Ein Konzert der Extraklasse: Schuberts Schweigen
Isny – Viel mehr als nur ein Konzert erlebte das Publikum am 16. November im Refektorium des Schlosses Isny, denn dem epos:Quartett gelang zusammen mit Angelo Konzett in einer bravourösen Aufführung das fast Unmögliche: die Vertonung von „Schuberts Schweigen“.
Dabei stand nicht nur die Musik im Mittelpunkt, sondern vor allem der Mensch Franz Schubert, der an sich selbst und seinem Können so stark zweifelt, dass er von einer Schreibblockade – einem musikalischen Schweigen – heimgesucht wird. In außergewöhnlicher Weise wurde die innere Zerrissenheit des jungen Komponisten sichtbar gemacht durch den Schau- und Puppenspieler Angelo Konzett, der nicht nur den Musiker zum Leben erweckte, sondern auch die Rolle von dessen Freund Moritz von Schwind übernahm. In Monologen und im Zwiegespräch mit der lebensechten Handpuppe wurde die tiefe Krise sichtbar, in die Schubert angesichts der Aufführung der großen Fuge von Beethoven gestürzt wurde.
Er erkannte darin die Genialität des von ihm zeitlebens verehrten Genies und verstummte, aber aus der tiefen Verzweiflung über das vermeintliche eigene Unvermögen entstand schließlich sein herrliches Streichquartett in G-Dur Nr. 15. Und so gelang es an diesem Abend in wunderbarer Weise, Auslöser und Ergebnis der Schaffenskrise einander musikalisch gegenüber zu stellen und den inneren Widerstreit des Genies mit sich selbst erlebbar zu machen. Das epos:Quartett verwandelte dank virtuoser Beherrschung der Instrumente und mit leidenschaftlicher Interpretation die Noten in genau die Musik, die der Komponist beim Niederschreiben im Kopf hatte.
Dass dabei der Mensch hinter der Musik nahbar wurde, ist Angelo Konzett zu verdanken, der mit großer Empathie die ganze Skala der Gefühle zum Ausdruck brachte, die der Komposition zugrunde lagen. Ergänzt wurde diese einzigartige Darbietung von Musik, Schau- und Puppenspiel durch Videoinstallationen, die nicht nur die schöpferische Leere sichtbar machten, sondern auch die daraus entstehende Partitur mit Leben füllten. Das Publikum kam bei dieser Schubertiade der ganz besonderen Art also nicht nur in den Genuss eines Konzerts der Extraklasse, sondern bekam zugleich auch einen Einblick in die Gefühlswelt des Komponisten. Völlig zu Recht wurden die Akteure am Ende dieses zauberhaften Abends belohnt mit begeistertem Applaus und standing ovations der zutiefst berührten Zuhörerschaft.












