Gut so!
Abwasser. Es wird in Leutkirch über ein städtisches Rohrleitungs-Netz abgeführt. Für 99 % der Bevölkerung. Das restliche 1 % betreibt hauseigene Abwasser-Kläranlagen. Und diese müssen nicht schlechter arbeiten als das städtische System.
Eine eigene Erfahrung. Erlebt vor ein paar Jahren. An meiner Haustüre in der Rotismühle klingeln einige Herrschaften. Sie arbeiten in einem offiziell beauftragten Labor. Es hat gerade unsere Pflanzenkläranlage überprüft. Mit den Wurzeln von allerhand grünem Gewächs reinigt sie die flüssigen Bestandteile des Abwassers von vier Personen. Seit 2004. Die Festbestandtteile werden gelegentlich von einer Fachfirma abgepumpt. Gegen Gebühr, versteht sich.
Die Herrschaften vom Labor fragen mich: “Wer nutzt Ihre Pflanzenkläranlage überhaupt?” Meine Antwort: “Soweit mir bekannt, diejenigen vier Personen, die in der Genehmigung für die Anlage stehen.” Dann meine Gegenfrage: “Warum wollen Sie das wissen?” Die Antwort der Fachleute vom Labor: “Das Wasser, das aus Ihrer Pflanzenkläranlage wegfließt, ist unglaublich sauber.” “So soll es ja eigentlich sein?” frage ich. Und alle äußern einmütig die Meinung: So muss es sein.
Abwasser auf eigene Kosten selbst reinigen zu lassen, spart den öffentlichen Kassen Geld. Ausgaben für lange Leitungen nach ganz weit draußen. Und funktioniert. Das ergeben Überprüfungen vor Ort immer wieder. Ein eigener Verein namens “Bürgerinitiative dezentrale Wasserversorgung Oberschwaben” (BdW) kümmert sich darum. Vereinssitz: Kißlegg. Dessen langjähriger Vorsitzender, der Kißlegg-Schurtannener Tierarzt Dr. Friedrich Rockhoff, bekam deswegen in den 1990er-Jahren mal Besuch des damaligen Stuttgarter Umweltministers Harald B. Schäfer. Rockhoff, CDU, selbst Jahrelang stellvertretender Bürgermeister von Kißlegg, hörte von dem SPD-Minister dabei, Rockhoffs Pflanzenkläranlage reinige das Abwasser sauberer als die zentrale, millionenteure zentrale Anlage in Stuttgart.
Der Bürgerschaft Eigenverantwortung überlassen. Und damit Geld aus der Staatskasse sparen. Das scheint derzeit wenig modern. In Berlin regiert offenbar das Billionen-Motto: “Was kostet die Welt? Geld spielt keine Rolex”. Diese Ausgaben-Orgie kann irgendwann ihr Ende finden. Umso besser, wenn es dann Beispiel dafür gibt, dass es auch sparsamer funktioniert. Gut so!
Julian Aicher