Skip to main content
ANZEIGE
Bürgermeister Magenreuter zitiert aus dem Hilferuf des Gemeindetagspräsidenten

Die Not der Kommunen



Isny – Montagabend, 29. September ab 18.00 Uhr. Gemeinderatssitzung im Saal des Rathauses Isny. Wie üblich beginnt die Zusammenkunft mit einem Bericht des Bürgermeisters. Diesmal geht der Stadtchef ins Grundsätzliche. Zu bedenken sei dabei, “was auf dem Spiel steht”. Dabei zitiert er aus einem Offenen Brief von Gemeindetagspräsident Steffen Jäger, der die angespannte finanzielle Situation der Städte und Gemeinden im ganzen Land beklagt.

“Was auf dem Spiel steht”. So der Titel einer öffentlichen Erklärung von Gemeindetagspräsident Steffen Jäger vom 25. September zum Tag der Deutschen Einheit (am 3. Oktober). Dort zu lesen: “Die Lage ist ernst. Das spüren die Städte und Gemeinden. Das spüren Sie. Das spüren wir alle.” Jäger vertritt 1065 Gemeinden in Baden-Württemberg.

Jäger: „Wir können uns nicht mehr darauf verlassen, dass andere unsere Verteidigung übernehmen. Wir sind selbst gefordert.“ Außerdem betont der Präsident: “Zwei Jahre Rezession, Standortverlagerungen, wachsender internationaler Wettbewerbsdruck – unsere Volkswirtschaft hat an Schwung verloren.”

Präsident Jäger schreibt dann, was das für jede und jeden einzelnen bedeute: “Die Folgen spüren die Städte und Gemeinden unmittelbar: Sanierungen von Schulen oder Sporthallen werden verschoben, Investitionen in Klimaschutz gestrichen, Öffnungszeiten in Kitas oder Bibliotheken gekürzt. Keine dieser Maßnahmen will ein Kommunalpolitiker beschließen – doch vielerorts werden sie unvermeidlich“.

Daraus folgt Gemeindetagspräsident Steffen Jäger: “Wir brauchen eine ehrliche Aufgaben- und Standardkritik, die den Mut hat, Prioritäten zu setzen. Und wir müssen neu fragen: Was kann und muss der Staat leisten – und was kann er nicht mehr leisten, ohne sich selbst zu überfordern?“.

ANZEIGE

Bürgermeister Rainer Magenreuter übersetzte Jägers Grundsats-Text auf Isnyer Verhältnisse: “Wir müssen bereit sein, viel mehr zu leisten.” Und das bedeute: “Wir müssen von allen viel abverlangen.”

Zum Beispiel von Müttern und Vätern. Für sie beschloss der Gemeinderat noch am gleichen Abend höhere Kinder-Betreuungsgebühren (“Der Isnyer” berichtete). Und einen höheren Grundsteuer-B-Hebesatz (Bericht folgt).
Julian Aicher

Dokumentation: Der Gemeindetagspräsident zur Lage der Kommunen

Die Erklärung von Gemeindetagspräsident Steffen Jäger im Wortlaut:

ANZEIGE

Meine sehr geehrten Damen und Herren, 
liebe Bürgerinnen und Bürger,
mein Name ist Steffen Jäger, und ich bin Präsident des Gemeindetags Baden-Württemberg – der Stimme von 1065 Städten und Gemeinden.


Heute will ich mich auf ungewöhnliche Weise direkt an Sie wenden: nicht nur als Funktionsträger, sondern als Demokrat, als Bürger dieses Landes.

Denn die Lage ist ernst. Das spüren die Städte und Gemeinden. Das spüren Sie. Das spüren wir alle.

Der Krieg in der Ukraine führt uns schmerzhaft vor Augen: Frieden in Europa ist keine Selbstverständlichkeit. Gleichzeitig verschieben sich globale Machtverhältnisse. Die USA distanzieren sich – wirtschaftlich und sicherheitspolitisch. Wir können uns nicht mehr darauf verlassen, dass andere unsere Verteidigung übernehmen. Wir sind selbst gefordert. Wir müssen selbst Verantwortung tragen. 

Gleichzeitig geraten wir wirtschaftlich unter Druck. Zwei Jahre Rezession, Standortverlagerungen, wachsender internationaler Wettbewerbsdruck: Unsere Volkswirtschaft hat an Schwung verloren.

Wirtschaftliche Stärke ist aber das Fundament für das, was unser Gemeinwesen ausmacht: ein funktionierender Sozialstaat, ein handlungsfähiger Rechtsstaat, eine lebendige Demokratie.

Diese Demokratie lebt in unseren Städten und Gemeinden. Hier wird im Schulterschluss zwischen Rathaus und Bürgern die Grundlage für das Gelingen unseres Staates gelegt.

Straßen, Brücken, Wasserversorgung, Kitas, Schulen, Feuerwehr, Sport- und Kulturstätten, Vereinsförderung und vieles mehr. Daseinsvorsorge und das gesellschaftliche Zusammenleben sind ohne handlungsfähige Kommunen nicht möglich.

Was droht, wenn wir nicht handeln 

Die Kommunen sind damit das Rückgrat eines gelingenden Staates. Doch ihre Handlungsfähigkeit ist gefährdet. Die Kommunalfinanzen sind in einer solch dramatischen Schieflage, dass bereits die Erfüllung der Pflichtaufgaben kaum mehr möglich ist. 

Konkret heißt das: Die Sanierung der Sporthalle, des Kindergartens oder der Schule fallen aus. Investitionen in Klimaschutz oder Klimawandelanpassung werden gestrichen. Die Nutzungsgebühren steigen, die Hebesätze für Grund- und Gewerbesteuer reichen nicht mehr aus. Frei- und Hallenbäder lassen sich nicht mehr halten, die Vereinsförderung kommt auf den Prüfstand, Öffnungszeiten in Kitas oder auch der Bibliothek müssen reduziert werden.

Keine dieser Maßnahmen will ein Kommunalpolitiker beschließen – doch vielerorts werden sie unvermeidlich.

Geld allein wird dies jedoch nicht lösen. Denn was wir erleben, ist nicht nur eine finanzielle Überlastung – es ist ein strukturelles Problem. Der Staat lebt über seine Verhältnisse – und das seit Jahren.

Die Summe an staatlichen Leistungszusagen, Standards, Versprechen hat ein Maß erreicht, das mit den verfügbaren Ressourcen nicht mehr erfüllbar ist. 

ANZEIGE

Es braucht deshalb eine mutige Reform – strukturell und gesamtstaatlich 

Deshalb sind wir als Gesellschaft gefordert, eine strukturelle Antwort zu geben. Wir brauchen eine ehrliche, gesamtstaatliche Reform. Das heißt: weniger Einzelfallgerechtigkeit und mehr Eigenverantwortung. Wir brauchen eine Aufgaben- und Standardkritik, die den Mut hat, Prioritäten zu setzen. Und wir brauchen die Bereitschaft, neu zu fragen: Was kann und muss der Staat leisten – und was kann er nicht mehr leisten, ohne sich selbst zu überfordern?

93 Prozent der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in Baden-Württemberg fordern eine konsequente Reform in diesem Sinne.

Doch auch wir als Gesellschaft müssen bereit sein, eine solche Reform mitzugehen. Wir müssen beitragen – nicht nur erwarten. Wir müssen vertrauen – in unseren Gemeinsinn, seine Werte und unsere Kraft des Füreinanders. Wir müssen bereit sein, mehr zu leisten – für den Staat, für die Gemeinschaft, für das Gelingen unserer freiheitlichen Demokratie.

Demokratie ist kein Bestellshop – sie ist die Einladung an alle, sich mit ganzer Kraft für eine freiheitliche und wohlständige Gesellschaft einzubringen. Und deshalb kann Demokratie auf Dauer nur erfolgreich sein, wenn wir alle unseren Beitrag dazu leisten. 

Wir brauchen auch Ehrlichkeit in der Migrationspolitik. Integration gelingt dann, wenn die Zugangszahlen beherrschbar und auch Mitwirkung und Rückführung ein wirksamer Teil des Systems sind. Wer zu uns kommt, muss unsere freiheitlich-demokratischen Grundwerte achten. Und er oder sie muss auch zum Gelingen von Gesellschaft und Volkswirtschaft beitragen. Eine erfolgreiche und akzeptierte Migrationspolitik muss dies leisten. Dies aber immer auf der Grundlage von Humanität und Verantwortung. Menschenverächter haben keine Lösungen, sie haben nur Propaganda. Wir Demokraten müssen beweisen, dass wir es besser können.

Und auch beim Klimaschutz gilt: Wir können als Deutschland nur erfolgreich sein, wenn unser Weg für andere Staaten ein Vorbild ist – klar im Ziel, ökologisch wirksam, ökonomisch tragfähig und gesellschaftlich akzeptiert.

Das Grundgesetz als unser gemeinsames Fundament

Unser Grundgesetz war nie als Schönwetterordnung gedacht. Es wurde formuliert in einer Zeit, in der unser Land moralisch, politisch und wirtschaftlich in Trümmern lag. Es ist eine der größten Wohltaten, die unser Land je erfahren hat. Und es verpflichtet uns: zur Selbstverwaltung, zur Verantwortung, zur Teilhabe. Zur res publica – zur gemeinsamen Sache.

Die Gemeinden sind der Ort der Wahrheit, weil sie der Ort der Wirklichkeit sind.

Es gilt, diese Wirklichkeit anzuerkennen und aus der Krise den Mut zur Erneuerung zu schöpfen.

Und deshalb möchte ich dafür werben: machen wir uns bewusst, was unser Staat, was unsere Demokratie zum Gelingen braucht.

Und dazu gehört zuallererst eine neue Ehrlichkeit und ein nüchterner Realismus: Wir stehen vor den größten Herausforderungen seit Jahrzehnten. Als Vertreter der Kommunen sagen wir Ihnen die Wahrheit: dies wird uns allen etwas abverlangen.

Ich bin aber davon überzeugt, wir können das meistern; gemeinsam, mit Mut und Willen.

Mit einer Haltung, die nicht fragt, was andere tun, sondern, was wir selbst beitragen können. Die Bereitschaft, auch dann standhaft zu bleiben, wenn es unbequem wird. Die Chance, dass wir alle auch künftig in einem lebendigen und freien Land leben dürfen, muss uns Ansporn sein.

Und daher meine Bitte: Machen Sie mit. Für unsere Kinder. Für unser Land. Für unsere Demokratie. Für uns.

In Verantwortung und Verbundenheit,
Ihr Steffen Jäger 

ANZEIGE


LESEN SIE HIERZU AUCH …

Aus dem Gemeinderat

Gebühren für Kinderbetreuung steigen um 7,3 %

Isny – Montagabend, 29. September, ab 18.00 Uhr. Im Großen Sitzungssaal des Rathauses kommt der Gemeinderat Isny zusammen. Dabei am meisten diskutiert: höhere Gebühren für Kinderbetreuung. Elf Ratsmitglieder heben schließlich die Hand zum Ja dafür. Acht stimmen dagegen.

NEUESTE BEITRÄGE

Isny
Am Samstag, 6. Dezember

Adventszauber-Konzert mit den Soulsisters

Neutrauchburg – Die Soulsisters laden am Samstag, 6. Dezember, wieder einmal zu ihrem besinnlichen Adventskonzert in die Kirche nach Neutrauchburg ein.
Schlossweihnacht

Bürgermeister Magenreuter zeichnet Standbetreiber aus

Isny – Die Isnyer Schlossweihnacht sorgt seit Mittwochabend (3.12.) wieder für eine besondere Atmosphäre. Bei der Eröffnung sangen Kinder des Kindergartens Felderhalde und führten einen Lichtertanz auf, die Stadtjugendkapelle spielte und das Engele flog pünktlich vom Abtshaus herab. Bürgermeister Rainer Magenreuter wünschte in seiner Ansprache stimmungsvolle Tage in „Freiheit, Frieden und Fröhlichkeit“ und dankte allen, die zum guten Gelingen beitragen.
Mobilität

Neuer Gesamtfahrplan erhältlich

Isny – Europaweit gelten ab Sonntag, 14. Dezember neue Fahrpläne bei den öffentlichen Verkehrsmitteln. Das Gesamtfahrplanheft 2026 mit den Fahrplänen des Stadtverkehrs Isny und den Regionallinien Kempten, Leutkirch, Röthenbach und Wangen wurde neu aufgelegt und ist seit Donnerstag, 4. Dezember gegen die Schutzgebühr von 1 Euro bei der Mobilitätszentrale im Kurhaus, der Isny-Info im Hallgebäude, an der Zentrale und im Bürger-Büro im Rathaus sowie in den Ortsverwaltungen erhältlich. Das Fahrpla…
Futter für Leseratten

Neue Bücher in der Stadtbücherei

Isny – Die Stadtbücherei Isny hat folgende zehn Bücher neu in ihren Bestand aufgenommen:
Am Samstag, 13. Dezember, im Schloss Isny

Winterreise mit Dariusz Szymanski 

Isny – Musikalische Vorweihnachtsbetrachtungen bietet das Schloss Isny am 13. Dezember. “Man nehme” – während diese Formulierung in der Küche bestens bekannt ist, hat sie sich in der Welt der Klassik erst durch Darius Szymanski etabliert. Denn er sagt von sich selbst, dass er Musik wie Kochrezepte erklärt und sie auf diese Weise begreifbar macht.
ANZEIGE

MEISTGELESEN

Isny
Altmeisterdank im Kursaal in Bad Wurzach

Goldene und Diamantene Meisterbriefe verliehen

Bad Wurzach (khw / rei) – Beim Altmeisterdank am 25. November im Kurhaus in Bad Wurzach wurden Goldene und Diamantene Meisterbriefe verliehen (für 50 und 60 Jahre Mitgliedschaft in der Kreishandwerkerschaft als Meister). Aus dem Verbreitungsgebiet der Bildschirmzeitung wurden neun Handwerksmeister geehrt. Es waren dies: Jörg Fakler, Bäckermeister aus Leutkirch (Goldener Meisterbrief = GM); Magnus Riedle, Elektroinstallateurmeister aus Leutkirch (GM); Karl Jans, Elektroinstallateurmeister aus …
Online und in der Abfall‑App RV

Der Abfallkalender 2026 ist seit Montag, 1. Dezember, verfügbar

Ravensburg – Ab dem 1. Dezember 2025 steht der digitale Abfallkalender 2026 für den Landkreis Ravensburg in der Abfall App RV sowie auf der Landkreis‑Homepage unter www.rv.de/abfallkalender bereit.
Eine gemeinsame Initiative

Neuer Grundkurs Dirigieren startet im Frühjahr 2026

Ravensburg – Der Blasmusikkreisverband Ravensburg e.V., die Musikschule Ravensburg e.V. und die Jugendmusikschule Württembergisches Allgäu e.V. haben sich zusammengeschlossen, um ab Frühjahr 2026 ein besonderes neues Ausbildungsangebot auf den Weg zu bringen: den Grundkurs Dirigieren.
24 Mini-Podcasts öffnen Türchen in die Vergangenheit

Persönliche Weihnachtsgeschichten aus Isny und dem umliegenden Allgäu

Isny – Am 1. Dezember startet ein ungewöhnliches Adventsprojekt: 24 Mini-Podcasts mit dem Titel „Türchen in die Vergangenheit“ erzählen persönliche Weihnachtsgeschichten – zunächst aus Isny und dem umliegenden Allgäu. Zu hören sind sie weltweit online und per Telefon.
Gemeinderat beschloss Lärmaktionsplan

Tempo 30 auf der B12 in Großholzleute, Tempo 50 in Rengers

Isny – Montagabend, 24. November, ab 17.30 Uhr. Der Gemeinderat Isny tagt im Rathaus-Saal. In öffentlicher Sitzung befasst sich die gewählte Runde dabei vor allem mit dem Lärmaktionsplan. Der soll unter anderem in Großholzleute ganztags an der B12 Tempo 30 und in Rengers an der L 318 Tempo 50 bringen.

TOP-THEMEN

Isny
Isny – Die Isnyer Schlossweihnacht sorgt seit Mittwochabend (3.12.) wieder für eine besondere Atmosphäre. Bei der Erö…
Isny – Der Isnyer Wochenmarkt ist eine Institution und findet seit Jahrhunderten jeden Donnerstag statt. Das ändert s…
Isny – Montagabend, 24. November, ab 17.30 Uhr. Der Gemeinderat Isny tagt im Rathaus-Saal. In öffentlicher Sitzung be…

Einzelhandel, Dienstleistungen und Handwerk in Allgäu-Oberschwaben

VERANSTALTUNGEN

Isny