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Ökumenische Feier im Münster in Zwiefalten

Bilder vom Gedenkgottesdienst für die Opfer des Zug-Unglücks



Foto: drs
Drei Todesopfer hat das schwere Zugunglück bei Riedlingen gefordert. Zudem wurden 36 Menschen verletzt, zum Teil schwerstens.

Zwiefalten/Rottenburg/Stuttgart – In einem ökumenischen Gottesdienst im Münster Unserer Lieben Frau in Zwiefalten haben heute (1.8.) viele Menschen der Opfer des Zug-Unglücks gedacht, bei dem am 27. Juli bei Riedlingen drei Menschen starben und rund 36 Menschen teils schwer verletzt wurden. Dem Gottesdienst standen Bischof Dr. Klaus Krämer (Diözese Rottenburg-Stuttgart) und Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl (Ev. Landeskirche in Württemberg) vor. Neben Angehörigen der Opfer und Vertretern der Rettungskräfte nahmen unter anderem Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder, der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann, Dr. Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, sowie Evelyn Palla, Vorstandsvorsitzende der DB Regio AG, teil. Nachstehend ein Bericht in Wort und Bild, zusammengestellt von der Pressestelle der Diözese Rottenburg-Stuttgart:

Unter der Trauernden waren (von rechts) Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder, der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann, Dr. Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, und Evelyn Palla, Vorstandsvorsitzende der DB Regio AG. Links vermutlich Angehörige der drei Todesopfer.

Dem ökumenischen Gottesdienst standen der katholische Bischof Dr. Klaus Krämer (Diözese Rottenburg-Stuttgart) und der evangelische Bischof Ernst-Wilhelm Gohl (Landeskirche Württemberg) vor.

Vertreter von Rettungsorganisationen wirkten bei der Trauerfeier mit.

Blumen wurden am Altar abgegeben und niedergelegt.

Ministerpräsident Kretschmann.

Bundesverkehrsminister Schnieder (links) und Landesverkehrsminister Hermann.

Bahnchef Lutz.

Drei Kerzen und eine Vase voller Blumen.

Vertreter von Hilfs- und Rettungsdiensten.

Blick von der Empore.

Viele weitere Bilder in der Galerie

Aus der Ansprache von Bischof Klaus Krämer: „Es ist ein wichtiges Zeichen der Verbundenheit mit den Trauernden, dass Sie heute gekommen sind“, sagte Bischof Dr. Klaus Krämer in seiner Begrüßung und fuhr fort: „Die Fassungslosigkeit über die Ereignisse verbindet uns über Konfessions- und Glaubensgrenzen hinweg, über Stadt- und Landkreisgrenzen hinweg und so suchen wir gemeinsam Trost und Unterstützung.“ Gott sei nicht fern, wenn Menschen verzweifeln. Schmerz wolle ausgehalten werden, er lasse sich nicht einfach wegwischen. Umso trostreicher sei es, „wenn wir hier und heute unseren Schmerz teilen und ihn gemeinsam vor Gott tragen, im Hören der Texte, im Singen der Lieder, im gemeinsamen Gebet.“

Ministerpräsident Winfried Kretschmann sagte in seinem Grußwort, die Bilder des Unglücks hätten „uns alle fassungslos gemacht“. Am Ort des Geschehens habe er aber auch sehen können, „dass Unglaubliches an Hilfe geleistet worden“ sei. In kürzester Zeit seien hunderte Feuerwehrleute, Notärzte, Sanitäter und Polizisten vor Ort gewesen, hätten Notfallseelsorger und THW bereitgestanden und seien die Kliniken mobilisiert gewesen. Er dankte der ganzen Blaulichtfamilie „für den selbstlosen Einsatz, gerade auch der vielen Ehrenamtlichen“. Der Einsatz habe gezeigt, dass „unser Rettungssystem wirklich gut funktioniert, und genauso die staatlichen Institutionen und die Kommunen.“ Auch das benachbarte Dorf Zell-Bechingen habe mit angepackt. „Unsere Gesellschaft zeigt sich in solch einer Situation als Gemeinschaft des tätigen Miteinanders“, so Kretschmann. Das tröste aber nicht über das Leid hinweg. In solch einer Situation stehe man macht- und wehrlos da. Auch der Staat stoße da an seine Grenzen. Es sei gut, wenn man dann „Trost im Glauben findet oder in der Anteilnahme“. Das bleibe einem: „Mitgehen, mitfühlen, mittrauern“. Auch wenn es Aufgabe des Staates sei, seine Bürger zu schützen, könne er nicht jedes Unglück verhindern. Das sei schwer zu akzeptieren, „aber auch das müssen wir manchmal ertragen“, sagte Kretschmann. Mit Hinweis auf ein Kunstwerk in der Münster-Kirche schloss Kretschmann sein Grußwort damit, dass „Schmerz, Leid und Tod nicht das letzte Wort haben, sondern das Leben siegen wird“.

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder sagt in seinem Grußwort: „Unsere Herzen sind voller Trauer“. Er sprach „im Namen der Bundesregierung unser tief empfundenes Beileid aus“. Schnieder dankte den Rettungskräften und betonte, ihr Einsatz mache Mut. Mut sei nicht nur, „wenn Helfer ohne Zögern handeln. Mut ist auch, wenn sich Angehörige dem Unfassbaren stellen, wenn sie weitermachen, auch wenn die Welt für sie stillsteht“. Dieser Mut wachse aus dem Glauben. In der Gemeinschaft könne man ihn stärken und unterstützen. Schnieder betonte, er sei für den Gottesdienst und das Gedenken dankbar. Dies sei „nicht nur ein Ort des Trauerns, sondern auch der Solidarität und Ermutigung“.

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl hielt die Predigt über Jesaja 43,1: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Gohl sagte: „In unserer hoch technisierten Welt sind wir gewohnt, die Dinge im Griff zu haben. Einem Unglück machtlos ausgeliefert zu sein, ist da nicht vorgesehen. Und dass es keine Antworten auf unsere Fragen gibt, halten wir nur schlecht aus.“ Auch er selbst habe keine Antwort auf die Frage, warum Gott dieses Unglück zugelassen habe. Gohl fuhr fort: „Aber wenn wir jetzt angesichts dieses Unglücks verstummen würden, dann hätte dieser sinnlose Tod ein für alle Mal gewonnen. Der Tod will uns stumm machen.“ Doch Christinnen und Christen kapitulierten nicht vor dem Tod, sie seien „Protestleute gegen den Tod“ (Christoph Blumhardt). „Deshalb klagen wir Gott unser Leid und hören auf sein Wort,“ so Gohl.

Gohl erinnerte daran, dass auch Jesaja sein „Fürchte dich nicht“ vor rund 3.000 Jahren zu Menschen gesagt habe, die die Angst stumm gemacht hatte: „Das Leben, das sie kannten, das gibt es nicht mehr. Und das Leben wird auch nie mehr so sein, wie es einmal war. Jesaja spricht zu Männern und Frauen, die sich ihre Zukunft nicht vorstellen können, ja, die sich überhaupt keine Zukunft mehr vorstellen können.“

Es gebe in der Bibel wenige Worte, die den Menschen so oft zugesprochen werden wie dieses „Fürchte dich nicht”. Die Bibel sei ein „ein einziges Manifest gegen die Angst. Ein Manifest gegen alles, was uns in Angst und Schrecken versetzen will und uns den Lebensmut raubt.“ Dabei rede „die Bibel das Leben nicht schön, sondern nimmt das Leben und auch das Leid ernst.“ Glaube aber sei „kein Garant für Wohlergehen. Glaube ist das Vertrauen, dass Gott zu seiner Zusage steht – auch wenn alles dagegenspricht.“ Gott nehme „das Leid und den Tod so ernst, dass er in Jesus Christus selbst Mensch wird und auch den Tod in seiner ganzen Grausamkeit durchleidet, bis hin zur letzten Verlassenheit“.

Gott verspreche „uns kein Leben, in dem es kein Leid geben wird. Wir leben jenseits von Eden und der Tod ist mächtig. Aber Gott verspricht: Das Leid und der Tod haben ihre alles bestimmende Macht verloren. Vor allem, was kommt, steht jetzt das „Fürchte dich nicht“.

Gohl schloss: „Auf viele Fragen haben wir keine Antwort. In dieser Stunde haben wir nur die Hoffnung: Die Verletzten mögen gesund werden, die Angehörigen getröstet, die Toten bei Gott ruhen. Bei Gott, der verspricht: ‚Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein‘.”

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