Was ist Biodiversität?
Eisenbach – „Das Thema Biodiversität kann man gar nicht hoch genug hängen.“ So Dr. Matthias Wucherer vom „Netzwerk blühende Landschaft” am 16. Oktober im Haus Tanne in Isny-Eisenbach. Der Einladung von „Naturvielfalt Westallgäu” waren dorthin rund 50 Leute gefolgt, um „Vielfalt erleben und schmecken” zu können. Bildschirmzeitung-Reporter Julian Aicher hörte sich Wucherers Vortrag an.
Das Verschwinden der Insekten
„Wir wollen nicht so Arche Noah spielen – wir brauchen Masse.” Nämlich „Biomasse”. Und von dieser seien im Bereich Insekten in Deutschland schon rund 70 % verschwunden, sagte Matthias Wucherer. Daraus ergäben sich die Fragen: “Was ist Biodiversität?” und „Welche Natur wollen wir eigentlich fördern?” Vor allem „die vielfältigen Offenlande”. Also Wiesen und Weiden. Denn diese bilden „die artenreichsten Lebensräume”.
Blütenreich und ertragreich
Was damit gemeint ist, schilderte Dr. Matthias Wucherer an Grünland-Gelände in Leutkirch-Balterazhofen. Bis vor wenigen Jahren „so fett gedüngt, dass nicht mal mehr der Löwenzahn durchgewachsen ist.” Ein Grundeigentümer einigte sich unter anderem mit der elobau-Stiftung auf ein „Erprobungs-Projekt”. Angegangen nach 2019. Einige der Wiesenstreifen dort blieben seither ohne menschliche Zugaben. Ergebnis: „Viermal so viele Schmetterlinge wie vorher.” Die seither immer Blüten-reichere Wiese dort bringe übrigens fast den gleichwertigen Ertrag wie die das konventionell behandelte Grünland nebenan. Wucherer: „Es gibt Jahre, da haben wir mehr geerntet als die Nachbarn.”

Dr. Matthias Wucherer vom Netzwerk “Blühende Landschaft” spricht.
Diese frohe Botschaft müsse öffentlich genannt werden. Etwa durch öffentliches Lob bekannter Politiker. Wie zum Beispiel Markus Söder. Diese postierten sich gerne vor solch „blühenden Landschaften” gegenüber Funk und Presse. Die Bilder davon zeigten sich dann wiederum in der Zeitung. In Bayern sei inzwischen erreicht, dass 8500 Hektar „artenreicher” Blühfläche entlang von Straßen gedeihe.
Andererseits warnte „Blühende-Landschaften”-Redner Wucherer: „Sobald der Staat im Spiel ist, wird alles kompliziert und langsam.” Die Kontrollwut der Behörden bringe eher „einen gesellschaftlichen Kurzschluss”. Dabei zeigten die aufblühenden Wiesen doch eigentlich schon in vergleichbar kurzer Zeit, wie gut „Biodiversität” möglich werde. Sinnvoller als Staatsgeld erweise sich deshalb privates Kapital. Etwa bereitgestellt von der elobau-Stiftung in Leutkirch. Schließlich gehe es bei all den Biodiversitätsbemühungen nicht zuletzt darum, „dass die Leute Spaß haben”.
Text und Fotos: Julian Aicher

50 Zuhörer versammelten sich am 16. Oktober im “Haus Tanne” in Eisenbach zu einem Vortrag über Biodiversität.














