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In der Stadtbücherei Bad Wurzach

Im Rahmen des Allgäu Literatur-Festivals las Krimi-Autor Wolfgang Schorlau



Foto: Ulrich Gresser
Schorlau das perfekte Team: Silvia Fritsch und Wolfgang Schorlau ergänzten sich perfekt.

Bad Wurzach – Der Erfolgsautor Wolfgang Schorlau ließ bei seiner Lesung im Rahmen des 9. Allgäuer Literaturfestivals im Kapitelsaal der Stadtbücherei Bad Wurzach mit seinem aktuellen Krimi „Black Forrest“ seinen schon mehrfach für das Fernsehen verfilmten Privatermittler Georg Dengler in seinem bisher privatesten Fall lebendig werden. Dabei brauchte er allerdings auch die Unterstützung einer Hauerzerin, da er den Südbadischen Dialekt nicht sprechen konnte.

Cornelia Merk, die Leiterin der Stadtbücherei, stellte in ihrer Begrüßung zunächst den Autor Wolfgang Schorlau und dann seine Romanfigur, den Stuttgarter Privatdetektiv Georg Dengler kurz vor. Schorlau sei von Anfang an ein phantasievolles Kind gewesen, wurde später Programmierer und war mit einem Partner erfolgreich selbstständig gewesen, bis er sich entschloss, Krimiautor und auch in diesem Bereich erfolgreich zu werden. Black Forrest ist der 11. Fall des Privatdetektivs Georg Dengler und zugleich sein persönlichster Fall.

Denn der ehemalige BKA-Ermittler, der sein Büro jetzt im Stuttgarter Bohnenviertel betreibt, kehrt aus Sorge um seine Mutter in seine Badische Heimat Altglashütten am Feldberg zurück. Merk erklärte dem Publikum, dass die Fälle des Privatdetektives immer in sich geschlossen sind und deswegen auch unabhängig voneinander lesbar sind. Eine Gemeinsamkeit haben die einzelnen Fälle: Es geht nicht nur um das Who Dunnit-Prinzip, sondern sie haben immer einen politischen und gesellschaftlichen Hintergrund. Dank der akribischen Recherche von Schorlau erzeugt diese politische Verflechtung zusätzliche Spannung bei den Ermittlungen von Georg Dengler.

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Im Plot der Geschichte geht es um ein Stück Ödland auf dem Feldberg, das im Besitz von Denglers Mutter ist und das sich hervorragend für den Bau eines Windrades eignen würde. Aber es geht auch ebenfalls um Verstrickungen und Tragödien im persönlichen Umfeld.

Zum Einstieg in die Lesung zeigte Schorlau sogleich, dass er mit einer gehörigen Portion Humor gesegnet ist. Im Rahmen seiner Recherchen sei er auf einen Feldberg-Ranger zugegangen und habe gesagt: „Ich möchte einen Mord begehen und suche dafür den geeigneten Platz!“ Erst als er diesem erklärte, dass er das für sein neues Buch brauchte, habe der Ranger ihm begeistert geholfen, die geeigneten Plätze, wie den Felsenweg am Feldsee zu finden. „Das Opfer hatte ich da auch schon im Kopf.“ Als er die ersten Dialoge von Denglers Ankunft auf dem Bauernhof seiner Mutter fertiggestellt hatte, überzeugten sie ihn noch nicht. Deswegen wandte er zwei literarische Tricks an: Er wechselte für die Figur des Georg Denglers in die persönlichere Ich-Form und ließ die Mutter im breitesten Südbadischen Dialekt sprechen, was dem Leser einen direkteren Zugang zu ihr verschaffte. Nun hatte Schorlau allerdings ein Problem: Wie gut wird dieser Dialekt im Rest der Republik verstanden? Erst als einige Freunde aus Hamburg ihr OK signalisierten war klar, dass Schorlau die alte Dame im Dialekt reden ließ. Und ein weiteres Problem, dessen er sich beim Schreiben noch gar nicht bewusst war: Da er ja den Dialekt nicht sprechen konnte, musste er hoffen, dass bei Lesungen wie der in Bad Wurzach keine Badener da sein würden. Oder wie jetzt eine so perfekte Ergänzung wie Silvia Fritsch, die sich bei der Lesung als seine „Partnerin“ als absoluter Glücksgriff erwies.

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.Die Hauerzerin stammt ursprünglich aus Süd-Baden – nämlich aus Emmendingen – und ist seit 30 Jahren Lehrerin in Wangen. Sie meldete sich, als Wolfgang Schorlau eine „Dolmetscherin“ für die Rolle der Mutter suchte. Als sie dann neben Schorlau Platz genommen hatte, waren sowohl der Schriftsteller als auch das Publikum baff: Die gebürtige Badenerin konnte dank einer aus dem Publikum geliehenen Lesebrille und ihrer eigenen Theatererfahrung nicht nur den Part der Dengler-Mutter vom Blatt lesen, nein sie konnte ihren Text-Part so hervorragend und akzentuiert lesen, dass die Zuhörer den Eindruck bekamen, als seien die beiden Akteure auf der kleinen Bühne ein eingespieltes Team und das ganze sogar inszeniert.

Das Verhältnis zu Jakob, Denglers Sohn – den Georg Dengler kommen ließ, weil es auf dem Hof viel zu tun gab – war schon seit vielen Jahren seitens der Großmutter nicht ungetrübt. Doch mit vielen Stunden an Diskussionen fanden die beiden immer einen Kompromiss. Etwa als Jakob sie eine Mörderin nannte, weil sie einen früher in Bauernstuben üblichen, klebrigen Fliegenfänger aufgehängt hatte. Oder als er zunächst Vegetarier und dann sogar Veganer wurde und Omas ganz frische Frühstückseier verschmähte. Und so wurde die Großmutter vom Enkel wegen des Windrades auf dem Feldberg in eine Diskussion verstrickt, da sie nicht bereit war, darauf eine Anlage bauen zu lassen. Und das, obwohl ihr ein Projektierer schon mehrfach ein gutes Angebot unterbreitet hatte. „Ich häns versprocha!“ war die Antwort der Mutter. Dass Dengler angesichts der Eigenurin-Therapie seiner Mutter an deren Verstand zweifelte, passte für den Ermittler gut in das Bild, weswegen er auch den Weg von Stuttgart in den Schwarzwald gefahren war. Denn sowohl Freunde als auch die Polizei hatten diesbezüglich ihre Zweifel gehabt, weil die Mutter des Nachts irgendwelche Gestalten auf dem Hof herumschleichen sah.

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Die Geschichte vom Projektierer, bei dem jedes Mal, wenn er irgendwo im Schwarzwald einen Windpark errichten wollte, genau an diesen Plätzen Kotspuren eines Auerwildes gefunden wurde und die Behörden sofort ein Schutzgebiet auswiesen, habe er im Zuge seiner Recherchen wirklich gehört. Und dass sein alter Gegenspieler aus „Fremde Wasser“, einem früheren Dengler-Fall, wieder mitmischt, war angesichts der Thematik ja fast zu erwarten.

Auch wenn der Schriftsteller kaum etwas über den eigentlichen Plot des Buches preisgab, waren seine Ausführungen immer mit viel trockenem Humor gewürzt. Gerade deshalb wurde die Signierstunde mit Schorlau dann auch für die Inhaberin des Buchladens zu einem guten Geschäft, denn teilweise trugen manche Lesungsbesucher bis zu fünf signierte Exemplare von „Black Forest“ nach Hause. Nach der Lesung zeigte sich Schorlau sehr angetan vom Wurzacher Publikum und natürlich den historischen Räumlichkeiten. Das Publikum schlug mit der Anzahl von knapp 90 verkauften Karten sogar die bekanntere Gaby Hauptmann bei deren Lesung im Rahmen des Festivals vor einigen Jahren.

Viele Bilder in der Galerie

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Fotos: Ulrich Gresser

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