RWE informierte über ihr Vorhaben
Wuchzenhofen – Mittwoch, 5. November, ab 18.00 Uhr. Die Sporthalle Wuchzenhofen füllt sich Zug um Zug mit deutlich über 100 Leuten. Anlass: der Informationsabend zu zwei Windkraftanlagen, die RWE Augsburg im Forst zwischen Bimmlings, Dilpersried, Hasenberg und Rotis vom Landratsamt Ravensburg genehmigt bekommen möchte. Deshalb haben die RWE zu dieser Veranstaltung eingeladen.


An Stelltafeln konnten sich die Besucher informieren und bei dort postierten Fachleuten Auskunft einholen.
Keine Sitzreihen, kein erhobenes Podium mit Vertreterinnen und Vertretern der Veranstalter. Eher wie eine Messe wirkt an diesem Mittwochabend die Sporthalle Wuchzenhofen. Geboten werden (außer Getränken, Gummibären und Kugelschreibern) keine Waren, sondern Informationen. Von zehn Fachleuten. Mit ihnen präsentieren die RWE Augsburg ihr Vorhaben.
Einer der Windtürme soll aus dem Bereich Ringleswald nahe Rotis ragen. Gesamthöhe: 266,5 Meter bei senkrecht stehendem Flügel. Sehr nah beim Jakobshof Rotis liegend. Ein Anlieger sprach von 573 Metern Abstand. Der Windriese gründet sich auf einer Betonplatte mit 24 Metern Durchmesser. Tiefe des Betonsockels: 3 Meter.
Könnte so ein wuchtiges Bauwerk nicht die Wasserführung der nahen Quellen beim Waldrand unweit davon bedrohen? RWE-Fachmann Adi Jens Kammel verneint das. Denn eine Probebohrung während der Planungs-Vorbereitungen für die beiden Windkraftwerke habe eine „wasserführende Schicht” 20 Meter tief im Erdreich gezeigt. Unter der geplanten Beton-Bodenplatte berge das natürliche Erdreich eine „Druckzwiebel”. Also eine Schicht, die sich aufgrund Drucks von oben verändern könne. „Ab 15 Meter haben Sie da keine Spannung mehr”, erläutert Fachmann Kammel. Und da sich die wasserführende Schicht erst 20 Meter tief im Boden befinde, hat Kammel „technisch keine Bedenken”.
Zur Vorsicht rät Kammel da eher in der Bauphase. Was passiert, wenn mal ein Dieseltank umkippt – und sich sein flüssiger Inhalt auf dem Erdreich ausbreitet? Für solche Fälle haben die RWE Augsburg vorab allerhand Schutztechniken eingeplant, versichert RWE-Mann Kammel. Und zwar so dicht, „als wäre es ein Wasserschutzgebiet”.
Weiter geht’s zu einem der nächsten Info-Stände. Wie würden sich die beiden Windkraftwerke im „Ringleswald” auf Natur- und Artenschutz auswirkten? Am gleichnamigen Stand erklärt RWE-Fachmann Uwe Heinz Koch, dass die Windrotoren „zu bestimmten Zeiten abgeschaltet werden”. Wie lässt sich das verstehen? Halten die Flügel an, wenn sich ihnen ein Vogel annähert? Dank Vorwarnung mit Spezialkamera am Windturm? „Bird scan” genannt? Nein – nur zu vorab festgelegten Zeiten, führt Koch aus.
„Weniger Infraschall als vom Kühlschrank“
Und was ist mit dem Infraschall? Also mit jenem Geräusch mit derart tiefen Frequenzen, dass es sich nicht hören lässt, wohl aber auf den menschlichen Körper wirkt? Solche Tiefentöne verursachen zum Beispiel Flugzeuge. Gelegentlich schweben solche vom oder zum Allgäu-Airport Memmingen über dem Ringleswald. Dazu RWE-Fachmann Koch: „Eine Infraschallwelle aus Ihrem Kühlschrank ist emissionsreicher als eine Windkraftanlage.”

RWE-Fachmann Uwe Heinz Koch im Gespräch mit Bürgern.
Ein Bürger möchte mehr dazu wissen, wie Schwarzstörche auf Windkraftwerke reagieren. RWE-Fachmann Uwe Heinz Koch sagt dazu, dass denkbare Zusammenstöße zwischen Windflügeln und Schwarzstörchen bei den Planungen für die Windkraft im „Ringleswald” nicht berücksichtigt worden seien. Denn der Schwarzstorch meide solche Windkraftanlagen. Der fragende Bürger scheint daraufhin etwas ratlos. Er und etliche andere hätten den Schwarzstorch über oder nahe dem Forst zwischen Ottmannshofen und Hofs schon gesehen.
Das Thema Windkraft östlich von Leutkirch ist wichtig. So bedeutend, dass sich heimische Prominenz zeigt. Sowohl Hofs’ Ortsvorsteher Franz Dietrich als auch Leutkirchs Umweltamtsleiter Michael Krumböck, der ehemalige Leutkircher Bürgermeister Kurt Lillich und auch Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle.
Von einem Besucher darauf angesprochen, dass es Personen im nahen Bayern gäbe, die bis vor wenigen Tagen noch gar nichts von den Windkraftplänen im Bereich „Ringleswald” wussten, antwortet Henle: „Wir wurden von der Forst BW informiert.” Also von der Forstverwaltung des Eigentümers großer Teile dieses Waldes: dem Land Baden-Württemberg. Henle ermuntert, wer Bedenken gegen die RWE-Windkraftwünsche hege, solle die Zweifel bei der Stadtverwaltung „gerne anbringen”.
Zustimmung für Westermayer
Solche Bedenken hat auch schon Lautrachs Bürgermeister Reinhard Dorn schriftlich geäußert. Wie Henle, so zeigt sich Dorn bei der RWE-Veranstaltung am Mittwochabend in Wuchzenhofen. Aus Lautrach sei „fast der ganze Gemeinderat” nach Wuchzenhofen gekommen, berichtet ein Mitglied dieses Entscheidungsgremiums. Aus dem Stadtrat Leutkirch erkenne er dagegen kaum jemand. Zu sehen sind etwa Berthold König (Grünes Bürgerforum) und CDU-Fraktionschef Waldemar Westermayer. Dieser stößt am Mittwochabend bei einigen im Hallenpublikum immer wieder auf Zustimmung. Hatte Westermayer als Mitglied der Regionalverbandsversammlung Bodensee-Oberschwaben doch gegen den neuen Regionalplan mit seinen Windkraft-Planungen gestimmt.

Zur Frage einer Bürgerbeteiligung gab es vor diesem Plakat Erläuterungen. 0,2 Cent pro kWh müssen laut Gesetz bei der Standortgemeinde und bei Nachbargemeinden anteilig verbleiben. Das ist ca. ein Fünfzigstel des Umsatzerlöses. (rei)

Der RWE-Bürgersparbrief ist keine Gewinnbeteiligung im gesellschaftsrechtlichen Sinne. Es handelt sich hierbei um eine befristete Kapitalanlage mit einer Garantieverzinsung. Die Zeichnungsvolumen ist im hier gezeigten Beispielfall auf 500.000 € beschränkt (1 WEA kostet 3 bis 6 Millionen €). Ausgeschüttet werden bei einer 100-Prozent-Nachfrage nach den Bürgersparbriefen in fünf Jahren in Summe 125.000 €. Der Umsatzerlös aus 2 WEA über 20 Jahre bewegt sich im zweistelligen Millionenbereich. (rei)
„Dass man ins Gespräch gekommen ist” am Mittwochabend in der Sporthalle Wuchzenhofen, findet RWE-Planerin Sara Berdias „super”. Könnte es sein, dass manche Besucherinnen und Besucher der RWE-Infoveranstaltung Zweifel hegten, weil Greenpeace noch vor Jahren die RWE wegen deren Kohlekraftwerken als „Europas größte Dreckschleuder” bezeichnet hatte? Da kann Berdias „nur für mich sprechen” Sie selbst „stehe nur für die Windkraft”. Und RWE insgesamt habe einen Richtungswechsel hin zu Erneuerbaren Energien vollzogen. Wie genau, das erläutert RWE-Sprecherin Viola Baumann am Donnerstagvormittag (6. November) gegenüber der Bildschirmzeitung so: „Mit ihrer Investitions- und Wachstumsoffensive trägt RWE maßgeblich zum Gelingen der Energiewende und zur Dekarbonisierung des Energiesystems bei. Im Bereich Erneuerbare Energien ist RWE eines der führenden Unternehmen. RWE investiert Milliarden in den Ausbau ihres Erzeugungsportfolios, vor allem in Offshore- und Onshore-Wind, Solarenergie und Batteriespeicher. Mit ihrem integrierten Portfolio aus Erneuerbare-Energien-Anlagen, Batteriespeichern und flexibler Erzeugung sowie einer breiten Projektpipeline an möglichen Neubauten ist RWE perfekt aufgestellt, um dem weltweit steigenden Strombedarf zu begegnen, der insbesondere durch die fortschreitende Elektrifizierung und künstliche Intelligenz vorangetrieben wird. RWE dekarbonisiert ihr Geschäft im Einklang mit dem 1,5-Grad-Reduktionspfad und steigt 2030 aus der Kohle aus. Bis 2040 wird RWE klimaneutral sein.“ Soweit RWE-Sprecherin Viola Baumann.
Noch Fragen? Davon haben nicht wenige am Mittwochabend in und vor der Sporthalle Wuchzenhofen noch etliche. Darüber sind sie mit den RWE-Leuten schon mal ins Gespräch gekommen.
Text und Fotos: Julian Aicher
Transparenzhinweis: Julian Aicher, Reporter der Bildschirmzeitung, wohnt in Rotis.














