Erwin Roth hat den Kunstpreis der Stadt Augsburg erhalten
Augsburg / Leutkirch (rei) – Große Ehre und Anerkennung für Erwin Roth: Der in Ausnang lebende Künstler und Restaurator hat für die Installation „Vaterland“ den Kunstpreis der Stadt Augsburg erhalten. Die Auszeichnung wurde ihm am 29. November bei der Eröffnung der 77. Großen Schwäbischen Kunstaustellung im Glaspalast in Augsburg verliehen. Es sprachen Bezirkstagspräsident Martin Sailer, der auch Schirmherr der Ausstellung ist, Jürgen Enninger (Kulturreferent der Stadt Augsburg), Jan T. Wilms von den Kunstsammlungen und Museen Augsburg sowie Norbert Kiening vom Berufsverband Bildender Künstler. Wir haben Norbert Kiening, selbst Künstler, uns um seine Beschreibung des Roth’schen Werkes „Vaterland“ gebeten. Hier sein Text, gesprochen bei der Verleihung des Preises:

„Vaterland”, Erwin Roth 2025. Derzeit zu sehen in Augsburg. Foto: Norbert Kiening (BBK).
Die Installation „Vaterland” von Erwin Roth, bestehend aus Stahl, Blei, bedruckten und beschrifteten Karten, Milchflaschen und Honiggläsern, wirkt auf den ersten Blick wie eine akkurate, ornamentale Sichtblende. Dem aufragenden, annähernd quadratischen aus Flacheisen geschweißtem Raster der Installation sind, vergleichbar einem Altar, Milchflaschen und Honiggläser in regelmäßigen Abständen auf beiden Seiten vorgestellt und mit Bleiplatten unterlegt.
Bei näherer Betrachtung stellen sich die in die 441 Fächer des Regals akkurat eingelegten Kartons als Karteikarten heraus, sogenannte Suchkarten, auf denen handschriftlich Eintragungen über vermisste Personen vermerkt sind. Den Vermissten bringt Erwin Roth sinnbildlich Milch und Honig dar und spendet Bleiplatten als Schutz vor den Unbilden des Krieges.
Ohne nähere Informationen über Herkunft oder Ursprung der in der Installation verwendeten Materialien zu haben, wird der Betrachter angeregt, Zusammenhänge herzustellen. Die Daten auf den Karteikarten verweisen auf den Zweiten Weltkrieg. Tote und Vermisste, Leid und Elend, Flucht und Vertreibung als Folgen des Krieges erscheinen vor dem geistigen Auge. Der Blick des Betrachters richtet sich aber nicht nur zurück in die Vergangenheit, sondern auch in die Gegenwart der kriegerischen Auseinandersetzungen und erinnert uns, mit welchen Folgen zu rechnen ist.
Für seine stille und tiefgründige Installation „Vaterland” wird Erwin Roth einstimmig von der Jury der Kunstpreis der Stadt Augsburg zugesprochen.
Norbert Kiening
Die Installation hat die Maße 193 x 188 x 15 cm. Sie ist im Rahmen der 77. Großen Schwäbischen Kunstaustellung im Glaspalast in Augsburg bis 22. März zu sehen.
Vita Erwin Roths
* 1953 in Leutkirch
Lebt und arbeitet in Ausnang / Leutkirch im Allgäu
Auszeichnungen / Ankäufe (Auswahl)
1994 Kunstpreis der Stadt Kempten
1995 Großplastik „Vollmond”, Ankauf der Stadt Kempten
2006 Großplastik „Geistesblitz”, Stadt Leutkirch, Hans-Multscher-Gymnasium
Einzelausstellungen (Auswahl)
1995 Kempten, Residenz
2000 Geislingen, Städtische Galerie
2006 Memmingen, Landestheater Schwaben
2006 Ravensburg, Galerie Kreissparkasse
2023 Retrospektive im Hofgartensaal der Residenz in Kempten
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)
1983 Oberschwäbischer Kunstpreis
1990 Deutschland – Bruderland / Künstler aus der DDR und BRD, Filderstadt
1998 Diözesanmuseum Rottenburg, Kunstpreisausstellung
2000 Skulptur am Wormser Dom, Ausstellung im Westchor des Domes
2000 Botanischer Garten am Stachus, München, Kunst-Pavillon
Seit 2003 Beteiligung an der Großen Schwäbischen Kunstausstellung
2008 Pasinger Fabrik, Galerie | und II, München

Erwin Roth vor seinem Haus in Ausnang. Rechts eine von ihm gefertigte hölzerne Skulptur. Foto (2024): Gerhard Reischmann
77. Große Schwäbische Kunstausstellung
Zentrum für Gegenwartskunst
Beim Glaspalast 1, 86153 Augsburg
Bis 22. März 2026
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr
geschlossen am Heiligen Abend (24.12.25) und an Silvester (31.12.25)
Führungen von Künstler/innen gemeinsam mit Kunstvermittler/innen an Samstagen jeweils um 15.00 Uhr:
29.11.25 / 13.12.25 / 27.12.25 / 10.01.26 / 24.01.26 / 07. 02.26 / 21.02.26 / 07.03.26 / 21.03.26
Konzert: T.H.I.Q. (Tilman Herpichböhm Intellectual Quartet) am 25.1.2026, 19.00 Uhr












