Ortschaftsrat macht sich für Tempo 60 in Brugg und Truschwende stark
Arnach – Die Brugger zeigten Flagge: Elf Bundesstraßenanlieger waren zur Arnacher Ortschaftsratssitzung am 3. September gekommen. Sie wollten damit deutlich machen, wie ernst es ihnen ist mit ihrer Forderung nach Herabsetzung der Höchstgeschwindigkeit auf der Bundesstraße im Bereich ihres Weilers von Tempo 70 auf Tempo 60. Der Ortschaftsrat griff ihr Anliegen auf; es erging ein befürwortender Beschluss, der noch weitere verkehrliche Probleme in der Teilgemeinde aufgriff.
Bei den Fragen der Bürger betonte Gerhard Reischmann, Sprachrohr der Brugger Bürger in der Causa Tempolimit auf der B465, die Wichtigkeit einer Begrenzung auf Tempo 60. „Die Sicherheitsproblematik betrifft nicht nur die Brugger, sondern vor allem auch die Arnacher Bürger.“
Klaus Ringer betonte, dass auch die Radwegkonzeption, insbesondere die Querung für Radfahrer in Truschwende, mitbedacht werden solle. Ortsvorsteher Manfred Braun berichtete, dass es für diese Konzeption einen Workshop gegeben habe, bei dem Bürger Vorschläge machen konnten. Die Ergebnisse seien noch nicht bekannt, diese würden dem Gemeinderat mitgeteilt werden.
Manfred Braun schickte seiner Einführung zum Thema „Tempo 60 für Lärmschutz und für die Sicherheit in Brugg an der B465“ voraus, dass in Deutschland aktuell so viele Autos zugelassen seien wie nie zuvor. Der starke Verkehr belaste die Anwohner. „Wir haben zwar keine Berechtigung, in irgendeiner Form in das Verkehrsrecht einzugreifen. Aber es ist beim Ortschaftsrat angekommen, dass eine Veränderung herbeigeführt werden muss.“
In einer relativ kurzen Aussprache – der Sachverhalt war in einer nichtöffentlichen Sitzung vorberaten worden – ging es außer um das Anliegen der Brugger auch um Verkehrsprobleme in Truschwende und an der „Hand“, wie die Einmündung der L 317 in die B 465 beim Betrieb Zollikofer heißt. Die Querung der Bundesstraße in Truschwende sei nach wie vor ein Problem. Man sei in Sorge wegen der Schulkinder.
Die Diskussion eröffnete Wolfgang Abele. Er begrüßte den Brugger Antrag und könne ihm zustimmen. „Es geht um den Schutz der Brugger und der Arnacher Bürger.“ Er sehe zugleich aber auch eine Chance für Truschwende.
Die Thematik könne er nur unterstützen, meinte auch Erwin Haller. Er fragte in diesem Zusammenhang auch nach, wie schlagkräftig das Bad Wurzacher Ordnungsamt inzwischen sei. Braun antwortete ihm, dass das Ordnungsamt, nachdem es bisher unter Personalmangel gelitten hatte, mit Jan Högerle einen neuen Leiter habe und eine Stelle neu besetzt wurde.
Gebhard Baumann erklärte, dass man bei einer Verkehrsschau Truschwende auch mit hineinnehmen sollte. Er sprach auch eine Linksabbiegerspur für den aus Richtung Leutkirch kommenden Verkehr an der Brugger Kreuzung an. Manfred Braun stimmte ihm hier zu, weil viele Kieslaster diesen Weg nehmen würden. Margret Zapf ergänzte, das gelte auch für die Lkw des Ziegelwerks.
Baumann fragte auch, ob die Aktion Temporeduzierung unabhängig vom Lärmaktionsplan behandelt werde oder beides gemeinsam. Braun antwortete ihm, solange beim Lärmaktionsplan noch nichts beschlossen ist, bestehe noch die Möglichkeit, Einfluss zunehmen.
Matthias Grad regte an, dass in diesem Zuge auch das Industriegebiet bei Rimmeldingen mit einbezogen werde. Baumann wies darauf hin, dass diese Kreuzung auf Leutkircher Gemarkung liegt. „Aber das kann man ja mal ansprechen“, ergänzte Braun. Er verwies auch darauf, wie es in Reichenhofen zur Senkung des Tempolimits auf 50 km/h gekommen war. Der Schopf auf der anderen Straßenseite habe eine eigene Hausnummer bekommen und damit war die Straße plötzlich innerorts.
Erwin Haller gab dem Ortsvorsteher den „Auftrag“, bei einer Verkehrsschau nachzufragen, wie sich die Temporeduzierung auswirken würde. Auch Ewald Riedl stand dem Antrag positiv gegenüber, für ihn zählte vor allem der Sicherheits-Aspekt.
Manfred Braun, der vor der Abstimmung noch einmal alle angesprochenen Punkte in dem Beschlussvorschlag zusammenfasste, betonte, dass der Ortschaftsrat mit dem Beschluss nur seine Meinung äußere, die Entscheidungsbefugnis aber bei den zuständigen Behörden liege.
In dem Beschluss wird die Forderung der Brugger ausdrücklich mit Blick auf Sicherheit und Lärmbelastung der Anwohner durch das hohe Verkehrsaufkommen begrüßt und es wird eine Abbiegespur thematisiert. Zusätzlich wird baldmöglichst eine Verkehrsschau gefordert, bei der neben der Lärmreduzierung auch die sichere Überquerung der Straße in Truschwende in den Blick genommen werden solle.
Dokumentation: Der Beschluss im Wortlaut
Der einstimmig ergangene Beschluss hat diesen Wortlaut:
„Der Ortschaftsrat Arnach unterstützt den dringenden Wunsch der Einwohnerschaft von Brugg mit ihrem Ansprechpartner Herrn Gerhard Reischmann, dass auf der B465 auf Höhe von Brugg Tempo 60 beantragt wird. Folgende Argumente werden hierbei hinterlegt:
- Die Sicherheit an der Kreuzung – das hohe Verkehrsaufkommen macht ein Überqueren der B465 von Arnach in den Weiler Brugg sehr gefährlich. Des Weiteren ist keine Abbiegespur von Leutkirch her vorhanden, viele Lastzüge biegen hier zur nahelegenden Kiesgrube sowie zum Ziegelwerk Arnach ab.
- Ein weiterer Grund des Antrages ist die hohe Lärmbelästigung der Brugger Anwohner durch das hohe Verkehrsaufkommen.
Diese Ziele sollen durch folgendes Vorgehen verfolgt werden:
- Antrag auf eine baldmögliche Verkehrsschau mit voriger Verkehrszählung
- Bei der Verkehrsschau sollen folgende Punkte angesprochen werden:
2.1 – Antrag zur Reduzierung auf Tempo 60
2.2 – Prüfung der Anbringung einer Abbiegespur (von Leutkirch her, Abbiegung nach Arnach) sowie Prüfung der Gefahrenstelle Hofausfahrt Brugg 1
2.3 – Vorschläge des Regierungspräsidiums (RP) zur Lärmreduzierung (Flüsterasphalt, Lärmwall)
Bei dieser Gelegenheit soll mit dem RP eine langfristige Alternativlösung zur künftigen Verkehrsführung angesprochen werden. Hierzu liegen einige Vorschläge vor, die dann zur Sprache kommen sollen.
Der Ortschaftsrat Arnach beantragt ebenso eine Verkehrsschau für die Überquerung der B465 in Truschwende. Die Überquerung wurde zwar inzwischen verbreitert und ausgeleuchtet, trotzdem haben viele Radfahrer und Fußgänger – insbesondere Kinder, die mit dem Fahrrad zur Schule fahren – teils große Probleme beim sicheren Überqueren. Auch hier wird Tempo 60 beantragt, was zu Verhandlungszeiten Brücke oder Unterführung vom RP der Stadt Bad Wurzach schon mal in Aussicht gestellt wurde.“
Lärmschutzwand auf der Höhe der Abbiegespur
In einem kurzen Schlusswort, um das Gerhard Reischmann in der Bürgerfragestunde gebeten hatte, forderte er eine Lärmschutzwand für den Fall, dass eine Abbiegespur für den von Leutkirch Richtung Arnach fahrenden Verkehr gebaut werde.
Unterschriftenliste, Stellungnahmen
Am 12. Mai 2025 hatte Gerhard Reischmann, der Initiator der Brugger Unterschriftenliste, im Rahmen der Bürgerfragestunde im Ortschaftsrat die Lärm- und Sicherheitssituation in Brugg dargestellt. Er zeigte eine Unterschriftenliste vor, in der alle erwachsenen Brugger Bürger (bis auf eine erkrankte Person) aus Lärmschutzgründen Tempo 60 auf der Bundesstraße fordern. Um der Unterschriftenliste Nachdruck zu verleihen, reichte er am 25. Februar 2025 bei der Stadt im Rahmen der Auslegung des zur Fortschreibung anstehenden Lärmaktionsplanes folgende Stellungnahme ein:
„Im Lärmaktionsplan (LAP) von 2017 wird im an der B465 gelegenen Weiler Brugg 1 Betroffenheit genannt (Brugg 7). Inzwischen hat der Brugg passierende Verkehr um mindestens 17 Prozent zugenommen (…). Die Einwohnerschaft von Brugg vertritt die Auffassung, dass auch die Gebäude Brugg 1, Brugg 3 (heute: Nr. 10), Brugg 4, Brugg 4a und Brugg 12 mit insgesamt 20 dort wohnenden Personen im Sinne der Lärmaktionsplanung betroffen sind; die Einwohnerschaft hat deshalb am 15. 9. 2023 eine Unterschriftenliste bei der Stadt Bad Wurzach eingereicht, mit der aus Lärmschutzgründen die Einführung von Tempo 60 auf der B465 in Höhe des Weilers Brugg gefordert wird.“
In der Mai-Sitzung des Ortschaftsrates war Gerhard Reischmann außer auf das Lärmproblem auch auf Sicherheitsaspekte eingegangen. „Wer von Arnach her kommt und in die Bundesstraße einfahren möchte, hat Stress. Morgens zwischen 6.00 Uhr und 8.00 Uhr muss man oft lange warten, bis man einfädeln kann. Verschärfend kommt hinzu, dass die Brugger Kreuzung von Arnach her oft gequert wird – wegen der Physiopraxis. Tempo 70 ist einfach zu hoch für eine Kreuzung mit 12.000 Fahrzeugen täglich!“ Seine Einlassung abschließend bat Gerhard Reischmann um eine kurze befürwortende Stellungnahme des Ortschaftsrates als Input in den laufenden Prozess der Neufassung des Lärmaktionsplanes.
In der Ortschaftsratssitzung am 3. September wurde nun das Brugger Anliegen aufgegriffen.
Uli Gresser / rei
Transparenzhinweis: Der Artikel entstand unter Mitwirkung von Gerhard Reischmann, der als Straßenanlieger ein Betroffener ist.












