Im Museum im Bock in Leutkirch ist eine Ausstellung über Heilige zu sehen
Leutkirch – In Museum im Bock in Leutkirch ist die Ausstellung „Komische Heilige – Zwischen Kult und Kuriosität“ eröffnet worden. Die Ausstellung ist bis 6. April 2026 zu sehen. Unser Reporter Hans Reichert war bei der Eröffnung dabei:

Bei der Eröffnung der Ausstellung vor kurzem.
Der Computer will nicht richtig – ein Gebet zum Internet-Heiligen Carlo Acutis kann helfen. Eine junge Haidgauerin vertraut darauf. Autoschlüssel oder Geldbeutel verlegt – eine Spende für den Heiligen Antonius hilft, die Sache wieder zu finden.

Unser Oberschwaben mit seinen vielen Kapellen und Bildstöcklein und Feldkreuzen ist laut Manfred Thierer eine „beseelte Landschaft“. Wenn dann gerade ein Leonhardiritt (Herbst) oder ein Georgsritt (Frühjahr) in der Wiesen- und Felderlandschaft zu sehen ist: Das ist lebendiges, glückliches, barockes Oberschwaben.
Nicht immer waren die Menschen so satt und durften in friedlichen Zeiten leben. Schnelle Hilfe mit Notarzt, Rettungshubschrauber und Krankenwagen – in früheren Jahrhunderten nicht vorstellbar. Die Ernten waren wetterabhängig, also mussten Wettersegen und Bittgänge helfen. Hat ein Pferd ausgeschlagen und dem Bauern die Oberschenkel gebrochen – der Heilige Eligius wird als Fürsprecher bei Gott um eine baldige Genesung angerufen.

Viel Lob für die von der Heimatpflege gestaltete Ausstellung hatte OB Henle in seinem Grußwort bereit. Ein vom Oberbürgermeister sehr geschätzter Heiliger ist der Bischof Arnulf von Metz. Er habe Menschen vor Krankheit bewahrt, indem er gesegnetes Bier verteilte. Auf dem Weg zur Grablege sollen fünftausend Menschen von einem nie leer werdenden Humpen ihr Bier getrunken haben. Kein Wunder, dass er als Patron der Bierbrauer verehrt wird. „So ein Wunder wäre doch ein Beispiel für Herrn Härle!“, scherzte Henle.

Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle, Stadtarchivarin Nicola Siegloch und weitere Besucher stoßen auf den Erfolg der Ausstellung an.
Die Heiligenverehrung wurde von den Reformatoren abgelehnt
„Diese Mittler braucht der Christ nicht. Davon steht nichts in der Bibel!“ In Zürich, im Jahr 1525 hat der Reformator Huldreich Zwingli die Reformation angestoßen. Von ihm beeinflusst war Christoph Schappeler, der die Neuerungen in Memmingen auslöste. In Leutkirch wurde die St. Martinskirche von den Neugläubigen leergeräumt, wurden Altäre und Heiligenfiguren entfernt. Im Ulmer Münster verloren vierundzwanzig Seitenaltäre ihren Platz. Der Weg zur Gnade brauche keine Vermittler, also keine Heiligen. Es ist der Lebensweg, der entscheidet, ob Gottes Auge gnädig auf einem Christen liegt. Verehrung und Anrufung der Heiligen wurde zur Volksfrömmigkeit, oft auch als Aberglauben gesehen. Verschwunden sind sie nie, diese Heiligen, Oberschwaben ist eine „beseelte Landschaft“.
Graphische Gestaltung durch Marc Brandner
Detaillierte Lebensbeschreibungen und Zuständigkeiten der Glaubenszeugen – darunter viele Märtyrer – sind im Museum im Bock anschaulich dargestellt. Die graphische Gestaltung durch Marc Brandner ist ein Augenschmaus, in allem eine sehr gut gelungene Darstellung.

Die Eröffnung der Ausstellung wurde vom Vorstadtorchester (Katrin Rädler, Stephan Rogosch, Hendrik Schmidt, Douglas Hellmann) musikalisch gestaltet.
Öffnungszeiten
Öfnungszeiten Museum im Bock in Leutkirch
Dienstag: 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Mittwoch: 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Donnerstag: 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Sonn- und Feiertag: 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Gruppenführungen sind auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich. Die Druckwerkstatt ist immer sonntags von 13.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet.
Text und Fotos: Hans Reichert
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