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Bis 7. September – Im Haus am Stadtsee in Bad Waldsee

Kleine Galerie zeigt Plastiken von Birgit Feil



Foto: Peter Lutz
Laudator, Künstlerin, Galerist: Dr. Herbert Köhler, Birgit Feil, Axel Otterbach (von links).

Bad Waldsee – Axel Otterbach, der Leiter der Kleinen Galerie in Bad Waldsee, erhebt in diesen Wochen die Kurstadt zu einem wahren kulturellen Hotspot. Auf seine Initiative sind noch bis zum heutigen Sonntag, 20. Juli, im und am Kornhaus die ästhetischen Installationen Johannes Pfeiffers „Im Atem der Freiheit“ zu sehen. Vor gerade mal zwei Wochen feierte die Kleine Galerie ihr sechzigjähriges Bestehen mit der Ausstellung „Art Löchle“ und nun folgte die Vernissage zur Ausstellung „Birgit Feil Plastiken“. In seiner Begrüßung bei der Vernissage vor kurzem erklärte Otterbach, mit Birgit Feils Plastiken begegnen uns alltäglich umgebende Menschen, die man wohl als Doppelgänger schon mal gesehen hat. Die Plastiken sind in Kissen sitzend, schwebend, hängend und erscheinen dem Betrachter sehr vertraut. Eine „Statue“ mit Kissen am Eingang zum Haus am Stadtsee lädt zum Besuch der Ausstellung ein.

Typisch Feil: Farblich abgesetzte Attribute. Foto: Peter Lutz.

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Skulpturen im Außenbereich

Otterbach erinnerte an seine Highlights, an die früheren Skulpturensommer. Heute sei es schwierig, Arbeiten im Außenbereich zu zeigen. Dennoch bemühe er sich, wenigstens während der Sommermonate plastische Arbeiten auch außerhalb des Schutzraumes der Galerie zu zeigen. Solche Arbeiten stellen nämlich Bezüge zur Architektur oder zum umgebenden von Menschenhand geschaffenen Raum her und würden von jedermann wahrgenommen, obwohl Kunstwerke weder Nutzen noch unmittelbare Verwertbarkeit versprechen. Begreifen und erfahren in ihrer Fremdartigkeit könne man sie eben aber doch. Der Galerieleiter erklärte in seiner Begrüßung kaum Bekanntes zu den Begriffen Plastik, Skulptur und Statue. So sind Skulpturen dreidimensionale Arbeiten, die durch Abtragen von außen nach innen entstünden, besipielsweise Stein oder Holz. Plastiken sind Arbeiten, die durch Modellieren oder Auftragen weichen Materials oder Gießens entstehen. Statuen bezeichnen keine Technik, sondern sind aufrecht und frei stehende Menschen, die auch „Standbild“ genannt werden können.

Diese Feil-Plastik steht vor dem Haus am Stadtsee in Bad Waldsee und lädt zum Besuch der Kleinen Galerie ein. Foto: Peter Lutz

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Laudatio

Dr. Herbert Köhler (Bild) übernahm in bekannt kompetenter Weise die Einführung in das Werden und Schaffen von Birgit Feil. Ihre Prägung erfuhr sie durch den Bildhauer-Professor Karl-Heinz Biederbick, dessen Meisterschülerin sie in Berlin wurde. Bei ihm stand die Gestaltung menschlicher Figuren im Mittelpunkt und er war wie die Gruppe ZEBRA dem sogenannten Neuen Realismus verpflichtet. Dieser wandte sich verstärkt den alltäglichen Dingen des Lebens zu. Diese Stilrichtung, auch Pop Art, sollte Konkretes gegenüber dem Betrachter bzw. Mitmenschen schaffen. Verwendete Werkstoffe waren Polyesterharz, die man farblich fassen konnte. Exakt in dieser Tradition sei Birgit Feils Arbeit zu verorten und entsprechen den Vorbildern des Neuen Realismus. Natürlich entwickelt auch Feil ihren eigenen Stil. Sie baut figürliche Plastiken bzw. Menschen wie Du und Ich in alltäglichen unaufgeregten Posen, die erst durch den Betrachter „beseelt“ werden. Sie haben Namen, sind aber keine bestimmten Personen.

Spärliche Färbung, gewollte Schattenführungen

Feils Figuren entstehen zunächst in Negativformen aus Ton, die sie dann gießt. Ihre Materialien sind Gips, Beton, Pappmachée und Polymergips. Spärliche Färbung/Fassung erfolgt mit Acrylfarben, die Aufbauspuren sichtbar lassen. Köhler zitierte die Künstlerin: „Die Figuren aus einem Gipsgemisch, Kunststoff oder Beton sind sehr genau durchgestaltet. Der Rhythmus des Faltenwurfs und jede noch so kleine Wölbung, die sich in einen übergeordneten Kompositionszusammenhang einordnen, sind mir wichtig.“ In ihrer Ausstellung sind sogar durch entsprechende Beleuchtung zusätzlich gewollte Schattenführungen zu sehen. Feils Plastiken kommen ohne wirkliche Sockel aus, man brauche sie aber teilweise zur Präsentation, wobei sie nicht überhöht sind. Dadurch wirken sie entspannt und selbstverständlich, eben so, wie es der Neue Realismus vertritt. Köhler sieht in Feils Figuren dreidimensionale, bildgewordene Daseinsprotokolle verschiedener Menschen und ihrer Attribute. So könne man mit ihnen Kontakt aufnehmen oder sie erkennen oder sie schon mal gesehen haben. Durch das Internet entstehende Parallelitäten schaffen heute Schwebezustände, die zu Orientierungslosigkeit bzw. zu Ununterscheidbarkeit zwischen Realem und Virtuellem werden können.

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Diesem labilen Zustand begegnet Birgit Feil (Bild) mit überraschenden Attributen. Dabei spielen Luftkissen als Polsterung bzw. Unterfütterung eine wichtige Rolle. Hinzukommen bei ihr Schaukel und Trapez als Bewegungselemente. Bewegung hebe die erdanziehende Statuarik ihrer Figuren auf und vermitteln schwebende Zustände. Kissen als Polster mit Auftrieb heben Standfestigkeit sichtbar auf. Mit „abheben können wir jetzt auch“ bat Köhler die Gäste ums Betrachten der Figuren Birgit Feils. Zur Figur im Außenbereich meinte er noch, die Kissenschlacht ist nun begonnen. Die ganz im Sinne der Künstlerin sehr ansprechende Ausstellung ist bis zum 7. September täglich von 10.00 bis 19.00 Uhr in der Kleinen Galerie zu sehen.
Text und Fotos: Peter Lutz

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Fotos: Peter Lutz

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