Skip to main content
Durch dieses Museum lässt es sich gemütlich radeln. Fotos: Andrea Reck

Oggelshausen – Seit über 50 Jahren stehen in der Federseelandschaft bei Oggelshausen eigenwillige Steinmale, die von bedeutenden Bildhauern aus fünf Ländern und drei Kontinenten geschaffen wurden. 2000 kamen weitere zehn Werke hinzu. Die Skulpturen haben nichts an Faszination eingebüßt.

Die Initiatoren der „Symposium“ genannten Bildhauerwerkstatt waren der Wiener Bildhauer Karl Prantl und der Biberacher Arzt Dr. Gustav Laib (Vater des international renommierten Künstlers Wolfgang Laib). Sie wollten Kunstschaffenden ermöglichen, frei von Vorgaben eines Auftraggebers ihre Skulpturen in freier Landschaft wirken zu lassen.  

ANZEIGE

Vom 17. September bis 15. Oktober 2000, 30 Jahre nach der ersten Veranstaltung, fand ein zweites Symposium statt. Zehn Bildhauer aus fünf Ländern reisten an. Im Gegensatz zu den ersten beiden Symposien 1969 und 1970 benutzten die Künstler 2000 Strom und Technik im Gelände. Aufgrund des technischen Equipments waren die Bildhauer und Bildhauerinnen in der Lage, den Naturstein schneller und detaillierter zu bearbeiten. Als Material wurde stets Muschelkalkstein aus dem Steinbruch der Firma Lauster und Co. in Gauingen verwendet. Die Steine des ersten Symposiums im Wert von rund 80.000 DM spendete die Firma. Die Stelen hatten die Grundmaße 120 auf 135 Zentimeter und waren 380 bis 450 Zentimeter hoch, zudem gab es  eine stehende Scheibe und eine Stele mit dem Grundmaß150 auf 150 Zentimeter. Die Skulpturen wurden Eigentum der Künstler, die sich verpflichteten, diese am Ort zu lassen und nicht zu veräußern. 1969 wurden 12 Steine aufgestellt, von denen zunächst zehn bearbeitet wurden. Zwei Bildhauer aus der Sowjetunion erhielten keine Ausreiseerlaubnis. Ihre Steine wurden 1970 mit drei zusätzlich aufgestellten Steinen von anderen bearbeitet. Der von den Initiatoren gegründete Verein „Bemühungen“ zahlte den Kunstschaffenden monatlich 700 DM Unkostenersatz. Dabei waren als einzige Frau Maria Biljan-Bilger, Wien, sowie Hiromi Akijama, Tokio, Miloslav Chulàc, Prag, Elmar Daucher, Oggelshausen, Peter Holowka, Wien, Leo Kornbrust, St. Wendel, Yasuo Mizui/Tokio, Karl Prantl, Wien, Zdenek Simek, Prag, uns Obram Zoubek, Prag. 1970 nahmen teil: Kennet Cambell, New York, Makoto Fujiwar, Japan, Herbert George, New York, Takera Narita, Paris und Heinz Pistol, Stuttgart. 

Eine begehbare Skulptur schuf die Norwegerin Marit Lyckander vor fast einem Vierteljahrhundert.

Beim Symposium 2000 in Oggelshausen, für das sich insbesondere Oggelshausens Bürgermeister Alois Dangel eingesetzt hatte, waren dabei: Michael Dan Archer/Großbritannien, Patrick Crombé/Belgien, Hans-Michael Franke/Deutschland, Ulrich Gsell/Deutschland, Gerold Jäggle/Deutschland, Marit Lyckander/Norwegen, Josef Nadj/Deutschland, Irma Ortega Pérez/Spanien, Axel Otterbach/Bad Waldsee, Peter Randall-Page/Großbritannien. 

ANZEIGE

Zu beiden Symposien sind informative Broschüren im Rathaus in Oggelshausen bei Martina Kapitel erhältlich. Die Broschüre zum Symposium 1969 – 1970 kostet vier Euro, die zum Symposium 2000 acht Euro. Die überaus freundliche Vorzimmerdame des Bürgermeisters berichtet, dass während des Sommers immer wieder Interessenten vorbeikämen. Vor zwei Jahren sei auch ein japanischer Bildhauer vom ersten Symposium zu Besuch gewesen. Es sei keinesfalls im Interesse der Künstler, eine Touristenattraktion aus den Skulpturen zu machen. Die Magie würde sich eher bei Zufallsbegegnungen in der Natur entwickeln. Die Idee, etwa QR-Codes an den Kunstwerken anzubringen, stehe jedoch weiter im Raum, ist man sich des künstlerischen Eldorados vor der Haustür doch durchaus bewusst.  

Der Seniorchef des Gasthauses zum Löwen in Oggelshausen Anton Dangel (85), Schwager des bei den ersten Symposien unterstützenden Bürgermeisters Alois Dangel, hatte schon während des Symposiums von April bis Juni 1969 direkten Kontakt mit den Künstlerinnen und Künstlern. Sie wurden in dem Traditionsgasthaus verpflegt und wohnten teilweise auch dort.  Von einem besonders herzlichen Verhältnis zur damaligen Löwenwirtin Maria, Anton Dangels Mutter, wird berichtet, die mit manchen noch lange in Briefwechsel stand. Sie erklärte  geduldig, wie man Kartoffelnudeln in Dörrobstkompott eintunkt und freute sich, dass die hungrigen Künstler ihre Hochzeitssuppe liebten. Anton Dangel beobachtete interessiert, wie die Bildhauer ohne Maschinen die mächtigen Steine bearbeiteten. Auf die Frage, wie ihm die Ergebnisse gefallen haben, meint er: „Die Kunstwerke sind meh‘ wie recht!“.  Bis vor kurzem führte er noch selbst durchs Skulpturenfeld, doch heute braucht er einen Rollator. An die Zeit der Symposien erinnert er sich gerne und schwärmt von seinem mittlerweile in Tokio verstorbenen Freund Makoto. 

Oggelshausen liegt an einer uralten Besiedlungsachse. Archäologische Untersuchungen haben bewiesen, dass schon in der Frühzeit von Italien her über den Arlberg Menschen ins obere Rheintal, von dort weiter zum Bodensee, entlang der Schussen zum Federsee kamen. Die ersten Siedlungs-Zeugnisse wurden an der Schussenquelle gefunden. Das in dieser uralten Kulturlandschaft liegende Skulpturenfeld ist innerhalb der Ortschaft Oggelshausen gut ausgeschildert. Der Wegweisung „Skulpturenfeld“ folgend, gelangt man nach rund zwei Kilometern zu einem Wanderparkplatz am Waldrand. Von hier kann man die Skulpturen erwandern und mit dem Fahrrad besuchen. Hanna Blessing, Partnerin des verstorbenen Künstlers Elmar Daucher, dessen Familie sich heute noch um „die Steine“ kümmert, führt nach Vereinbarung sachkundig durch das Skulpturenfeld.  hanna.blessing@gmx.de

Weiche Rundungen modellierte der Amerikaner Kenneth Campbell 1969.

Ein beim letzten Symposium entstandenes Werk liegt auf der Gemarkung Bad Buchau. Die Skulptur „Zeitsprung“, eine aufgerichtete Ringform des Bad Waldseer Künstlers und Galeristen Axel Otterbach, schmückt den Eingang der Schlossklink. In der UNESCO-Welterbe-Landschaft des Federseerieds haben sich außergewöhnliche Funde aus 15.000 Jahren Menschheitsgeschichte erhalten. Das Federsee-Museum bietet sehr anschaulich Einblicke in die Welt der Eiszeitjäger der Altsteinzeit und Pfahlbauern der Jungsteinzeit- und Bronzezeit. Direkt am Museum beginnt ein 14 Kilometer langer Rundweg zu den Skulpturen von Oggelshausen.  www.ferseemuseum.de. Der Flyer Skulpturenfeld Oggelshausen ist im Museum und bei der Tourist-Info erhältlich. 

Wer sich mehr für mittelalterliches Leben interessiert, kann seine Fahrrad-Tour verbinden mit einem Besuch der Bachritterburg Kanzach  www.bachritterburg.de. Am 5.und 6. Oktober lässt sich dort wieder farbenfroh authentisches Mittelalter erleben mit der Living-History Gruppe Grifenstain 1270. 

Das Skulpturenfeld hingegen entfaltet seinen Reiz rund um die Uhr das ganze Jahr über. Vielleicht am intensivsten, wenn man ganz alleine im Schatten einer Stele sitzt und die Riedlandschaft im Zusammenspiel mit den Kunstwerken in aller Ruhe auf sich wirken lässt. 

Autorin: Andrea Reck



NEUESTE BLIX-BEITRÄGE

Editorial BLIX März 2025

Liebe Leserinnen, liebe Leser, es ist der Tag danach: Gestern Abend war Wahl, heute wartet die Druckerei. Das Ergebnis der Bundestagswahl muss noch sacken. Schnellschlüsse sind unangebracht. Rückblickend ist festzustellen, dass die Verunsicherung riesengroß war – Wen soll ich wählen? – und die Wahl hat daran nichts Wesentliches geändert. Wie auch? 

Teilhabe, Gerechtigkeit, Freiheit

Memmingen – In der Kürze liegt die Würze! Statt der 95 Thesen, die Martin Luther 1517 an das Kirchenportal in Wittenberg geschlagen haben soll, zählt das Manifest der Bauern, verfasst 1525 in der Kramerzunft in Memmingen, nur 12 Artikel. Aber die haben es in sich. Von Wittenberg ging der Ruf nach einer Reform der Kirche aus, in Memmingen verlangten die Bauern und der „gemeine Mann“ nichts weniger als die Freiheit. Nicht Leibeigene wollten sie fürderhin sein, sondern das in der von Luther über…

Wider „die mörderischen Rotten“

Baltringen / Mühlhausen – Welche Rolle spielte der Kirchenkritiker Martin Luther beim „Bauernkrieg“ vor 500 Jahren? Das ist noch immer eine kontrovers diskutierte Frage. Zweifelsfrei ist, dass seine „Lutherbibel“ in deutscher Sprache durch die technische Revolution des Buchdrucks eine immense Verbreitung und enorme Wahrnehmung erfuhr. Nicht anders seine Schrift „Von der Freyheith eines Christenmenschen“, erschienen 1520. Darin heißt es: „Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge …

Gegen Angst hilft, aktiv zu sein

Biberach – Es sind immer noch Frauen, die das Bild der Klimabewegung prägen. Lokal, landes-, bundes- und weltweit. Wobei sich global eine Leerstelle auftut. Was macht eigentlich Greta Thunberg? Carolin Schäfer (22) weiß es nicht. Ebenso wenig wie Claudia Albrecht-Ries (63). Die beiden Frauen sind zum Gespräch in die Stadtbuchhandlung in Biberach gekommen. Beide sind Klimaaktivistinnen, die Jüngere engagiert sich bei Fridays for Future, die Ältere hat die Omas for Future in Biberach gegründet….

„Wir bringen die Akteure zusammen“

Biberach – Seit 15 Jahren koordiniert das Bildungsbüro des Landratsamtes Bildungsangebote für Zugewanderte, kümmert sich um Bildungsintegration, Sprachkurse, Vorbereitungsklassen und vieles mehr. Es vernetzt Schülerinnen und Schüler, Multiplikatoren, Schulsozialarbeit und Ehrenamtliche. 

Blick in den Kleiderschrank

Hittisau. Wie hängen Konsum und Nachhaltigkeit, Mode und Geschlecht zusammen? Was macht Mode mit uns und was  machen wir mit ihr? Das Frauenmuseum im Vorarlberger Hittisau versucht mit der Ausstellung „Stoff/Wechsel“ eine Antwort. 

Hoch hinauf

Wennedach – Die Sopranistin Christine Schmidt wusste schon als junges Mädchen, dass sie Sängerin werden will. Sie hat es geschafft und gibt ihr Wissen als Pädagogin vielfach weiter – wenn sie nicht gerade auf der Bühne steht, mit Chansons zu Tränen rührt und stehende Ovationen erhält.  

Die Unermüdliche

Ummendorf – Es gibt ihn seit 30 Jahren: Steigmiller’s Hofladen. Und noch immer ist Monika Koros-Steigmiller Mittelpunkt des Öko-Betriebs. Wer ist diese Frau mit dem großen Herzen für Familie, Natur und alle, die ihre Hilfe brauchen?

Gemeinsam unterschiedlich

Der Roman ‚Knallkrebse‘ von Christian Mitzenmacher ist eine bewegende und humorvolle Geschichte über Freundschaft, Liebe und Zweifel. Von Tom erzählt, erfahren wir von seiner tiefen Freundschaft zu Farid, einem Flüchtling aus Afghanistan. Farid landet in einer Flüchtlingshilfe und wird Tom als Patenkind zugewiesen, woraus echte Freundschaft wird.

Nistkästen für Schleiereulen

Ingoldingen – Der  NABU Südliches Riss- und Umlachtal setzt sich ein für Artenvielfalt und schafft Lebensräume für Gebäudebrüter. Die Naturschützer bauen Nistkästen für Schleiereulen und bringen sie an waldnahen Scheunen an.

Keine Angst vorm Fasten

Die Umstellung auf gesunde Ernährung fällt vielen Menschen nach einem mehrtägigen Heilfasten leichter als ohne diese Zäsur. 

Bayern auf Titelkurs 

Nachdem sich der FC Bayern vor Wochenfrist ein schmeichelhaftes 0:0 bei Verfolger Bayer Leverkusen holen konnte, folgte an diesem Wochenende ein deutliches 4:0 gegen den Tabellendritten Eintracht Frankfurt. Somit bleiben die Münchner vorerst mit 8 Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze. Nun wartet der Südschlager beim VfB Stuttgart.

Neu im Kino: Mickey 17

Sechs Jahre nach seinem Oscar-gekrönten Welterfolg “Parasite” kehrt der koreanische Filmemacher Bong Joon-Ho mit einem englisch-sprachigem Science-Fiction Epos auf den Regiestuhl zurück. “Mickey 17” ist eine Weltraum-Satire mit Starbesetzung. Am 6. März startet die aufwändige Hollywood-Produktion in den deutschen Kinos.

Filmpreview: Sing Sing

Nachdem der Vorhang gefallen und der Applaus verklungen ist, kehrt John „Divine G“ Whitfield zurück in seine Zelle im Hochsicherheitsgefängnis Sing Sing. Hier verbüßt er eine langjährige Haftstrafe wegen eines Mordes, den er nicht begangen hat.

Making Of: Masters of the Universe (2026)

Für welchen heiss erwarteten Blockbuster haben die Dreharbeiten gerade begonnen? Wurde eine berühmte Comicbook-Figur mit einem neuem Schauspieler umbesetzt? In unserer neuen Kino-Rubrik “Making Of” verraten wir worauf sich Cineasten und Superhelden-Fans gleichermaßen freuen dürfen. Wir blicken hinter die Kulissen der kommenden Kassenschlager und wagen eine Erfolgs-Prognose.

ANZEIGEN

BLIX-NEWSLETTER

VERANSTALTUNGEN

ALLGÄU-OBERSCHWABEN

Stuttgart – Die Landtagswahl 2026 wird voraussichtlich am 8. März 2026 stattfinden. Das Innenministerium wird nun die…
Allgäu-Oberschwaben – Am 19. März ist Josefstag. Das war früher mal eine große Sache. Und das nicht nur, weil der Nam…
Bad Schussenried – Auch dieses Jahr findet der beliebte Schussenrieder Josefstag wieder im Bierkrugstadel in Bad Schu…
Bad Wurzach – Am Donnerstag, 3. April, um 15.00 Uhr, gastiert die Jubiläumstournee der “Südtiroler Heimatsterne” im …
Bad Saulgau – Kunst und Kultur spielten in der Nachkriegszeit in Bad Saulgau beim Neubeginn des städtischen Lebens ei…