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Musikalisch-heitere Fête in dankbarer Erinnerung an die Gründerväter

Kleine Galerie in Bad Waldsee feierte 60 Jahre



Foto: Günther Kiemel
Im Haus am Stadtsee hat die Kleine Galerie seit 2004 ihre Heimstatt. Die undatierte Aufnahme von Günther O. Kiemel zeigt eine Skulpturenausstellung im Wasser.

Bad Waldsee – Bereits vor mehr als einem halben Jahr erinnerte Galerieleiter Axel Otterbach an das anstehende 60-Jahr-Jubiläum dieser feinen Waldseer Kultureinrichtung und versprach eine angemessene Jubiläumsparty im Sommer. Sein Versprechen entpuppte sich eher als Understatement. Tatsächlich gab es eine musikalisch-heitere Fête mit Substanz und dankbarer Erinnerung an die Gründerväter und ehemaligen Leiter. Dank galt auch der Stadt, die durch Oberbürgermeister Matthias Henne, Bürgermeisterin Monika Ludy, Erste Bürgermeisterstellvertreterin Sonja Wild und Fachbereichsleiter Wirtschaft, Tourismus und Kultur, Axel Musch vertreten war.

Axel Otterbach seit 40 Jahren leitend

Für Oberbürgermeister Henne war es eine besondere Ehre, die zahlreichen Jubiläumsgäste im Namen der Stadt begrüßen zu dürfen. 60 Jahre seien Ausdruck von Kontinuität, Leidenschaft und tiefem Bekenntnis zur Kunst durch unsere Stadt. In Zeiten vielfältigen Wandels habe sich dieser Kulturraum behauptet und sei stets offen für Neues und neue Generationen geblieben. Hennes besonderer Dank galt Axel Otterbach, der die Kleine Galerie seit 40 Jahren mit Herzblut und hohem künstlerischem Sachverstand leite. Seine Ausstellungen bedeutender zeitgenössischer Künstler überraschen, berühren und fordern manchmal heraus. Idee der Kleinen Galerie sei es, der Kunst einen festen Platz in der Mitte unserer Gesellschaft zu bieten. Daher sei es der Stadt wichtig, diesen Raum zu schützen und weiterzuentwickeln. Henne dankte allen, die dieses stolze Jubiläum möglich gemacht haben und auch dem Team um Axel Musch sowie dem treuen Publikum. 60 Jahre Kleine Galerie sei auch Auftrag, weiterzumachen und offen zu bleiben, so der Oberbürgermeister. In diesem Sinne gratulierte Henne der Kleinen Galerie und wünschte viele weitere inspirierende Jahre.

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Neben der aktuellen Stadtspitze Henne-Ludy war auch Altbürgermeister Rudolf Forcher gekommen.

„Ein Ort der Begegnung und Inspiration“

Anschließend begrüßte Axel Otterbach (Bild) die anwesenden Persönlichkeiten und das Publikum, unter ihnen Altbürgermeister Rudolf Forcher. Diese Kleine Galerie sei nicht nur Kunstraum sondern Ort der Begegnung und Inspiration. Kunst habe die einzigartige Kraft, Menschen zu verbinden und Gedanken zu wecken und zu ermöglichen, in die Gedankenwelt von Künstlern zu tauchen. Axel Otterbach dankte allen Kolleginnen und Kollegen, die ihre Arbeiten mit uns geteilt haben, ebenso allen Unterstützern, die das Betreiben dieser „wunderbaren Plattform“ stets ermöglichen. Insbesondere dankte er der Stadt, die daran arbeite, hier Kunst und Kultur zu fördern.

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Bis heute 350 Ausstellungen

Ziemlich sicher gebe es zahlreiche Ausstellungshöhepunkte und Ausstellungsgeschichten. Allerdings eine Auswahl aus inzwischen 350 Ausstellungen mache kaum Sinn, weshalb es am Jubeltag keine Vernissage und keinen Kunsteinführenden gebe. Art Löchles (es handelt sich um ein Pseudonym) hier präsentierte Ausstellung „Kunst geht immer“ sei deutlich lesbar und bedürfe keiner weiteren Einführung. Ihr Witz und ihre Ironie sprächen für sich (die Bildschirmzeitung „Der Waldseer“ zeigt hier in diesem Artikel einige Arbeiten Art Löhles, die im U der Galerie zu sehen sind). Die hintere Ausstellungswand ist eine Collage der Grafikerin Annette Haug, die sämtliche Einladungen der letzten 10 Jahre zeigt. Ein Video von Michael Warth zeigt die Ausstellungen der Zeit von 1965 bis 2015.

Kiemels Fotos

Die rückwärtigen Seitenwände zeigen Schwarzweißfotos des früheren Redakteurs der „Schwäbischen Zeitung“ Günther Otto Kiemel aus verschiedenen Ausstellungen.

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Undatierte Fotos aus der Frühzeit, wohl 1970er-Jahre. Oben ist Paul Heinrich Ebell (weißer Trenchcoat) zu sehen, der Spiritus rector der Kleinen Galerie (neben Stadtoberamtmann Erwin Linder, den die “Schwäbische Zeitung” / Ausgabe Bad Waldsee in ihrem Artikel vom 6. November 1965 als den “eigentlichen Initiator” bezeichnete). Der Mann im Bild oben rechts könnte Axel Otterbach sein. Unten ist der junge Rudolf Forcher zu sehen, der 1972 zum Bürgermeister gewählt wurde.

Immer neue Spektren aktueller Kunstschaffender haben die Waldseer Kleine Galerie stets bekannter gemacht, wodurch das Image der Kurstadt positiver wurde und dieses Image müsse erhalten und ausgebaut werden, forderte der Galerieleiter. Er sehe darin etwas ganz Wesentliches, nämlich den Qualitätsanspruch dieser Galerie von Anfang an. Otterbach ging daher auch auf seine Vorgänger ein. Paul Heinrich Ebell von 1965 bis 1975, Ewald Schrade bis 1985 und seit 1986 der Maler Jörg Eberhard gemeinsam mit ihm, Otterbach, selbst, dem Bildhauer, die beide Ebellschüler waren. Seit 2004 leitet Otterbach die Kleine Galerie als „Solist“, wie er sagte.

Wechselnde Standorte

Auch die im Laufe der Zeit wechselnden Standorte der Galerie wurden beschrieben. Am Anfang war es der Verbindungstrakt im neu gebauten Elisabethenbad, dann der Umzug in den Kreuzgang des ehemaligen Franziskanerinnenklosters und späteren Finanzamts und 2004 schließlich ins Haus am Stadtsee.

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Die Bildhauer-Aktionen

Otterbachs persönliche Highlights sollten denn doch in Erinnerung gerufen werden, nämlich die Bildhaueraktionen. 1990 kamen sieben Bildhauerkollegen in die Kurstadt und schufen mit ihm selbst in fünf Wochen Großskulpturen hinter dem Stadtsee. Damals ließ sich die Stadt das 130 000 D-Mark kosten, ein tolles Zeichen dieser Stadt! 1998, anlässlich der 700-Jahr-Feier, entstand wiederum mit Kollegen der Skulpturenweg. Damals wurde leider weniger über die Kunst, sondern viel mehr über die Entrüstung darüber berichtet. Wichtig, so Otterbach, war aber, dass darüber geredet wurde, insbesondere über die verkohlten Baumstämme an der Kirche. Eben dieser Künstler Johannes Pfeiffer zeige gegenwärtig noch bis 20. Juli seine gelungene Installation „Im Atem der Freiheit“ im und am Kornhaus!

Otterbach ging auch auf die zu beobachtende Resonanz für Kunst ein. Es fehle jüngeres Publikum und damit der Nachwuchs für Kunstinteresse, wohl eine Folge der Verdrängung musischer Fächer an den Schulen? Abschließend ging er auf die Idee bzw. Konzeption der „Jubiläumsparty“ ein. Weil in den Medien überall nur Negatives berichtet werde, habe er das Waldseer Urgestein und international tätigen „Ermutiger“ Johannes Warth engagiert, die Party solle doch bei guter Laune bleiben! Auch die Band Swing & Co und das Duo Inner Smile würden sicher dazu beitragen. Mit „genießen Sie den Abend“ und „lassen Sie sich inspirieren“ schloss der Galerieleiter. Die angekündigte Party sollte nun steigen.

Johnny Warth und Joseph Beuys

Die Hitze am 60. Geburtstag bot die schöne Gelegenheit, sowohl im Raum „Seeblick“ als auch auf der zugehörigen Terrasse mit Blick auf die Schwimmer im Stadtsee zu festen. Es gab genügend kalte Getränke mit Fingerfood, gegenseitigen Austausch und Gelegenheit, insbesondere Art Löchles witzige Interpretation von Kunst zu begutachten. Der Ermutiger ergriff die Initiative und begann in seiner Ledertasche zu stöbern. Eine abgestellte Mineralwasserflasche ließ er unberührt, in der Vermutung, es handele sich dabei um eine zu schützende Installation wie seinerzeit bei Joseph Beuys! Er habe auch vergessen, seine schriftliche Vorbereitung mitzubringen, aber was soll’s, er bereite sich grundsätzlich nie vor. Johnny Warth meinte, Kunst löse was aus in uns und weil der „Seeblick“ ja keinen Platz mehr für zusätzliche Gäste hatte, meinte er, es gebe heute keinen Platz für die, die nicht gekommen sind. Er bescheinigte der Kleinen Galerie große Kunst und fragte, wie das denn bei großen Galerien sei. Mit zwei Nußbaumscheiben aus einem Doppelnußbaum demonstrierte er, was mal zusammengehörte, nicht mehr zusammengehört und doch eng verbunden sei, soviel zur Kritik an der Kunst, die eben gut sei und was auslöse. Im übrigen sei es große Kunst, von der Kunst zu leben!

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Johnny Warth kruschtelt in seiner Ledertasche.

Ein anderes Beispiel zur Kunst wurde mit einem Schlauch demonstriert, der,obwohl unten gehalten, senkrecht stehen sollte, am einfachsten aber war das eben von oben gehalten. Zur Kritik an Kunst berichtete der Entertainer vom Besuch zweier Tänzer auf einer Berghütte. Auf die Frage des Wirts, was die Beiden denn schaffen, führten diese eine elegante Drehung vor, darauf der Wirt, was wollen’s denn jetzt essen. Ein Beispiel für das Erlebbarmachen von Kunst war, schauen Sie ihren Sitznachbarn an und sagen Sie ihm, Du bist einsame Spitze!

Besser hält man einen Schlauch oben.

In einem seiner weiteren Auftritte erzählte Warth das Märchen von „König Otto, dem Normalsten“. Märchen bringen Kinder, aber auch Erwachsene zum Staunen! Dabei bastelte Warth eine Krone, ein Schloss, zwei Bilderrahmen, ein Zaumzeug, alles aus Zeitungspapier. König Otto, der seinen verlorenen Reichtum wieder finden wollte, kam dabei an ein Glashaus, das sich aber als Gewächshaus einer hübschen Gärtnerin herausstellte, die er natürlich haben wollte, sie aber zur Bedingung machte, dass auch er Gärtner werden solle und so gärtnern wir halt alle auf unsere Weise. Das waren nur Beispiele seiner Beiträge.

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Die Musik

„Inner Smile“ war ein absolut außergewöhnliches Duo, bestehend aus der Violinistin Salome Hänsler und dem Schlagzeuger Ralle Fricker, beides Lehrkräfte an der hiesigen Jugendmusikschule. Fricker spielte auf seinen teilweise exotischen Instrumenten, aber beispielsweise auch auf einer Wave Drum tolle Rhythmen und Hänsler begleitete ihn dabei sprechend und einfühlsam auf ihrer Geige. Alles waren gekonnte und herrlich eingehende Improvisationen, denen man gerne viel länger zuhören wollte!

“Inner Smile” (Salome Hänsler und Ralle Fricker)

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Die in der Kurstadt beliebte Formation „Swing & Co.“ unter der Leitung von Roland Umbrecht trat in der Besetzung Volker Jedelhauser (Solojazzgitarre), Joe Rist (Trompete) und Anita Umbrecht (Gesang und Cajon) und einem weiteren Cajoner auf. Die Band spielte herrliche Titel, die wohl die 60 Jahre Kleine Galerie und ihre Künstler begleitet haben dürften. Als Beispiele seien wenigstens genannt: „What love has done to me“, „In dieser Stadt“, „On the sunny side of the street“ mit Warth am Schlagkarton (!), „Besame mucho“, „Baby, how long“, „Petite Fleur“ (mit tollem Trompetensolo von Joe Rist) oder „Fly me to the moon“. Erst als die Uhr schon weit über 21.00 Uhr zeigte, war die 60. Geburtstagsfeier Geschichte.

“Swing & Co.”, vorübergehend verstärkt mit Johnny Warth am Karton.

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Nur noch bis 9. Juli

Abschließend wies Otterbach noch auf das aktuelle Ausstellungsgeschehen hin. Die originelle Jubiläumsausstellung ist noch bis 9. Juli zu sehen. Am 13. Juli startet die Ausstellung Birgit Feil mit Plastiken, die hoffentlich wieder auf gute Resonanz stoßen wird. 

Kunst ist …

A. Löchles Beiträge und das Werturteil eines Großen der modernen Kunst.

Text und Fotos: Peter Lutz

Weitere Fotos in der Galerie

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BILDERGALERIE

Fotos: Peter Lutz

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