Picknick in Weiß nach dunklem Gewölk
Bad Wurzach – Trotz kräftigen Regens am Morgen hatte der Partnerschaftsverein am vergangenen Freitag (25.7.) sein „Picknick in Weiß“ nicht abgesagt. Und das hatte einen besonderen Grund: Erstmals in der noch jungen Historie des seit 2017 auf dem Klosterplatz veranstalteten Picknicks in Weiß sollte das Diner en Blanc zeitgleich in den beiden Partnerstädten Luxeuil und Wallingford gefeiert werden. Und Bad Wurzachs Jumelage-Freunde hatten Glück. Am frühen Nachmittag hörte es zu regnen auf und es kam sogar noch die Sonne heraus. Und so konnte man um 20.00 Uhr mit den Freunden in Frankreich und England per Video-Schalte anstoßen.

Der Blick zum Himmel schon nicht mehr skeptisch: Bad Wurzacher Partnerschaftsfreunde zeigen sich erleichtert, dass es mit dem geplanten internationalen Picknick in Weiß doch noch etwas geworden ist – nachdem es am Morgen noch geregnet hatte.

Die Freunde in Luxeuil …

… und Wallingford hatten derlei Sorgen nicht: Bei ihnen herrschte eitel Sonnenschein.

Immerhin: In Bad Wurzach hat es noch rechtzeitig abgetrocknet.
Die Idee des François Pasquier
Als im Sommer 1988 der Pariser François Pasquier seine völlig überfüllte private Gartenparty kurzerhand in den nahegelegenen Bois de Boulogne verlegt hatte, war überhaupt nicht absehbar, was für eine Lawine er damit lostrat. Verpflichtend für alle Teilnehmer bei den alljährlich im Juni stattfindenden Treffen war weiße Kleidung. Mitgebrachte Tische und Stühle wurden zu langen Tafeln zusammengestellt, alle Teilnehmer brachten zu essen und zu trinken mit. Inzwischen haben diese „Diner en blanc“ ihren Siegeszug über ganz Europa angetreten. Große Tafeln gibt es in Deutschlands Großstädten und auch auf den Partyschiffen der „Weißen Flotte“ auf dem Bodensee werden sie immer beliebter. Auch in Bad Wurzach gibt es seit einigen Jahren das „Picknick in Weiß“. Und heuer ließen sich die hiesigen Organisatoren, das muntere Völkchen vom Luxeuil-Komitee des Partnerschaftsvereines, gemeinsam mit den Freunden in Luxeuil und Wallingford etwas Neues einfallen: Sie schlossen sich per Videoschalte zusammen und schauten so virtuell bei den jeweils gleichzeitig stattfindenden Diners vorbei.
Zwar dürften dunkle, drohende Wolken über Bad Wurzach den einen oder anderen Picknick-Gast vom „Dazustoßen“ abgehalten haben. Dennoch kamen rund 35 in Weiß gekleidete Personen ab 18.30 Uhr auf dem Klosterplatz an die beiden reichlich gedeckten Tafeln zusammen.
Martha Wild genoss den Abend

Die inzwischen 93-jährige Martha Wild (Bild) war, wie schon in den Vorjahren, wieder mit Freuden dabei. Vom Schüler bis zur schon erwähnten Seniorin war in diesem Jahr wieder jede Altersgruppe vertreten, als man sich nach einem Glas Sekt zur Begrüßung an dem mitgebrachten Essen und Trinken erfreute. Zu gut gekühltem Weißwein zauberten die Partygäste viele verschiedene Brotsorten, geschnittenes Gemüse, diverse Wurstsorten, allerlei Salate und, und, und … auf die Tische. Und natürlich durften diverse Käsespezialitäten und selbstgebackenes Süßes zum Abschluss nicht fehlen. Dabei durfte jeder bei jedem probieren.
Gemeinsames Speisen hat etwas Meditatives an sich: Man kann bei gutem Essen und guten Gesprächen Abstand vom Alltag gewinnen. Und dabei sogar ein wenig träumen. So manches Mitglied des Partnerschaftsvereines träumte sich vielleicht zum nächsten Besuch in die französische Partnerstadt. Oder in die englische Stadt Wallingford, in die Stadt von Agatha Christie und Inspector Barnaby. Und weil dort im Sommer die Uhren ein wenig anders ticken, konnte die geplante Video-Schalte erst um 20.00 Uhr (MESZ) stattfinden, als es in England gerade einmal 19.00 Uhr Ortszeit war.

Gundula Blattner (Bild), die Vorsitzende des Luxeuil-Komitees, fasste dieses erste internationale Diner en Blanc so zusammen: „Die Kommunikation hat funktioniert, aber aufgrund der beschränkten Kapazitäten – wir hatten nur Handys und die Engländer auf der Wiese bei der Themse nur geringe Signalstärke – konnten nicht alle Anwesenden auf dem Klosterplatz daran teilnehmen und es war etwas schwierig abzustimmen, wer gerade das Wort hat. Also ein fröhliches kleines Palaver auf Englisch und Französisch und ein gegenseitiges Hallo! Bei den Bildern hätte man fast neidisch werden können: Obwohl in beiden Städten erstmals diniert wurde, gab es sehr gute Teilnehmerzahlen und selbst im als Regenland apostrophierten England herrschte eitel Sonnenschein.“ Frau Blattner freute sich sehr über das Wetterglück und das virtuelle Zusammensein mit den Freunden in Frankreich und England. „Wie gut, dass wir nicht abgesagt hatten! Nun haben wir Zeit, über Verbesserungen für das nächste Jahr nachzudenken.“
Text und Fotos: Uli Gresser
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