Großes Fest im Dorfstadel
Ziegelbach – Die Ortschaft Ziegelbach wurde vor 750 Jahren erstmals in einem Schriftstück erwähnt. Aus diesem Grund feierten die aktuellen Ziegelbacher die Ortschaft im Dorfstadel mit einem Fest. Bernhard „Barny“ Bitterwolf brachte dabei einige handverlesene Ziegelbacher zum Reden und zum Musik machen. Eine Diashow von Ortsheimatpfleger Andreas Forderer zeigte Ansichten und Bilder vom Mittelalter bis zur Neuzeit bis etwa 1990.
Speisen wie zu Großmutters Zeiten
Während der Diashow mit den alten Bildern lief, hatten die Gäste die Gelegenheit zu speisen. Die Bediensteten zum Teil in historischen Gewändern aus dem Theaterfundus des Salvatorkollegs reichten den Gästen ebenfalls Speisen, die im Laufe der Jahrhunderte auf dem Speiseplan der Ziegelbacher Bevölkerung gestanden haben dürften: Das Griebenschmalzbrot zählte da ebenso dazu wie das Bauerntöpfle mit Rindfleisch, Kartoffeln und Karotten und wie Kartoffeln mit Backsteinkäs und oder Kräuterquark aus heimischer Produktion. Bier und Most wurden im Steinkrug ausgeschenkt. Mit viel Liebe zum Detail waren auch die Tisch- und Speisekarten ausgeführt worden.
Interviewt von Barny Bitterwolf
Dann ging es mit dem eigentlichen Programm los. Barny Bitterwolf in der Landsknecht-Uniform holte sich eine Handvoll bekannter Ziegelbacher Köpfe auf die Bühne des Dorfstadels, um mit ihnen über sich, das Dorf und seine Bewohner an dem Tisch, der aus den Pappeln, die im vergangenen Jahr gefällt werden mussten, entstanden ist, zu plaudern.
Der erste war Günter Musch, der langjährige Leiter des Kirchenchores. Bitterwolf befragte ihn zu seinem musikalischen Werdegang. Aber er musste natürlich auch seine musikalische Flexibilität unter Beweis stellen, in dem er den Sackpfeifenspieler Bitterwolf an der Landsknecht-Trommel begleitete. „Was ihm prompt den kleinen Rüffel einbrachte: „Wir sind hier nicht bei den Indianern.“ Warum die Musik in Ziegelbach einen so hohen Stellenwert einnehme? – wurde Günter Musch gefragt. Weil es keinen Sportverein und keinen Narrenverein gibt?! gab dieser zur Antwort.
Der nächste war Theo Klein aus Rohrbach. Dieser hatte als Feuerwehrkommandant 22 Jahre lang über die Sicherheit der Ziegelbacher gewacht. Und ist mit seinen inzwischen 88 Lenzen immer noch musikalisch beim evangelischen Posaunenchor in Bad Wurzach aktiv. Danach gefragt, wie er, der Wiaschd-Gläubige, der 1956 nach Rohrbach kam, dort empfangen worden sei, erklärte er, dass er sehr gut aufgenommen worden und gleich mit dem Nachbar Hans Frick ein sehr gutes Verhältnis gehabt habe. Was ihm in Ziegelbach fehle? Gar nichts. Er durfte gemeinsam mit Günter Musch Bitterwolf als „Tisch“ dienen, als dieser auf dem Scheitholz eine Melodie zum besten gab.
Auch Irmgard Reichle, die in der ehemaligen Mühle lebt, die um 1300 erstmals erwähnt wurde, kam vor vielen Jahren nach Ziegelbach und fühlt sich dort pudelwohl. Sie ist ein Aktivposten bei den Landfrauen, singt im Kirchenchor und ist in der Aktion Füreinander-Miteinander aktiv. Als besonderes Erlebnis ist Irmgard Reichle das Fasnetstreiben mit den Musikanten im Adler in Erinnerung geblieben.
Eine Erdbeerkönigin durfte Bitterwolf ebenfalls interviewen: Tamara Sauter stammt von einem Erdbeerhof und bewarb sich, nachdem sie beim Frühstück die Anzeige in einem Fachblatt entdeckt hatte. Und die Jury beim Wettbewerb derartig mit ihrem Fachwissen überzeugen konnte, dass sie für drei Jahre die Schärpe der regierenden Erdbeerkönigin in Baden-Württemberg tragen durfte.
Wer kennt ihn nicht? Auf diese Frage – so sie an diesem Abend gestellt worden wäre – wären alle Hände unten geblieben. Die Rede ist von Freddy Holzmüller, dessen Berufswunsch einmal Schlagerstar war. Inzwischen ist der reife Holzmüller seit vielen Jahren Vorstand der Musikkapelle – er ist also der Musik treu geblieben – spielt dort das goldene Flügelhorn und war beim Kirchgang als Vertreter der Ziegelbacher Vereine mit in vorderster Linie mit dabei.
Natürlich mussten auch diese Prominenten ihre Musikalität unter Beweis stellen: Mit Instrumenten, die ein Bauer bei Waldburg seinen Kühen abnehmen musste, weil eine Dame sich dort um ihren mittäglichen Schönheitsschlaf gebracht fühlte. Unter dem Dirigat von Bitterwolf gelang diese Leistung beim Kirchenlied „Ein schöner Tag“ so gut, dass sie direkt noch eine Zugabe anhängen mussten.
Dank von der Ortsvorsteherin
Nach dem Dank von Ortsvorsteherin Schleweck an alle, die in irgendeiner Form sich an Vorbereitung und Durchführung des Jubiläums beteiligt hatten, war es Zeit, sich in eine warme Jacke zu hüllen. Das gut gehütete Geheimnis wurde gelüftet, der Fanfarenzug Bad Wurzach leitete zur großen Überraschung im Obstgarten neben dem Dorfstadel über: Fliesenlegermeister Jürgen Kranz aus Rohrbach hat nämlich noch einen Nebenberuf: er ist auch ein begnadeter Feuerwerker.
Jürgen Kranz zündete das Feuerwerk
Mit einem phantastischen Feuerwerk, das er in den Ziegelbacher Nachthimmel schickte beziehungsweise in den Dorfstadel-Obstgarten zauberte, begeisterte er sämtliche Gäste der Feier. Doch damit nicht genug: Nach einem weiteren Auftritt des Fanfarenzugs auf der Bühne des Dorfstadels ging die Party mit einem DJ und raumhohen Boxen für die Jugend so richtig ab. Denn man wird ja nur einmal 750 Jahre alt – oder?

















