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Geschichtlicher Abriss, zusammengestellt von Gebhard Baumann

175 Jahre Musikverein Arnach



Foto: MVA

Arnach – Auch in Arnach war es, wie in vielen anderen Gemeinden, dass die Musikkapelle aus der Kirchenmusik hervorging. Denn bereits 1817, 1843 und 1847 wird in der Kirchenchronik von „Musikanten“ berichtet. 1847 wurden „neue Blechinstrumente angeschafft, die aber nie bei Tanzlustbarkeiten benutzt werden dürfen“. Nachstehend ein geschichtlicher Abriss, zusammengestellt von Gebhard Baumann:

Die Musikkapelle Arnach im Jahre 1967. Von links nach rechts, erste Reihe: Karl Magel (Vorstand), August Kling, Anton Kling, Xaver Göppel, Rudolf Vetter, Karl-Josef Göppel, Otto Hengler (Dirigent), Leonhard Längst, Wilhelm Gut, Anton Baumann, Simon Riedle; zweite Reihe: Simon Gut, Rupert Veser, Leonhard Fimpel, Xaver Miller, Josef Gögler, Franz Weiland, Josef Fimpel, Thaddäus Hummel, Manfred Miller; dritte Reihe: Josef Riedle, Willi Räth, Paul Riedle, Georg Roggors, Xaver Gut; Fahnenrotte: Josef Schwarz, Josef Kling (Fähnrich), Franz Engler. MVA-Archiv.

Der Musikverein Arnach im Jahre 2024. Der älteste aktive Musikant ist der Trompeter Franz Xaver („Xare“) Miller, geboren 1935. Er steht in der dritten Reihe (Zweiter von links). MVA-Archiv

1850: “Kirchliche und weltliche Musik”

Das Jahr 1850 gilt als Gründungsjahr des Arnacher Musikvereins. Damals wurde eine Fahne beschafft und nachweislich „kirchliche und weltliche Musik“ gespielt.

Aus den ersten 50 Jahren der Musikgesellschaft ist wenig dokumentiert. Es wurde zum Fronleichnamsfest, Fahnenweihen anderer Vereine und zum Tanz beziehungsweise zu Hochzeiten aufgespielt. 1890 wurde dann mit zwölf Musikanten unsere heutige alte Fahne geweiht.

Ab 1900 besuchte man dann andere Musikapellen in der Region. Aus einer Blechmusik wurde eine Harmoniemusik mit Klarinetten und einer kleinen und großen Trommel. Und so konnte 1909 in Isny das erste Wertungsspiel bestritten werden. Der Erfolg war noch bescheiden, aber bereits 1913 ging es nach Friedrichshafen zum zweiten Wertungsspiel. Das bisher weiteste Ziel eines Wertungsspiels!

Ebenfalls 1913 wurde aus der Musikgesellschaft ein Musikverein mit passiven Mitgliedern.

Unter dem Ersten Weltkrieg war man dank Jungmusikanten spielfähig. Leider hatte man sechs gefallene Musikanten zu beklagen.

Die 20er-Jahre dürfen als „erfolgreiche goldene Jahre“ bezeichnet werden. 1927 wurde der Musikball und 1928 das „Fasnetverkünden“ eingeführt. Bei den Wertungsspielen traten die Arnacher in der Oberstufe an und man gehörte neben Diepoldshofen und Christazhofen zu den besten Landkapellen im württembergischen Allgäu. Die erste Uniform wurde 1930 angeschafft.

Fasnetverkünden 1935. MVA-Archiv

Die NS-Zeit und der Zweite Weltkrieg waren wieder ein Tiefpunkt in der Vereinsgeschichte. So wurden die Arnacher in eine SA-Uniform gesteckt und mussten bei vielen Nazifeiern aufspielen. Im Weltkrieg beschränkte sich das Spielen bei den Heldengedenkfeiern, darunter zum ehrenden Abschied von zehn gefallene Musikanten.

Anfang 1946 wurde der Musikverein neu gegründet. Die Konzerte, die bunten Abende und der Musikball wurden wieder veranstaltet. Die erste Wertungsspielteilnahme nach dem Krieg war 1954 in Bad Wurzach (Dirigent: Siegfried Maucher). 1955 ging es nach Eisenharz zum nächsten Wertungsspiel (Dirigent: Otto Hengler). Die alte Uniform wurde durch ein blaues Hemd ersetzt. Die erste Alteisensammlung war 1966 zugunsten der neuen Uniform im folgenden Jahr und 1969 trat die Theatergruppe des Musikvereins erstmals im „Löwen“-Saal mit einem Theaterlustspiel auf.

Für die Dreharbeiten zum Film „Der Reiter vom Heiligen Blut“ im Jahre 1949 rückte eigens der Musikverein mit Fahne und klingendem Spiel aus. Im Hintergrund der „Adler“ und das nicht mehr vorhandene Gemeindehaus, ein aus der früheren „Adler“-Brauerei hervorgegangenes NS-Dorfgemeinschaftshaus. (rei) 

Aus den 70er-Jahren gibt es dies zu berichten: 1973 wurde die erste Frau in die Kapelle aufgenommen, 1977 wurde in Bad Wurzach die Jugendmusikschule gegründet und 1978 wurde eine neue Uniform angeschafft. Als dann 1979 der Bühnen- und Küchenanbau an der Turnhalle fertig war, konnte das Theater auf die neue Bühne wechseln und viele Bewirtungen (zum Beispiel bei Hochzeiten) wurden durchgeführt, was finanziell gut für die Kasse war.

Das große Musikfest 1981

Zum 130-jährigen Vereinsjubiläum 1981 wurde ein Musikfest mit Fahnenweihe abgehalten.

Seit 1987 bieten die fleißigen Musikanten und Musikantinnen auf dem Bad Wurzacher Stadtfest Kässpätzle an. Unser Bild entstand 2022. MVA-Archiv

Seit 1987 ist man auf dem Bad Wurzacher Stadtfest mit einem Kässpatzenstand vertreten. Auch die damaligen Ausflüge nach Heimerzheim bei Bonn sowie nach Berlin müssen erwähnt werden.

Besuch in Bonn 1984. Links der CDU-Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Wangen Alois Graf von Waldburg-Zeil. Dirigent war damals Simon Riedle. MVA-Archiv

Bezirksmusikfest 1990

Das Bezirksmusikfest „Allgäu“ wurde 1990 in Arnach abgehalten. Damals wurde unsere heutige Tracht angeschafft. Seit 1993 wird fast jährlich der Show- und Stimmungsabend veranstaltet und ab 1994 wieder bei den Wertungsspielen in der Oberstufe musiziert. Als 1990 die Grundschule aus der Alten Schule auszog, konnte man hier ein eigenes Probelokal einrichten. Zusammen mit der Feuerwehr stand dann 1996-1998 der Umbau und die Renovation der Alten Schule zum Vereinshaus an. 1998 wurde das zweite internationale Jugendkapellentreffen in Arnach abgehalten.

Kreisverbandsfest im Jahre 2000

Mit einem Kreisverbandsmusikfest konnte im Jahre 2000 das 150-jährige Vereinsjubiläum gefeiert werden. Da die Musikapelle stets größer wurde, wechselte man beim Frühjahrskonzert ab 2002 ins Kurhaus am Kurpark nach Bad Wurzach.

In dieser Zeit besuchte man alle fünf Jahre die Freiwillige Feuerwehr Hohnstein in der sächsischen Schweiz.

Der 160. „Geburtstag“

Mit einem Dorffest wurde 2010 der 160. Geburtstag gefeiert. Das 170-jährige Jubiläum musste 2020 wegen Corona abgesagt werden. Die Coronazeit war schwierig. Die Vorschriften machten eine aktives Vereinsleben fast unmöglich. Man wurde sozusagen wieder zu reinen Kirchenmusikern in kleineren Gruppen. Trotzdem gingen die Arnacher Musiker gut aus der Pandemie heraus, und somit feiern wir mit Freuden dieses Jahr unser 175-jähiriges Vereinsjubiläum!

MVA kompakt: Zahlen und Daten

  • Wir sind heute 74 aktive Musikanten, der Verein hat 201 passive und 14 Ehrenmitglieder sowie 15 Jungmusikanten.
  • Unser ältester Musikant ist 89 Jahre und unser Jüngster 16 Jahre.
  • 22 Dirigenten, 9 Erste und 10 Zweite Vorstände sowie neun  Personen im Vorstandsteam, acht Kassier und neun Schriftführer führten den Verein von 1850 bis heute.
  • Es wurden insgesamt 30 Wertungsspiele und 4 Marschmusikwett-bewerbe bestritten.
  • Die Theatergruppe brachte bisher 50 Lustspiele auf die Bühne.
  • Und über 175-mal wurde an Fronleichnam aufgespielt.

Der Musikverein Arnach im Jahre 1995. Dirigent war damals Karl-Heinz Vetter. MVA-Archiv

2023: Stefanie Jöchle (am Mikrofon) ist Vorstandssprecherin. Dirigiert wird die Arnacher Musikkapelle von Berthold Hiemer. MVA-Archiv

Möge die Musik getreu dem Motto „Das deutsche Lied, das deutsche Wort, ertöne frei an jedem Ort“, das auf der Musikfahne steht, auch künftig immer in Freiheit und Freude dem Wohlgefallen der Menschen dienen.
Gebhard Baumann

Gebhard Baumann, der Autor des geschichtlichen Überblicks, ist Kassier und Chonist des Musikvereins Arnach und selbstverständlich aktiver Musikant (seit 1983; er spielt Klarinette).

Quellen:
Festschrift zum 130-jährigen Jubiläum (die Archivarbeit damals leisteten Altbürgermeister Eugen Vogt und der langjährige Arnacher Schulleiter Anton Bauer; für den Text zeichnete der Arnacher Lehrer Siegfried Maucher verantwortlich).
Festschrift zum 140-jährigen Jubiläum (Siegfried Maucher)
Festschrift zum 150-jährigen Jubiläum (Gebhard Baumann, Martin Tapper)
Schriftführer war von 1950 bis 1978 Leonhard Längst. Anschließend viele Jahre Paul Barensteiner.

Drei Tage lang wird gefeiert

Das Jubiläum wird an drei Tagen – vom 23. bis 25. Mai – gefeiert (siehe nachstehende Plakate und Verweise auf veröffentlichte Artikel).




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