Chorioso begeisterte mit Gastchor Quintessenz
Bad Wurzach – Erstmals seit 11 Jahren gab der Liederkranz Chorioso wieder ein Jahreskonzert mit Musik aus Pop, Oper und Schlager. Mit in den Dorfstadel in Ziegelbach geladen hatte der Liederkranz den Männerchor Quintessenz aus Eglofs, der mit seinem Programm im Wortsinne nach den Sternen griff.
Vorständin Bettina Sgier freute sich bei ihrer Begrüßung, dass so viele Freunde von Chormusik den Dorfstadel bis auf den letzten Platz füllten. Auch die inzwischen 93-jährige Martha Wild ist nach wie vor eine große Musikfreundin, für sie war es Ehrensache, bei diesem Event dabei zu sein. Ebenso für große Abordnungen anderer Chöre, wie beispielsweise des Männerchores Frohsinn aus Seibranz.
Moderiert von Nina Poelchau
Nicht nur als Sängerin mit dabei, sondern gleich als Moderatorin und Ansagerin aktiv war auch Nina Poelchau, die sich nach wenigen Proben beim Chorioso im Rahmen der Hauptversammlung sofort bereit erklärt hatte, im Vorstand Verantwortung zu übernehmen. Und dies auch beim Konzert gleich mit der verantwortungsvollen Aufgabe der Ansagerin – bei einigen Stücken unterstützt von Bettina Sgier – unter Beweis stellte.
Mit dem Rainhard-Fendrich-Hit aus den 1980er Jahren, „Weus´d a Herz hast wia a Bergwerk“ legten die Sängerinnen und Sänger des Chores gleich mit einem einfühlsamen Liebeslied los, stand doch das Konzert unter dem Motto „Stimmen, die berühren.“ Bei den Proben zum nächsten Stück „Was kann ich denn dafür“ im Original „Saying something stupid“ habe Dirigentin Katja Ehrat mehr Enthusiasmus und romantische Begeisterung angemahnt. Da kam aus der Männerecke der Zwischenruf: „Ja wie soll das gehen, nach 50 Jahren Ehe.“
Um eine ganz andere Art von Emotion und Beziehung handelt das Lied „Wunder geschehen“ von Nena. In ihm beschreibt die Ikone der Neuen deutschen Welle das Wunder von ihrem behindert zur Welt gekommenen Sohn, dem prophezeit wurde, dass er sie niemals würde anlächeln können und der es doch in seinem kurzen Leben einmal schaffte…
Von ihrer „Teuren Heimat“ träumten die Gefangenen in der Oper Nabucco von Giuseppe Verdi. Der Gefangenenchor wurde im Laufe der fast 200 Jahre seit der Uraufführung zu einem Klassiker, der nicht nur bei Chorkonzerten wie dem des Chorioso in Ziegelbach das Publikum mitzureißen vermag.
Projektchor
Bei „Only you“ reduzierte sich der bis dato rund vierzigköpfige Chor auf einen kleinen Projektchor von 13 Sängerinnen und Sängern, die dennoch mit der von Vincent Clarke geschriebenen Popballade das Publikum im Dorfstadel zu begeistern wußten. Bei „Chasing Cars“ das von Snow Patrol im Jahre 2006 zum Hit gemacht wurde, spielt eine ganz besondere Emotion eine Rolle. Laut Gary Lightbody stammt der Titel von seinem Vater: „Du bist wie ein Hund, der ein Auto jagt. Du wirst es nie erwischen und selbst wenn, wüsstest Du nicht, was du damit anfangen könntest.“ Kein Wunder, dass Lightbody sein Privatleben abschirmt – auch vor seinem Vater. Mit „Hit the Road Jack“ dem klassischen Frau/Mann Ehe-Streit-Lied, das von Ray Charles gemeinsam mit Margie Hendrix 1960 zu einem Welthit gemacht wurde, berührte der kleine Chor wieder andere Saiten und überließ danach den Jungs von Quintessenz das musikalische Zepter.
Quintessenz
Für Quintessenz ist der Dorfstadel in Ziegelbach kein unbekanntes Terrain. Denn beim am kommenden Wochenende wieder stattfindenden A-Capella Abend des Kirchenchores Ziegelbach waren die Sänger rund um den musikalischen Leiter Sebastian Kaufmann schon des Öfteren zu Gast. Dieser lud – denn Werbung muss sein – alle Interessierten auch zum Konzert des Männerchores Eglofs und Quintessenz. Dieses findet am 25. Oktober ebenfalls im Dorfstadel statt – allerdings in dem in Eglofs. Und mit einem ganz besonderen Programm: Nur mit Titeln, die sich mit Raumfahrt und dem Weltraum beschäftigen. Eine Kostprobe davon bekamen die Besucher des Konzertes in Ziegelbach zu hören. Sie starteten mit David Bowies epischem Weltraum-Drama „Space Oddity“, in dem Bowie auch ein Motiv von Richard Strauss „Also sprach Zarathustra“ anklingen ließ. In die Zeit der Romantiker versetzte Quintessenz das Publikum gar mit Mondnacht von Joseph von Eichendorff, ehe sie sich mit dem Lied der Prinzen „Mann im Mond“ in die Pause verabschiedeten.
Nach der Stärkung für Musiker und Publikum und dem 1981er Journey-Hit „Don´t stop believing“ wurde es bei Quintessenz richtig Schwäbisch: Das Wolle-Kriwannek Ufo landete in Ziegelbach und verleitete manch angegrauten Mittsechziger zum Mitsingen: Guck, Guck i hon a Ufo gsäh…
Hatte bei den ersten Stücken nur Sebastian Kaufmann den Rand eines dreiviertelvollen Wasserglases als Stimmgabel benutzt, wurde daraus bei „Stars“ des lettischen Komponisten Erik Esenvalds ein ganzes Orchester, das mit seinen sphärischen Klängen den wunderbaren Gesang von Quintessenz unterlegte und den ganzen Dorfstadel verzauberte. Logisch, dass die Sänger danach nicht ohne Zugabe abtreten durften.
Solo-Part
Dann schlug die große Stunde von Vorständin Bettina Sgier: Beim kleinen Chorioso-Chor sang sie den Solo-Part beim Spider Murphy Gang Hit „S´leben is wiar a Traum“ und auch hier ging das Publikum begeistert mit. Zum Nachdenken brachten die einleitenden Worte von Nina Poelchau beim nächsten Stück. „Hinterm Horizont“ von Udo Lindenberg kennt jedes Kind. Nicht jedoch die tragische Liebesgeschichte, die Lindenberg zu dem Lied inspirierte: er hatte kurz zuvor seine langjährige Lebensgefährtin Gabi Blitz im Alter von 33 Jahren verloren, der er in der Textzeile: „Ein Paar wie Blitz und Donner“ ein musikalisches Denkmal setzte.
„Über sieben Brücken musst Du gehen“ stammt ursprünglich von Karat, wurde aber durch Peter Maffay berühmt. Mit diesem Stück fand sich wieder der gesamte Chorioso-Chor auf der Bühne ein. Maffay hatte die Band bei einem Konzert in Wiesbaden im Jahre 1980 besucht und darum gebeten, es nachspielen zu dürfen. „Und so erreichte das Lied, das von dem schwierigen Weg zwischen Polen und Ostdeutschland handelt, bereits neun Jahre vor der Wende in beiden Teilen des geteilten Landes Kultstatus,“ wusste Bettina Sgier über die interessante Geschichte des nach wie vor gern gespielten und gesungenen Liedes zu berichten. Bei „Lysse Natter“, einem dänischen Lied über Sommer, Leichtigkeit, Barfußlaufen und Sandälar war sicher die Sprache die größte Herausforderung für die schwäbischen Zungen. Das im übrigen durch seine wunderschöne Melodie, von Chorioso auch berührend gesungen, bestach.
Dank an die vielen Mitwirkenden
Mit dem „Circle of Life“ aus dem Film „König der Löwen“ geschrieben vom genialen Elton John und „Africa“ dem wohl größten Hit der amerikanischen Rockband Toto, steuerte der Chorioso-Chor auf sein Finale zu. Zeit für Nina Poelchau, sich zu bedanken. Bei den Begleitmusikern. Bei Johannes Tress, der„quasi nebenbei“ das gesamte Programm am Piano begleitete. Bei Siggi Sgier, der nicht nur am Schlagzeug für den richtigen Rhythmus sorgte, sondern auch die Musiker bei Technik und Licht unterstützt hatte. Ganz besonders beim Bassisten Volker Burkert, der sehr kurzfristig einsprang und innerhalb von zwei Wochen das Programm einstudiert hatte . Und natürlich bei Bettina Sgier, die den Löwenanteil der Organisation geschultert hatte. Einen donnernden Applaus sowie Präsente erhielten die beiden Dirigenten Anja Ehrat und Sebastian Kaufmann. Bettina Sgier vergaß auch nicht, sich bei Brigitte Sonntag für die Deko, beim Theken- Küchen- und Bedienpersonal zu bedanken, ehe der Chor die stürmisch geforderte Zugabe, noch einmal Circle of Life, performte.
Aber damit war noch nicht Schluss: Den Schlusspunkt setzten beide Chöre gemeinsam mit „Die kleine Kneipe“. Die von Vadder Abraham geschrieben und in der Version von Peter Alexander zum Kassenschlager wurde.
Bei der Aftershow Party sorgten dann die Männer vom Männerchor Frohsinn, der am 11. Oktober – diesesmal in Hauerz – sein traditionelles Weinfest feiern wird, mit einigen Gesangseinlagen noch lange für Stimmung…
Text und Bilder: Uli Gresser
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