Lärm und Leben
Der Gemeinderat Isny verlangt mehr Verkehrssicherheit. Dazu unser Kommentar:
Mehr Sicherheit. Am Montagabend (24.11.) hörte der Isnyer Gemeinderat, was Geräuschfachmann Wolfgang Wahl vom Büro Rapp den Gewählten zum „Lärmaktionsplan” erzählte. Doch etliche Ratsmitglieder wollten weiter: für mehr Sicherheit.
Ratsmitglieder benannten sie am Montagabend: mehrere Verkehrsunfälle. Vor allem in Rengers, aber auch an der Strecke zwischen der L 318 (Isny – Leutkirch), Rohrdorf und Großholzleute.
Die Bildschirmzeitung hat dazu bei der Polizeidirektion Ravensburg nachgefragt. Was war von 2022, 2023 und 2024 an Verkehrsunfällen in den genannten Bereichen zu berichten?
Dazu die Polizeidirektion Ravensburg: „In Isny-Rengers gab es 2022 einen tödlichen Verkehrsunfall, bei dem ein Fußgänger beim Überqueren der Fahrbahn getötet wurde.”
Damit nicht genug, kam es „im Jahr 2024 (…) im dortigen Bereich (zu einem) Verkehrsunfall beim Abbiegen, bei dem ein Fahrradfahrer mit Kinderanhänger von einem Autofahrer gestreift wurde. Das Kind blieb unverletzt, der Radfahrer erlitt leichte Verletzungen.”
Nur wenige Kilometer davon entfernt: „In Rohrdorf ereignete sich 2022 ein Verkehrsunfall mit einem leicht verletzten Motorradfahrer. Ein Autofahrer hatte diesen beim Einbiegen in die Dorfstraße übersehen und kollidierte mit ihm.” So die Polizeidirektion.
Für Großholzleute listen die Schutzleute zum besagten Zeitraum auf: „In Großholzleute gab es fünf Unfälle mit jeweils leicht verletzten Personen.”
Soweit die schlichten Zahlen der Polizeidirektion Ravensburg für Rengers, Rohrdorf und Großholzleute. Damit liegen diese Orte wohl nicht außergewöhnlich hoch im Vergleich zu ganz Deutschland. Dort starben im Straßenverkehr 2024 ingesamt 2780 Personen. Im Schnitt also jeden Tag mehr als 7 Menschen. Fast alle drei Stunden ein Mensch.
Doch hinter diesen nüchtern wirkenden Ziffern stehen Schicksale. Tödliche. Etwa das des Fußgängers in Rengers, der 2022 die bolzengerade L 318 überqueren wollte.
Voraussichtlich ab Frühjahr 2026 gilt in Rengers Tempo 50. Also in einem Ort mit mehreren Gebäuden. Dürften sich da diejenigen, die bisher mit 70 durch Rengers rollten, in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen? Und damit einer Freiheit, die bei Regenwetter ohnehin schon auf 50 begrenzt war, wie Stadtrat Markus Güttinger am Montag anmerkte?
Angemessene 50 Stundenkilometer. Mit wohl kaum einer Minute Zeitverlust. Um ein ganzes Leben – eine lange Lebenszeit – zu schützen. Zumutbar? Darüber darf gelegentlich nachdenken, wer durch Rengers fährt.
Mehr noch: Die wirkliche Zahl der Verkehrstoten dürfte wohl höher liegen als in amtlichen Statistiken zu lesen. Denn als „Verkehrstoter” gilt nur, wer innerhalb von 30 Tagen nach einem Unfall an den Unfallfolgen stirbt. Verletzungen, die sich durch derartige Ereignisse ergeben, zeigen sich nicht selten aber auch noch lange nach diesen 30 Tagen.
Damit noch gar nicht berücksichtig sind die Leiden von Angehörigen solcher Verkehrsopfer. Und selbst bei amtlicher Berechnung kommt die Weltgesundheitsorganisation auf über eine Million Verkehrstote pro Jahr. Übrigens mehrheitlich nicht die Autofahrer selbst, sondern Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer. Über eine Million Tote in einem Krieg pro Jahr – das löst durchaus Meldungen in Fernsehberichten, Radiosendungen und Zeitungszeilen aus.
„Wir müssen ganz einfach andere Verkehrskonzepte entwickeln”, forderte Stadtrat Dr. Christoph Kempe am Montagabend im Gemeinderat. Wenn mit weniger Verkehrsunfällen, dann sicherlich eine friedlichere. Eine, die die Raserei etwas ausbremst – nicht nur, aber auch in Rengers, Rohrdorf und in Großholzleute.
Julian Aicher
Transparenzhinweis: Julian Aichers Schwester Pia starb 1975 zwanzigjährig kurz nach einem Autounfall. Sein Vater Otl Aicher erlag 1991 ebenfalls einem Verkehrsunfall.












