Ein Allgäuer im Unterland
Er kam am 13. Juli 1958 in Leutkirch zur Welt. 2011 bis 2021 vertrat er den Wahlkreis Waiblingen für Bündnis90/dieGrünen im Stuttgarter Landtag. Der erfahrene Kommunalpolitiker und Buchhändler Willi Halder ist am 20. November 2025 gestorben.
Der Leutkircher Bahnhof prägte seine Kindheit. In seiner Jugend galt Willi Halder als streitbarer Diskutant in Gaststätten wie dem „Lamm” in Leutkirch. 1975 begann er eine Lehre als Verlagskaufmann in Stuttgart. Dort diente er beim Klett-Verlag im Bereich Auslieferung. 1982 eröffnete er eine eigene Buchhandling in Fellbach, später in Winnenden. Halder, der Mitte der 1970er-Jahre in Leutkirch nicht beleidigt wirkte, wenn ihn jemand „Kommunist” nannte, war während der letzten Jahre selten in der Nibelstadt öffentlich zu sehen – dann mit Baden-Württemberg-Abzeichen am Revers. 1973 hatte er in Leutkirch Flugblätter gegen den Militärputsch in Chile verteilt.
Als gewählter Politiker begann Halder seine Laufbahn 1992 als Gemeinderat der „Alternativen und grünen Liste” (ALI) in Winnenden. Deren Fraktionsvorsitzender blieb er bis 2011. 1994 kam er in den Kreistag des Rems-Murr-Kreises. Dort wurde der Fraktionsvorsitzender der Grünen bis 2011. 2011 machte die Landtagswahl die Grünen zur stärksten Fraktion im Stuttgarter Landtag. Ihr gehörte seit 2011 auch Willi Halder an – über ein Zweitmandat mit 23,5 % der Wahlberechtigten-Stimmen. Dieses Ergebnis verbesserte er bei der Landtagswahl 2016 auf 27,8 % (Erstmandat). 2021 trat Willi Halder nicht mehr an.
„Willi Halder vertrat mit großer Hingabe seinen Wahlkreis Waiblingen. Als Sprecher für Kirchen und Religionsgemeinschaften sowie als Mitglied im Innenausschuss und im Ständigen Ausschuss prägte er unsere parlamentarische Arbeit mit Sachkenntnis und Ruhe. Willi Halder war ein Politiker, der seine Wurzeln nie aus dem Blick verlor”, schrieb der Grünen-Fraktionsvorsitzende im Stuttgarter Landtag, Andreas Schwarz am 24. November 2025.
Darüber hinaus diente der gebürtige Leutkircher Willi Halder der Deutsch-Albanischen Gesellschaft, saß als Jugendschöffe beim Landgericht Stuttgart und im Verwaltungsrat der Kreissparkasse Waiblingen. Bei seiner politischen Arbeit galt Halder nicht als laut, sondern als einer, der zuhört. Winnendens Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth (CDU) sagte über Willi Halder: „Er war ein Mensch mit Weitsicht, besonnen, ehrlich und mit Blick auf das Gute.“ Holzwarth hatte Halder jahrzehntelang gekannt. Die „Stuttgarter Zeitung” lobte Halders auffällig kurze Haushaltsreden – mit Pointen. Darüber hinaus berichtete das Blatt: „Wer ihn kannte, wusste um seine Liebe zur Literatur, zur Geschichte – und zum Kochen. Acht-Gänge-Menüs bereitete er mit derselben Akribie wie politische Anträge. Albanien war ihm Herzenssache, ebenso die Allgäuer Küche.”











