Rufmord an einer Juristin?
Die Diskussion um Frau Brosius-Gersdorf treibt mich um und ich möchte das „System Journalismus“ etwas beleuchten. Das wird leider nicht thematisiert oder auf ein generelles Presse-Bashing reduziert, was der Journalismus auch nicht verdient!
Mit einem Paukenschlag zur Wahl einer neuen Verfassungsrichterin verabschiedete sich die Regierung zerstritten in die Sommerpause. In zahlreichen Artikeln wurde Frau Prof. Dr. Brosius-Gersdorf als linke Aktivistin abgestempelt und ihr die moralische Eignung für dieses Amt abgesprochen. Die CDU/CSU-Fraktion, Kirchen und gesellschaftliche Kreise sprangen auf den Zug auf und sorgten erfolgreich für einen Rufmord. Da hilft auch eine Richtigstellung in Fernsehen und Presse nicht mehr viel. Tot ist tot, und wer von den Moralaposteln mag schon eigene Fehleinschätzungen eingestehen?
Wie entsteht so eine Dynamik, die von heute auf morgen „eine Sau durch das Dorf treibt“? Und wie stellen sich die verantwortlichen Journalisten nun?
Man muss wissen, das ein Großteil der überregionalen Nachrichten durch Presseagenturen geschrieben werden und an die einzelnen Medien verkauft werden. Diese verwenden dann die Informationen, haben aber weder die Zeit noch Kapazität, diese selbst zu überprüfen. Dadurch können wenige, unseriös arbeitende Journalisten der Agenturen eine sehr breite Öffentlichkeit „desinformieren“.
Wenn dies, wie in diesem Fall, geschieht, sind die dem Foul aufgesessenen Medien natürlich auf Schadensbegrenzung aus. Vorgeblich pflichtbewusst veröffentlicht man Richtigstellungen, man will ja journalistisch sauber sein.
Aber, wie gesagt: Tot ist tot!
Leider wird dieser Aspekt nicht selbstkritisch und öffentlich thematisiert. Die Öffentlichkeit duckt sich hinter einem generellen Presse-„Bashing“, hinter dem sich die wenigen schwarzen Schafe gut verstecken können.
Christian Leggemann, Bad Wurzach
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