er-Jahren stand man auf dem Standpunkt, die Kinder möglichst wenig zu beachten, dann seien sie ruhiger. In den 60er-Jahren wurden Veränderungen auch in erzieherischen Fragen sichtbar.

Die Archivarbeit

Ein weiterer Faktor der Erkenntnisgewinnung war für den Geschichtsprofessor natürlich die Archivarbeit. In den 50er-Jahren gab es etliche Untersuchungen der Agrarsoziologie, auch zur Frage der Mitarbeit von Kindern auf dem Hof.

ANZEIGE

Die Geschwister

Bei den ältesten Geschwistern galt noch die alte „Bauern-Regel“: Heirate niemals jemanden Nichtbäuerlichen aus dem Dorf, diese sind nicht ebenbürtig (auch finanziell). Doch innerhalb von 10 bis 20 Jahren, also innerhalb einer Generation, verschob sich die Gehalts- und Einkommenssituation ins Gegenteil: Die Löhne der Arbeiterschaft stiegen, während die Rentabilität der Höfe sank.

Die ältesten Geschwister besuchten die Volksschule. Sein 1956 geborener Bruder ging dann schon auf die Realschule, galt dort als Bauernbub aber als Exot und wurde sogar von Lehrern lächerlich gemacht. Er selbst, nur sechs Jahre jünger, durfte das Gymnasium besuchen.

Frie hat in dem Buch die Namen seiner Geschwister geändert. Jedes seiner Geschwister durfte seinen Interview-Part auf sachliche Fehler hin korrekturlesen, eine weitere Einflussnahme aber ließ er nicht zu. Das Ergebnis wurde von allen gutgeheißen und man habe im Nachhinein noch viel gelernt von einander.

Ewald Fries’ Vita

Prof. Dr. Ewald Frie wurde 1962 als neuntes von elf Kindern in Nottuln in Westfalen geboren, studierte nach dem Abitur Neuere und Mittlere Geschichte sowie Katholische Theologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. 1988 machte er er seinen Magister-Artium-Abschluss, 1992 wurde er zum Dr. phil. promoviert, jeweils in Münster. Von 1993 bis 1995 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Wissenschaftszentrum Düsseldorf. Von 1995 bis 2001 arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl bei Professor Loth an der Universität Essen, wo er sich 2001 habilitierte. Dort war er auch bis 2007 als Hochschuldozent tätig. Nach einer Station als Professor für Neuere Geschichte an der Universität Trier ist er seit 1. Oktober 2008 Professor für Neuere Geschichte an der Universität Tübingen.
Uli Gresser

Ein Bericht über die Lesung am 28. September im Kursaal folgt

ANZEIGE


LESEN SIE HIERZU AUCH …

Ausführlicher Bericht und viele Fotos sowie drei Anhänge

Friedrich-Schiedel-Literaturpreis an Prof. Ewald Frie verliehen

Bad Wurzach – In festlichem Rahmen, mitgestaltet von der Stadtkapelle, wurde am 28. September im Kursaal der Stadt Bad Wurzach der Friedrich-Schiedel-Literaturpreis an Prof. Dr. Ewald Frie verliehen. Der Historiker erhielt den im ganzen deutschsprachigen Raum beachteten Preis für sein Buch „Ein Hof und elf Geschwister – Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben“. Eine bemerkenswerte Laudatio hielt Dr. Johan Schloemann, Redakteur bei der „Süddeutschen Zeitung”; Schloemann würdigte Fries Werk, …
mit Bildergalerie
veröffentlicht am 30. September 2025

NEUESTE BEITRÄGE

Bad Wurzach
Am Samstag, 6. Dezember, von 11.00 bis 17.00 Uhr

Einladung zum traditionellen Weihnachtsmarkt der Rehaklinik Bad Wurzach

Bad Wurzach – In der festlichen Jahreszeit lädt die Rehaklinik Bad Wurzach zum traditionellen Weihnachtsmarkt ein. Der Markt findet am Samstag, 6. Dezember, von 11.00 bis 17.00 Uhr in der Klinik (Karl-Wilhelm-Heck-Straße 6, 88410 Bad Wurzach) statt.
Am Freitag, 5. Dezember, auf dem Dorfplatz

Feuerwehr lädt zu Arnacher Weihnachtsmarkt

Arnach – Am Freitag, 5. Dezember, findet wieder der Arnacher Weihnachtsmarkt statt. Dieser wird bereits zum elften Mal von der Freiwilligen Feuerwehr Bad Wurzach, Abteilung Arnach, durchgeführt.
Mit dem Mönnerchor Beuren

„Advent bei Kerzenschein” in St. Martin in Eintürnenberg

Eintürnenberg – Die Adventszeit beginnt – eine Zeit der Stille, des Gebets und der Begegnung. Wir laden herzlich ein, gemeinsam bei Kerzenschein in der Kirche St. Martin Eintürnenberg innezuhalten und adventliche Atmosphäre zu erleben: am 2. Adventssonntag um 19.30 Uhr.
33 Kinder und Jugendliche und 17 Erwachsene mit Erfolg dabei

50-mal das Sportabzeichen für TSG-Turner

Bad Wurzach – Das Deutsche Sportabzeichen ist die höchste Auszeichnung außerhalb des Wettkampfsports und kann in allen Altersklassen absolviert werden. Dafür lohnt es sich, jedes Jahr zu trainieren! So trainierten dieses Jahr im Sommer Kinder, Jugendliche und Erwachsene der Turnabteilung Bad Wurzach und hatten Erfolg. 33 Turnerkinder und jugendliche Sportler legten erfolgreich das Deutsche Sportabzeichen ab und wurden dafür mit einer Urkunde und einem Abzeichen in Bronze, Silber oder Gold gee…
Für Arnach, Bad Wurzach (Stadt), Haidgau und Seibranz

Ausschuss benennt Ortsheimatpfleger

Bad Wurzach – Der Verwaltungs- und Sozialausschuss des Gemeinderates ließ sich über die Arbeit des Vereines Arbeitsgemeinschaft Heimatpflege (AG) württembergisches Allgäu, bei dem sowohl die Stadt als auch der Heimatverein Wurzen Mitglied sind, von dessen Vorsitzendem Stephan Wiltsche über die Betätigungsfelder der AG und der Ortsheimatpfleger informieren.
ANZEIGE

MEISTGELESEN

Bad Wurzach
Mit der 4-köpfigen Band „marshy soil“

Erste X-Mas-Party im Torfstecher war ein großer Erfolg

Bad Wurzach – Sie war laut, die erste X-Mas-Party im Torfstecher, aber ein voller Erfolg. Nach dem Ende des Weihnachtsmarktes am Samstagabend zog es viele Glühwein- und Punschselige die wenigen Schritte weiter in den Saal des Torfstechers, um bei Rockmusik von Marshy Soil noch abzutanzen und sich am Vorabend des ersten Advents noch einmal auszutoben.
mit Bildergalerie
veröffentlicht am 2. Dezember 2025
Bei Diepoldshofen

Fahrzeug landet nach Unachtsamkeit in der Wurzacher Ach

Leutkirch – In der Nacht von Freitag auf Samstag (28./29.11.) kam es auf der B 465 zwischen Reichenhofen und Diepoldshofen zu einem spektakulären Verkehrsunfall, bei dem ein 28-jähriger Autofahrer leicht verletzt wurde. Nach derzeitigen Erkenntnissen war der Mann mit seinem Pkw in Fahrtrichtung Diepoldshofen unterwegs gewesen, als er aus Unachtsamkeit nach rechts von der Fahrbahn abkam. Das Fahrzeug geriet zunächst auf die Grünfläche und fuhr teilweise auf der Leitplanke weiter. Anschließend …
Eine große Zahl von Besuchern

Bad Wurzacher Weihnachtsmarkt am Samstag: Wetterglück und viele Neuerungen

Bad Wurzach – Albertine Häring und Jeanine Lack von der Bad Wurzach Info (BWI) und Gisela Brodd vom Orga-Team hatten im Vorfeld nicht zuviel versprochen: Der diesjährige Weihnachtsmarkt zog dank idealem Wetter und vielen Neuerungen wieder eine große Zahl von Besuchern an.
mit Bildergalerie
veröffentlicht am 1. Dezember 2025
Ausführlicher Bericht

Bad Wurzach lehnt Biosphärengebiet ab

Bad Wurzach (dbsz) – Bad Wurzach steigt aus dem Prüfprozess zur Schaffung eines Biosphärengebietes in Oberschwaben aus. Mit 17 zu 4 Stimmen wurde am Montagabend (13.10.) in der Gemeinderatssitzung der Antrag der CDU-Fraktion angenommen. Ein Antrag der zweiköpfigen Fraktion der Grünen auf Vertagung einer Beschlussfassung wurde mit derselben Mehrheit abgelehnt. Die Entscheidung Bad Wurzachs gilt als schwerer Rückschlag für den Prozess, verfügt die Stadt doch mit dem Wurzacher Ried über ein Herz…
Klarer Wahlsieg für den 21-jährigen Bad Wurzacher

Jan Jäckel zum Bürgermeister in Asselfingen gewählt

Bad Wurzach / Asselfingen (rei) – Der Name Jäckel ist in Bad Wurzach ein Begriff: Stefan Jäckel ist Personalchef der Stadtverwaltung. Jetzt wissen auch die Bürger der Gemeinde Asselfingen (bei Ulm) etwas mit dem Namen anzufangen: Jan Jäckel heißt ihr neugewählter Bürgermeister. Er ist der Sohn des Bad Wurzacher Amtsleiters und er ist erst 21 Jahre alt. Mit 84 Prozent gewann der Verwaltungsstudent die Wahl in der am Rande der Schwäbischen Alb gelegenen 1000-Einwohner-Gemeinde klar. Jan Jäckel …

TOP-THEMEN

Bad Wurzach
Ziegelbach / Bad Wurzach – In Ziegelbach soll mit dem „Adler”-Quartier ein Primärmedizinisches Zentrum entstehen. Aus…
Bad Wurzach – Die schönste Zeit des Jahres steht bevor – und der Handels- und Gewerbeverein Bad Wurzach lädt alle Kun…
Bad Wurzach / Baden-Baden – Barny Bitterwolf und Edi Graf haben eine Passion: Oberschwaben. Sie halten ihre Heimat ho…

Einzelhandel, Dienstleistungen und Handwerk in Allgäu-Oberschwaben

VERANSTALTUNGEN

Bad Wurzach