„Du bist so weit weg von mir, es tut so weh“
Bad Wurzach – Vor kurzem gab es eine Gedenkfeier für Sternenkinder auf dem Friedhof in Bad Wurzach. Sternenkinder, das ist eine liebevolle Bezeichnung für Kinder, die während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder kurz nach der Geburt sterben. Organisiert wurde die alljährliche Gedenkfeier heuer von Jana Fritsch und Anna Abele. Die Sternenkindergruppe wurde vor etwa zehn Jahren von Stefanie Lacher und Christine Uhl gegründet.
Der Abend begann mit einer zeremoniellen Stille, die gleichermaßen würdevoll wie intim wirkte. Der Immenchor aus Immenried (Leitung: Simone Hausmann und Bettina Ohlinger) hauchte mit seinen Stimmen eine feine Schicht Musik in die Luft, getragen und doch eindringlich. Die Lieder waren voller Trost, die Zuhörer behutsam durch Trauer führend. Beinahe herzzerreißend das Lied „Du bist so weit weg von mir …“
Marlies Mennig begrüßte die Versammelten auf dem Friedhof von Bad Wurzach. Wolfgang Abele berichtete über die Trauer um seine Sternenkinder. Zwei Angehörige trugen ihre Verlustgeschichten vor. Ihre Worte waren nüchtern, offen und ohne Beschönigung; und doch gaben sie die Schmerzen des Verlustes wieder. Trauer zuzulassen, die die Erinnerung zu bewahren – das war das Anliegen der Wortbeiträge. Die Geschichten brachten eine menschliche Nähe in den Raum, ohne dass jemand auffordernd darauf drängte zu fühlen, was andere fühlten.
Unter der mächtigen Linde
Über die Geschichte der ambulanten Hospizgruppe berichtete Stefanie Lacher. Sternenkinder liegen unter der mächtigen Linde, deren Zweige schützend die Hand über das kleine Gräberfeld halten. Der Ort, das Gräberfeld, verlieh der Feier eine zusätzliche Dimension von Würde. Die Engelsfiguren um die Linde wirken wie stille Zeugen einer Zeit, die vergangen ist, und dennoch schufen sie eine Gegenwart, in der die Trauer weitergetragen wird.
Zwischen den Momenten des Gedenkens gab es Raum für stille Reflexion. Zu sehen waren Teilnehmende mit gesenktem Blick – leise Verbundenheit aufgrund des gemeinsamen Erlebnisses. Erinnerungen beherrschten den Abend, jeder gab ihnen nach in eigener Weise, dennoch fühlte man sich zusammengehörig in diesem Moment. Die Veranstalterin und die Hospizgruppe gaben Orientierung: Abschied zu nehmen, ohne zu vergessen, und zugleich die Funken der Hoffnung zu bewahren. Als der Abend sich dem Ende neigte, schickte der Chor eine letzte Melodie in die Nacht, sanft und umarmend. Die Kerzen flackerten, als wollten sie sagen, dass Trauer zwar schmerzhaft bleibt, aber nicht allein getragen wird.
Beim Verlassen des Friedhofs blieb ein leiser Nachklang zurück: Es war möglich, gemeinsam zu erinnern, gemeinsam zu trauern und dabei Licht weiterzugeben – ein Licht der Hoffnung, des Trostes. So endete der Abend in stiller, hoffnungsvoller Verbundenheit, die nachwirkte.




Ihre Worte machten betroffen, gaben auch Kraft und Trost: Wolfgang Abele und Jana Fritsch sowie Stefanie Lacher und Jürgen Maurer (von oben nach unten).

Berührend und tröstend: Der Immenchor aus Immenried umrahmte die Feier mit seinen Liedern.





Informationen über die Ambulante Hospizgruppe gibt es beim Verein “miteinander-füreinander“ e.V. bei Marlies Mennig, Bad Wurzach, Tel. 0151 / 11244478 und per Mail an marliesmennig@web.de
Text und Fotos: Hans Reichert
Wir haben einige Angaben im Artikel korrigiert und ein Foto entfernt.











