Die erste OEW-Sommerserenade in Bad Wurzach
Bad Wurzach – Es war eine ausgesprochen gelungene Premiere: die erstmals am Musikpavillon beim Kurhaus ausgetragene Open-Air-Sommerserenade im Rahmen des OEW-Kultursommers mit der Kammerphilharmonie Bodensee-Oberschwaben unter der Leitung von Benjamin Lack und dem einheimischen Trompeter Hermann Ulmschneider als Solisten.

Ein Teil des Ensembles.

Benjamin Lack, Dirigent.
Im Wetterglück
Das Team der Bad Wurzach-Info um Margit Rock, das für die Organisation des hochklassigen Kammerkonzertes verantwortlich zeichnete, hatte ganze Arbeit geleistet. Die Damen müssen einen verdammt guten Draht nach oben gehabt – nun ja, unter den etwa 350 begeisterten Besuchern war schließlich auch Stadtpfarrer Stefan Maier. Die dicke Wolke, die sich nämlich kurz vor Konzertbeginn am vergangenen Sonntag (20.7.) vor die Sonne schob, zog bald wieder ab.

Das Team von der Bad Wurzach-Info: Viel Arbeit für ein rundum gelungenes Konzert.
Bürgermeisterin Alexandra Scherer konnte neben Anna Maria Ostermeier, der neuen Stellvertreterin von Landrat Harald Sievers, auch den Kulturamtsleiter des Landratsamtes Ravensburg Dr. Maximilian Eiden begrüßen. Sie freute sich natürlich, dass ein so hochklassiges Konzert in Bad Wurzach vor einem so großen Publikum stattfinden konnte., und bedankte sich bei allen Helfern und Sponsoren, die dieses Event erst möglich gemacht hatten.
Der musikalische Leiter des Orchesters, Benjamin Lack, eröffnete die erste Sommerserenade in Bad Wurzach mit der Ouvertüre „Candide“ aus dem gleichnamigen Musical von Leonard Bernstein.
Ute Babinecz, die mit ihren Moderationsbeiträgen einiges zu den Komponisten und ihre Werke zu erzählen wusste, hoffte (wie sicherlich die Meisten im Publikum), dass es nach der ersten auch eine zweite, dritte und viele weitere Sommerserenaden geben wird. Sie stellte nach dem Klangfeuerwerk, das Leonard Bernstein angefacht hatte, die (rhetorische) Frage, ob die Klänge, mit vollem Körpereinsatz von Dirigent Benjamin Lack aus dem Orchester gekitzelt, bei den Konzertbesuchern ein Kopfkino in Gang gesetzt hätten, ob vor ihrem geistigen Auge eventuell Filmszenen aufgetaucht sind.

Führte durch das Programm: Ute Babinecz.
Ganz andere Stimmungen und Töne schlugen die Musiker beim zweiten Stück an: Maurice Ravels „Pavane pour une infante défunte“ (Andenken an eine verstorbene Prinzessin) ist ein stilisiertes, im Stile spanischer Hofmusik gehaltenes Musikstück. Die träumerische Komposition, ursprünglich für Klavier geschrieben, stellt weniger Ausdruck von Trauer dar, sondern ist, da Ravel sehr von Gemälden des spanischen Malers Diego Velázquez inspiriert wurde, die Vorstellung einer Pavane, wie sie zu dessen Lebzeiten von einer Prinzessin am Hofe getanzt wurde. Das melancholische Stück wurde Ende des 19. Jahrhunderts zum „Hit“. Vor allem bei jungen Mädchen aus gutem Hause durfte es auf dem Notenpult ihres Klavieres nicht fehlen.

Lokalmatador Hermann Ulmschneider glänzte mit einem Stück eines armenischen Komponisten.
Mit dem „Konzert für As-Dur für Trompete und Orchester“ betrat Hermann Ulmschneider die Bühne des Musikpavillons. Der Seibranzer Trompetenvirtuose, vielen Bad Wurzachern vor allem bekannt durch die gemeinsamen Silvesterkonzerten mit Martin Schad und Robert Häusle in der St. Verena-Kirche, stellte sich der Herausforderung, ein 1950 geschriebenens Solo-Stück des hierzulande fast völlig unbekannten armenischen Komponisten Alexander Arutjunjan aufzuführen.

Verstanden sich blind: Dirigent Benjamin Lack und Solotrompeter Hermann Ulmschneider.
Vor dem politischen Hintergrund der Sowjetunion, zu der seine Heimat Armenien damals gehörte, war es für Alexander Arutjunjan nicht einfach, „moderne“ Musik zu schreiben. Der Komponist war sehr geschickt darin, seine neuen musikalischen Ideen entsprechend zu verpacken. Bei ihm vermischen sich armenische Volksmusik mit westeuropäischen Traditionen. Bei diesem Werk sind auch deutlich Jazzelemente zu hören, die nicht der sowjetischen Zensur zum Opfer gefallen ist. Denn Jazz war in den Fünfziger-Jahren der UdSSR verpönt. Diese spannende Mischung aus westeuropäischer Musik mit orientalischen Elementen in Kombination mit jazzigen Passagen forderte den Solisten Hermann Ulmschneider stark. Ständig wechselten sich tänzerische, höchste Virtuosität erfordernde Passagen mit lyrischen voller Sehnsucht ab.
Weitere Könner von hier
Doch Solist Hermann Ulmschneider war nicht der einzige „Local Hero“. Denn mit Cecilia Brunetti am Horn, Lehrerin an der Jugendmusikschule, Bernhard Klein an der Tuba, Lehrer am Salvatorkolleg, sowie Posaunist Thomas Spies, der bei den akademischen Schlossbläsern in Bad Wurzach aktiv ist, haben noch drei weitere Musiker der Kammerphilharmonie Bodensee-Oberschwaben mehr oder weniger berufliche Verbindungen in die Riedstadt.
Mit Mendelssohn-Bartholdys zum furiosen Finale
Mit Ausschnitten aus der Schauspielmusik zu Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ und den vier Sätzen Ouvertüre – Notturno – Intermezzo – Hochzeitsmarsch steuerte diese erste OEW-Sommerserenade mit der Kammerphilharmonie Bodensee-Oberschwaben ihrem Finale entgegen. Der 17-jährige Felix Mendelssohn-Bartholdy war von der märchenhaften Verwechslungskomödie von William Shakespeare so begeistert, dass er sie unbedingt in Musik umsetzen wollte. Diese Begeisterung übertrug sich auch auf seine Musik, die von vielen zeitgenössischen Kollegen hochgelobt wurde. 1843 entwickelte das Musikgenie auf Bitten des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. daraus eine umfangreiche Bühnenfassung. Zwischen romantischem Liebeszauber und nächtlichem Schabernack mit feinem Humor verschmolz der junge Komponist die orchestrale Leichtigkeit, die herauszuarbeiten dem musikalischen Leiter Benjamin Lack und den Musikern der der Kammerphilharmonie an diesem Sommerabend hervorragend gelang.
Beifallssturm
Mit dem finalen, zum weltweiten Hit gewordenen Hochzeitsmarsch war dem Orchester ein Beifallssturm sicher. Diesen belohnten die Musiker mit dem Stück, mit dem sie in die Sommerserenade gestartet waren, der Ouvertüre zum Musical „Candide“.
Text und Fotos: Uli Gresser
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