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In Stuttgart

Christian Skrodzki wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet



Foto: Staatsministerium / Uli Regenscheit
6. Dezember 2024 im Neuen Schloss in Stuttgart: Christian Skrodzki hat aus der Hand von Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Bundesverdienstkreuz erhalten.

Stuttgart / Leutkirch – Am 6. Dezember – am Tag des Ehrenamts – hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann 17 Bürgerinnen und Bürgern aus Baden-Württemberg im Neuen Schloss in Stuttgart den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland überreicht. Einer der 17 ist Christian Skrodzki aus Leutkirch.

Er ist ein Immobilienentwickler par excellance. Er weiß Immobilien mit pulsierendem Leben zu erfüllen. Er gilt als einer, der die Genossenschaftsidee lebt. Aber er ist mehr als der spiritus rector des Leutkircher Bürgerbahnhofs und der Allgäuer Genussmanufaktur. Er liebt auch die kleinen Engagements. Und: Er dreht mit „Bärenweiler“ bei Kißlegg ein ganz großes Rad. Dort als Hauptberufler. Mit dem ungeteilten, dem ganzen Risiko. Die Rede ist von Christian Skrodzki aus Leutkirch. Wir haben Christian Skrodzki zu Christian Skrodzki befragt. Dabei ist ein Mosaik herausgekommen, in dem der 57-Jährige sich wiedererkennen kann. Beim Interview im Vorfeld der Verleihung folgten wir einem Leitfaden, den uns Christian Skrodzki zur Verfügung gestellt hat. Gerhard Reischmann, der Redaktionsleiter der Bildschirmzeitung, ist per Du mit Christian:

Die Bildschirmzeitung (DBSZ): Du bist ein Ehrenamtler durch und durch. Woher kommt dieses sich Einbringen-Wollen, wer hat Dich geprägt? 
Christian Skrodzki: Meine Eltern haben mit ihrem ehrenamtlichen Engagement uns Kindern vorgelebt, dass es für die Gemeinschaft wichtig ist, dass Menschen Verantwortung für das Gemeinwohl übernehmen, und sie haben uns gelehrt, dass ein Ehrenamt einen Menschen persönlich reifen lässt und Fähigkeiten schult, die auch im Berufsleben gefragt sind.

DBSZ: Was bedeutet die Auszeichnung für Dich?
Christian: Ich darf dankbar sein für die vielen Auszeichnungen, die unsere Projekte und ich in der Vergangenheit schon bekommen haben. Der Gewinn des bekanntesten deutschen Medienpreises „Bambi“ in der Kategorie „Stille Helden“,  die Auszeichnung mit dem „Bürgerpreis in der Kategorie Unternehmer“ oder die regionale Auszeichnung „Allgäuer Genussmacher“ sind ein paar wenige Beispiele aus vielen. Selbstverständlich ist die Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz eine Krönung all dieser Preise und Auszeichnungen, die wir gemeinsam verliehen bekommen haben. Ich sage bewusst wir gemeinsam. Keiner dieser Preise, die ich oft auf großer Bühne verliehen bekommen habe, habe ich für mich abgeholt. Es war mehr oder weniger immer eine Gemeinschaftsleistung von vielen, vielen Mitstreitern.

DBSZ: Eine Gemeinschaftsleistung braucht oft einen, der den Anstoß gibt, der den Karren zieht, der zeigt, wo’s lang geht.
Christian: Ohne meine Potentialentfaltungsgemeinschaft …

DBSZ: Potentialentfaltungsgemeinschaft – was für ein Wort!
Christian: Hübsch, gell. Ja, ohne das Wir wäre das alles nicht möglich gewesen. In dieser Potentialentfaltungsgemeinschaft – ich sag’s noch mal –  haben sich im Laufe der vier Jahrzehnte so rund 30 Mitstreiter und Mitstreiterinnen im Kern befunden. Mitstreiter, die in Stadt und Land bekannt sind und immer wieder mit ihrem ehrenamtlichen Engagement auftauchen. Auch in deren Namen werde ich im Neuen Schloss aus den Händen von Ministerpräsident Kretschmann das Bundesverdienstkreuz entgegennehmen.

DBSZ: Sag mal ein paar Namen.
Christian: Die Liste meiner engagierten Mitstreiter und Mitstreiterinnen ist lang  . . . Rainer Mack, Tobias Pflug, Alexander Kainz, Wolfgang Bietsch, Tezer Leblebici, Axel Müller, Roland Hess, Bernhard Hösch, Dr. Igor Wetzel, Giovanni Granziera, Jörg Kuon, Günther Falter, der leider nicht mehr unter uns ist, Andreas Brodbeck, Raphael Notz, Ralph Neuschel, Bernd Dassel, auch er lebt nicht mehr, Burkhard Zorn, Michael Waizenegger, Simone Mack, Tobias Schwägele, Berthold König, Eugen Steinhauser, Hans-Jörg Veser, Bene Dransfeld, der verstorbene Dr. Hans Schmid, Reiner Fritz, Karl Waizenegger, Ruth Groseker, Joachim Falter, Hasso Oesterle, auch er schon nicht mehr da, und so manch andere mehr. Für alle diese Freunde und Weggefährten nehme ich die hohe Auszeichnung entgegen. Für das Wir und nicht für das Ich. Und mit diesem Freundeskreis wird am Sonntagabend im „Hirsch“ in Urlau gefeiert.

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2006 der „Bambi“, 2024 das Bundesverdienstkreuz: Christian Skrodzki (links) wurde vielfach und hochrangig ausgezeichnet. Foto: CS

DBSZ: Jetzt müssen wir doch mal die großen Ehrenamtsprojekte nennen.
Christian: Zu den größten Ehrenamtsprojekten, an denen ich mitgewirkt habe, wohl auch führend war, gehört zuvorderst der Leutkircher Bürgerbahnhof. Mehr als 700 Bürger haben das Bahnhofsgebäude gerettet und mehr als 1 Million Euro Bürgerkapital in die Genossenschaft eingebracht. Als ich die Idee zum „Bürgerbahnhof“ geboren habe, konnten viele Entscheidungsträger in Leutkirch nicht daran glauben, dass die Bürger die Wiederbelebung dieses eigentlich öffentlichen Gebäudes selbst in die Hand nehmen.

DBSZ: … wurden aber eines Besseren belehrt. Und dann kamen auch die öffentlichen Weihen.
Christian: Ja, im Rahmen meiner ehrenamtlichen Aktivitäten wurde ich im Zusammenhang mit dem Bürgerbahnhof-Engagement mit dem „Deutschen Bürgerpreis“ – dem größten deutschen Ehrenamtspreis – ausgezeichnet. Ich wurde in Berlin auf dem Flughafen Tempelhof zum „Immobilienkopf des Jahres“ gekürt. Insgesamt haben der Bürgerbahnhof und ich rund ein Dutzend Preise und Wettbewerbe gewonnen.

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DBSZ: Das zweite große Werk, das untrennbar mit Christian Skrodzki verbunden ist, ist die Allgäuer Genussmanufaktur in Urlau, auch diese in der Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft geführt, kurz: eG.
Christian: Fast 1000 Bürger haben rund 1,3 Millionen Euro Bürgerkapital eingebracht und ein brachliegendes Brauereigebäude auf dem Dorf wiederbelebt. Nachdem mich immer wieder Mitbürger nach dem Erfolg des Bürgerbahnhofs gefragt hatten, ob ich nicht mal wieder ein Genossenschaftsprojekt initiiere, habe ich mir die Idee mit der Allgäuer Genussmanufaktur ausgedacht. Die Allgäuer Genussmanufaktur und ich haben mehrere Wettbewerbe gewonnen, wie zum Beispiel „Menschen und Erfolge“, „Allgäuer Genussmacher“ und den zweifachen „Staatspreis Baukultur“. 

DBSZ: „Heimat“ ist Dir wichtig und im engsten Sinne ist Herlazhofen Deine Heimat. Dort sind Deine Wurzeln.
Christian: Ja, in Herlazhofen habe ich meine ersten ehrenamtlichen Sporen verdient, als Leiter der Landjugend, als jugendlicher Bauhelfer bei der Sanierung des Pfarrstadels, als Jugendsprecher beim Sportverein, als Vereinszeitung-Macher. Als ich gefragt wurde, ob ich nicht den 1. Vorsitzenden vom SV Herlazhofen machen würde, habe ich recht forsch gesagt: „Nur wenn es eine große Herausforderung für mich gibt!“ Diese Herausforderung gab es – der SV Herlazhofen hatte keine Sporthalle. Wir haben uns, nachdem die Stadt und der Gemeinderat entschieden hatten, dass unser Dorf ohne Schule keine Sporthalle bekommen kann, kurzerhand selbst eine Sporthalle gebaut. Die Halle ist heute abbezahlt und die Unterhaltskosten bestreiten wir mit dem Ertrag der PV-Anlage auf dem Dach.

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DBSZ: Es gibt noch mehr Skrodzki-Projekte, ich weiß es.
Christian: Nachdem ich festgestellt hatte, dass es in den großen Sommerferien für die Daheimgebliebenen wenig Freizeitangebote gab, habe ich 2004 ein Konzept für ein 11-tägiges Sommerevent für jung und alt in der Leutkircher Altstadt gemacht. Das Besondere ist, dass die Bürger und die Unternehmer das Festival finanziell ohne große Zuschüsse der Stadt stemmen und dass Schüler und Studenten das Festival gegen Bezahlung als Ferienjobber mit organisieren. Heute, 20 Jahre später, ist das ALSO fester Bestandteil der Leutkircher Kultur und schon ein Stück Tradition. Und es hat als Altstadt-Sommerfestival Leutkirch e.V. einen stabilen Rahmen.

DBSZ: 2006 bin ich nach Wangen gefahren und habe im Allgäu-Stadion die Nationalmannschaft von Togo kicken gesehen. Da wusste ich nicht, dass Du da Deine Finger auch mit im Spiel gehabt hast.  
Christian: Ja, bei „Wangen hilft Togo“ war ich dabei. Dr. Igor Wetzel, Giovanni Granziera und ich haben während der WM 2006, als die Nationalmannschaft von Togo ihr Trainingslager in Wangen aufgeschlagen hatte, ein Hilfsprojekt gestartet, das zwei hilfsbedürftigen Kindern aus Togo in Deutschland eine umfassende Operation möglich gemacht hat. Für diese ehrenamtliche Tat haben wir im November 2006 den Medienpreis „Bambi“ in der Kategorie „Stille Helden“ gewonnen. Das Hilfsprojekt wurde unter dem Namen „Wir helfen Afrika“ im Rahmen der WM 2010 weitergeführt. 32 Städte aus Baden-Württemberg haben im Jahr 2010 über 1 Million Euro für dringend notwendige Operationen von Kindern gesammelt. Bis heute wurden weit über 1500 Kinder weltweit operiert. Heute agiert das 2006 initiierte Hilfsprojekt unter dem Namen „BigShoe“.

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DBSZ: Erzähl mal die Sache mit KaVo.
Christian: Im Jahr 2005 wurde der KaVo-Industriestandort in Leutkirch von einer amerikanischen Heuschrecke übernommen und sollte geschlossen werden. Fast 500 Arbeitsplätze standen auf dem Spiel. Die maßgeblich von Bernd Dassel, mir und weiteren Akteuren initiierte medienwirksame Aktion „Ein Herz für KaVo“ konnte aus der Bürgerschaft heraus enormen öffentlichen Druck auf die amerikanischen Investoren machen. Am Ende konnten 350 Arbeitsplätze gerettet werden und das Zweigwerk in eine neue Gesellschaft ausgegründet werden. Der Standort ist bis heute ein wichtiger Arbeitgeber in Leutkirch.

DBSZ: Ein Mann Deines Kalibers landet natürlich zwangsläufig im Gemeinderat.
Christian: 2004 wurde ich in den Leutkircher Gemeinderat gewählt, ja. Bis 2009 war ich in dem Gremium, davon zwei Jahre lang als Fraktionsführer der Freien Wähler.  

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Die weiteren ehrenamtliche Initiativen des Christian Skrodzki haben wir uns schriftlich geben lassen. Hier die Liste:

  • Initiierung vom „Büro für Vereine“ in der Leutkircher Altstadt
  • Seit nun mehr fast zehn Jahren kümmern sich die von mir gegründeten „Freunde des Weinpavillons“ um die Aufhübschung und Erhaltung des historischen Weinpavillons auf der Wilhelmshöhe
  • Flüchtlingsprojekt „Essen ohne Grenzen“ – insgesamt wurden bei den Flüchtlingswellen 2015 und 2022 fast 500 Geflüchtete zu einem geselligen Abend in den Historischen Dorfgasthof „Hirsch“ eingeladen
  • Leutkircher „Cineclub“ – die Idee zur Übernahme des Leutkircher Kinos wurde maßgeblich in den Räumen von „inallermunde“ kreiert (der von Christian Skrodzki gegründeten Medienagentur; Anm. d. DBSZ-Red.).
  • „Allgäuer Genusstour“ – mit Frau Merk und Herrn Kempter habe ich das Format, das aktuell gerade leider nicht stattfindet, aus der Taufe gehoben und ehrenamtlich organisiert
  • „Talk vorm Bock“ & „Wir sind Lahm“ – mit dem verstorbenen Bernd Dassel habe ich im Rahmen des Altstadt-Sommerfestivals die Sonder-Veranstaltung „Talk vorm Bock“ veranstaltet und ihn immer wieder unterstützt.
  • „Leutkirch isst gut“ jahrelang für die Leutkircher Wirte im Ehrenamt betreut
  • seit Jahren ehrenamtliches Vorstandsmitglied bei der Dehoga im Landkreis Ravensburg (Dehoga = Wirte-Vereinigung; Anm. d. DBSZ-Red.).
  • seit Jahren ehrenamtliches Mitglied vom „Fachbeirat Marke“ in der Allgäu GmbH
  • Das Leutkircher Energiebündnis habe ich mitgegründet und war in der Vorstandschaft
  • seit über 40 Jahren Aktivist und Anführer beim Freundeskreis „PRAWDA Hennastall“, der immer wieder ehrenamtliche Aktionen initiiert hat und unter anderem schon in den 1980er-Jahren für das Hilfsprojekt von Karlheinz Böhm „Menschen für Menschen“ lokale Spendensammlungen initiiert hat.

DBSZ: Respekt, Christian, großen Respekt. Normalerweise sollte sich ein Journalist mit seinem Interviewpartner nicht gemeinmachen, aber ich kann nicht anders. Du hast Dich um die Allgemeinheit verdient gemacht. Das Bundesverdienstkreuz glänzt an Deinem Revers mit Recht, wenn ich das sagen darf.

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Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland
Die am 6. Dezember im Neuen Schloss in Stuttgart geehrten Bürger. Unter den 17 Geehrten war aus dem Verbreitungsgebiet der Bildschirmzeitung neben Christian Skrodzki auch Gerold Heinzelmann aus Wolfegg.
„Ehrenamt ist gelebter Bürgergeist. Der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft hängt ganz entscheidend von Menschen ab, die sich für das Wohl der Allgemeinheit einsetzen. Ich bin immer wieder tief beeindruckt, was Menschen selbstlos für andere leisten“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei der Überreichung am Freitag, 6. Dezember, im Neuen Schloss in Stuttgart. „Ich möchte betonen: Das Bundesverdienstkreuz ist kein Geschenk, sondern eine Auszeichnung für das, was Ehrenamtliche für das Gemeinwohl geleistet haben. Ein sichtbares Zeichen des Dankes und der Anerkennung, weil sie die Ärmel hochkrempeln und anpacken“, betonte der Ministerpräsident. Oft scheine es, als würde es in unserer Gesellschaft immer kälter und egoistischer zugehen. „Aber Sie sind der beste Gegenbeweis.“  Fotos: Staatsministerium (Uli Regenscheit)




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