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Anno 1275 sind etliche Kirchen in unserer Raumschaft erstmals erwähnt

Verpasste 750-Jahr-Jubiläen: nur Ziegelbach feiert



Foto: Uli Gresser
Die heutige Ziegelbacher Pfarrkirche Unsere liebe Frau stammt aus dem 16. Jahrhundert und trägt spätgotische Züge. Rechts das Pfarrhaus. Erstmals erwähnt ist die Pfarrgemeinde Ziegelbach im Jahre 1275. Das 750-Jahr-Jubiläum wird heuer gefeiert. RR-Archivbild.

Allgäu-Oberschwaben (im Jahre 2025) – Im Jahre 1275 hat die Diözese Konstanz, zu der unsere Region damals gehörte, ein Zehntbuch, lateinisch Liber decimationis, zusammengestellt, in dem viele Pfarreien erstmals erwähnt sind. Vergleichbar ist der Liber Taxationis, ein kirchliches Steuerbuch aus dem Jahre 1353. Pfarreien, die im Liber decimationis erwähnt sind, sind heuer also 750 Jahre alt. In Ziegelbach wird das 750-Jahr-Jubiläum heuer gefeiert (27. September, 18.00 Uhr, Festgottesdienst mit Festreden). Günter Brutscher, Theologe und Heimatkundler aus Mennisweiler, befasst sich mit dem Liber decimationis und nennt hiesige Pfarreien, die in jenem Verzeichnis erwähnt sind. Er schreibt:

Bei den Grabungsarbeiten im Zusammenhang mit dem Neubau der Kirche in Schwarzenbach wurden mehrere Hinweise auf frühere Kirchen gefunden. Tatsächlich soll in der mittlerweile zu Wangen gehörenden Ortschaft schon im Jahre 815 ein Priester in „Swarzinpach“ im Zusammenhang mit einer Schenkung eines gewissen Haduperts aus dem Geschlecht der Patachinger im Argengau an das Kloster St. Gallen erwähnt worden sein, was zugleich auf eine Kirche oder wenigstens Kapelle schließen lässt. So jedenfalls kann man es im Buch „Die Kunstdenkmäler des ehemaligen Kreises Wangen, bearbeitet von Adolf Schahl u. a., herausgegeben im Jahr 1953 vom Württembergischen Landesamt für Denkmalpflege, auf den Seiten 284 und 285 nachlesen.  Eine urkundlich nachweisbare Erwähnung Schwarzenbachs gab es dann jedenfalls für das Jahr 1275 im sogenannten „liber decimationis“, zu deutsch „Zehntbuch“.  Dieses Zehntbuch ist zugleich für viele Kirchen in unserer Raumschaft die erste „urkundliche Erwähnung“, wie es so treffend heißt. Und damit könnte im Jahre 2025, also heuer, eine Flut von Kirchenjubiläen gefeiert werden.

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750-jährige Pfarreien in unserer Raumschaft

750 Jahre erstmalige urkundliche Erwähnung und kaum einer nimmt es wahr, so scheint es. Also, erstmalig oder überhaupt erwähnt wurden in dem besagten amtlichen Dokument unter vielen anderen Aitrach, Bavendorf, Beuren, Bosternang, Christazhofen, Diepoldshofen, Eglofs, Aulendorf, Dietmanns, Eggmannsried, Eintürnenberg, Hinznang, Hochdorf, Michelwinnaden, Mooshausen, Reichenhofen, Steinhausen, Unterzeil, Waltershofen, Wolfegg (die frühere Pfarrkirche St. Ulrich; heute die Alte Pfarr‘), Ziegelbach und selbstverständlich auch noch viele noch ältere Kirchen, etwa solche, die im Zusammenhang mit Klöstern stehen oder als einstmalige Freie Reichsstädte schon eine viel längere Tradition im kommunalen, aber eben auch kirchlichen Bereich hatten.

Pfarrkirche St. Petrus und Paulus Beuren (bei Isny).

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Pfarrkirche St. Maria Bolsternang.

Pfarrkirche Johannes Baptist Diepoldshofen.

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Pfarrkirche St. Martin Eintürnenberg.

Pfarrkirche St. Laurentius Reichenhofen.

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Filialkirche St. Magnus Unterzeil.

Der besagte „liber decimationis“ wurde, so kann man es im Lexikon nachlesen, in der Diözese Konstanz, der einstmals großen süddeutschen Diözese, die bis zur Gründung der Diözese Rottenburg im Jahre 1821 auch den Raum Allgäu-Oberschwaben umfasste, erstellt. Grund für die Erstellung des „Zehntbuchs“ war, dass die schon damals bestehenden Pfarreien zu einer zehnprozentigen Abgabe der Pfründerträgnisse verpflichtet wurden, um die noch nicht abschließend finanzierten Kreuzzüge des 13. Jahrhunderts und den schon geplanten nächsten Kreuzzug vorzufinanzieren, der allerdings nie zustande kam.

Vielleicht ist es ja gerade die mit Bannandrohung versandte Verpflichtung der Abgabe für die Kreuzzüge, die ja in der Geschichte der Kirche sehr kritisch bewertet werden, die die eigentlich mögliche Festesfreude einer 750-Jahr-Feier nicht so richtig aufkommen lassen wollte.
Gewiss, von den seinerzeit schon bestehenden Pfarreien steht keine der vermutlich damals deutlich kleineren und bescheideneren Pfarrkirchen mehr. Diese wären ja der Stilepoche der Romanik zuzuordnen, wenn sich die Bauherrn der Kirchen überhaupt der Architektur der Epoche verpflichtet gehalten hätten. Allerdings, so lässt sich immer wieder feststellen, sind tatsächlich noch zuweilen Fundamente vorhanden oder gar Mauerreste in den unteren Bereichen entdecken, in den Kirchenräumen und häufiger in den oft sehr alten Kirchtürmen.

Der Liber taxationis stammt aus dem Jahre 1353

Übrigens wurden andere bedeutende Pfarreien im Dekanat Allgäu-Oberschwaben, die heute überall als Kirchengemeinden bezeichnet werden, erst im „liber taxationis“, genauer: „liber taxationis ecclesiarum et beneficiorum in Dioecesi Constantiensi de anno 1353“ erwähnt, wie das „Steuerbuch“ der Diözese Konstanz heißt, übersetzt: Buch der Einkünfte von Kirchen und Beneficien in der Diözese Konstanz im Jahr 1353. Dies gilt etwa für Arnach, Unterschwarzach oder Winterstettendorf, das einstmals zum Kreis Waldsee gehört hat. Der liber taxationis, oftmals abgekürzt einfach „l. t.“ im Gegensatz zum „l. d.“ (also dem liber decimationis), stammt, wie gesagt, aus dem Jahre 1353, so dass die dort erstmals erwähnten Pfarreien bzw. Kirchengemeinden dann in 28 Jahren ihr 700-jähriges Jubiläum (mindestens!) feiern könnten, wenn sie denn wollen.
Text und Fotos (6): Günter Brutscher

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