Skip to main content
Christina Berndt referiert im Biberacher Komödienhaus.Foto: Andrea Reck

Biberach – Den Blick darauf lenken, wie es einem gut gehen kann, trotz all der Probleme im Großen und Kleinen, war Ziel der Wissenschaftsjournalistin Christina Berndt bei ihrem Vortrag im Komödienhaus.

Auf Einladung des Biberacher Vereins Montessori-Pädagogik referierte Christina Berndt am 9. April im Komödienhaus über das Thema „Wege zu mehr Zufriedenheit – trotz Krankheit oder Krise zu mehr Wohlbefinden”. Ihre Großmutter habe auf die Frage nach ihrem Befinden stets geantwortet: „Ach, ich bin zufrieden“, leitete die in Emden geborene und in München lebende Journalistin und Autorin ihren gut einstündigen Vortrag ein. „Das ist doch eigentlich ein zauberhafter Zustand“, befand sie. Wir würden hingegen meist dem Glück hinterher rennen. Vergeblich, wo doch die Forschung wisse, dass Glück kein lange anhaltendes Gefühl sei, so die promovierte Biochemikerin. Hormone, die uns das Glück fühlen lassen, seien schließlich schnell wieder weg. Sie wolle das Glück keineswegs schlechtreden, aber lieber die Aufmerksamkeit auf die Zufriedenheit lenken. Diese sei kein unkontrollierbares Gefühl sondern ein Zustand. Zufriedenheit könne man mit Gedanken steuern. Es gibt zwei Wege dahin: Sich anstrengen oder die Ansprüche herunterschrauben. Eine kurze Umfrage unter den mehrheitlich Zuhörerinnen ergab, dass man für den defensiven Weg des Lockerlassens plädiert.

ANZEIGE

Es gibt Wege, auch in schwierigen Zeiten die eigene Zufriedenheit hochzuhalten. Zuerst solle man eine Bestandsaufnahme machen. Warum bin ich jetzt gerade unzufrieden? Ist es etwas wirklich Schwieriges? Berndt zitiert hierzu das Gebet des amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Frieden schließen mit sich selbst

Sie ermutigt dazu, Frieden mit sich zu schließen, wenn man etwa mal wieder das ganze Jahr trotz laufenden Vertrags nicht ins Fitnessstudio gegangen oder nicht Primaballerina geworden ist. Oft helfe es auch, sich darüber klar zu werden, dass man manche Dinge nicht wirklich machen „muss“, sondern so entscheidet, weil es eben das kleinere Übel sei. Übriges ist die Midlifecrisis eine hormonelle Geschichte, Menschenaffen haben das auch, und man kann wie so oft im Leben davon ausgehen, dass es schon wieder besser wird. Ganz wertvoll für Zufriedenheit sind Freundschaften, sich für andere zu engagieren und sich auch selbst mal auf die Schulter zu klopfen.

ANZEIGE

Soweit zu den Krisen des Alltags. Aber was ist mit den großen wie Klimakrise oder Krieg? Auch da sollte man schauen, was man tun kann und was man akzeptieren muss. Es helfen die gleichen Strategien wie im Persönlichen, wichtig sei es dabei, ins Handeln zu kommen, wo immer es geht. Sie wolle die Klimakrise nicht kleinreden (sie hat dazu eigens ein Buch geschrieben) aber auch da dürfe man nicht in Panik geraten, zumal es uns in Deutschland nicht so hart träfe wie Menschen in anderen Ländern. Statt in Panik zu geraten lieber kleine Schritte tun wie etwa den Konsum einzuschränken, keine Lebensmittel wegwerfen und ein gutes Beispiel geben.

Wichtig sei es, trotz Ukraine-Krieg, Rechtsruck und Trump den Optimismus nicht zu verlieren. Auch Positives wahrzunehmen wie die Eindämmung des Ozonlochs oder dass man in vielen Flüssen wieder schwimmen könne. Berndt empfiehlt eine kleine Übung: Am Morgen fünf Steinchen in die rechte Hosentasche stecken und immer, wenn etwas Gutes passiert, ein Steinchen in die linke Tasche zu schieben. Sie beschließt ihren Vortrag mit der Frage: „Möchte jemand eine Gegenrede halten?“ Nein, lieber eine Frage stellen. Etwa ob es ein Zufriedenheitslevel für eine ganze Gesellschaft gebe. Ja, die Deutschen lägen im guten Mittelfeld dank stabiler Wirtschaft und Demokratie und guter Vergangenheitsbewältigung. „Wir sind gerade in einer vulnerablen Phase, haben aber ein großes Potential“, beruhigte die Referentin. Auf die Frage wieso die Finnen aus den meisten Umfragen als die glücklichsten Menschen hervorgingen, meint Berndt, das läge am Wohlstand, an der kleineren Schere zwischen arm und reich, der Solidarität in der Gesellschaft und am Bildungsniveau.

Wie soll man Menschen begegnen, die alles schlechtreden? „Man darf nicht schweigen, wenn jemand hetzt. Lieber argumentieren, man sehe das anders.“ Man müsse im Gespräch bleiben und den Menschen Fragen stellen, solle Influencer sein für die Demokratie und Keimzelle für ein besseres Miteinander.

Die Wissenschaftsjournalistin Dr. Christina Berndt schreibt seit mehr als 20 Jahren in der Süddeutschen Zeitung über Medizin, Psychologie und Lebenswissenschaften. Als Journalistin erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Viele ihrer Bücher wurden Bestseller. Das bekannteste: “Resilienz – Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft”.

www.christina-berndt.de

Autorin: Andrea Reck



NEUESTE BLIX-BEITRÄGE

BLIX Editorial Mai 2025

Liebe Leserinnen, liebe Leser, im Mai vor 80 Jahren ging der entsetzlichste Krieg der Menschheitsgeschichte zu Ende. Die Nationalsozialisten hatten ihn angezettelt und die Mehrzahl der Deutschen marschierte mit, viele mit fanatischer Begeisterung. Bis zum bedingungslosen Ende, das ein Anfang wurde. Von dem wir bis heute profitieren. Was als erzwungene Befreiung begann, mündete in eine beispielhafte demokratische Verfassung, von deren Selbstverständlichkeit meine Generation ausging und die let…

Gibt es ein Leben nach dem Dorf?

Hintervorderbach – Wo, um Himmels Willen, liegt Hintervorderbach? Na ja, Hintervorderbach ist Zußdorf, dort, wo Tschappel lebt. Und Tschappel ist der Held der gleichnamigen Serie, die demnächst im ZDFneo läuft. Außerdem ist Tschappel irgendwie auch Marius Beck, der wie sein Cousin Paul Beck aus Zußdorf stammt. Und die beiden zusammen haben sich vorgenommen, ihr Heimatdorf, das nicht nur drei Ortsteile, sondern zusammen auch rund 1000 Einwohner hat, weltberühmt zu machen. Und BLIX – schon wel…

Wann bin ich alt?

Wann beginnt man eigentlich damit, alt zu sein? Einer neuen Studie zufolge verschiebt sich dieses Gefühl bei den Deutschen immer weiter nach hinten. Natürlich spielt hier auch das Alter der Befragten eine Rolle. 

„Ein dauerhafter Stachel“

Biberach – Alfons Siegel ist wissensdurstig – immer noch. Der 78-Jährige, in Maselheim wohnhaft, machte zunächst eine Lehre als Chemielaborant, arbeitete mehrere Jahre in diesem Beruf, studierte über den Zweiten Bildungsweg für das Lehramt Chemie, Theologie und Psychologie, ehe er sich auch der Politikwissenschaft zuwandte. Nach vielen Jahren als Lehrer kam 1990 noch ein Diplomstudium in Pädagogik/Erwachsenenbildung, Politik und Soziologie hinzu sowie 2003 die Promotion in Politikwissenschaft…

Grenzen des Biosphärengebietes

Oberschwaben – Nicht unumstritten ist das geplante Biosphärengebiet Allgäu-Oberschwaben. Mittlerweile ist öffentlich, wo Gebietsgrenzen und Schutzzonen geplant sind. Karten des geplanten Projektes sind freigeschaltet. Auffallend: Das nahe Allgäu bleibt außen vor.

Bis ans Ende

Obgleich glücklicherweise noch kein Krieg des 21. Jahrhunderts an das Unheil der Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts heranreicht, wird wohl niemand behaupten, wir würden in friedlichen Zeiten leben. Der Krieg in der Ukraine und der Nahost-Konflikt forderten allein im Jahr 2024 über 300.000 Tode, ganz abgesehen von den anderen bewaffneten Auseinandersetzungen in der Welt. Und doch haben solche Zahlen etwas Ungreifbares. Kriege werden für Menschen erst verständlicher, wenn man von den persö…

Der Bauernjörg, „die Blutsau“

Die Hoffnung war schon gestorben, als man den Pfarrer an die Buche neben der Wolfgangskapelle hängte. Der mächtige Baum hat die Jahrhunderte nicht überdauert, die Kapelle schon. Sie findet sich bei Reichenhofen, unterhalb von Schloss Zeil, vor den Toren der einst Freien Reichsstadt Leutkirch. War es der Tod eines Verschwörers wider der göttlichen Ordnung? Matthias Waibel, der Gelynchte, war 1525 nicht das letzte Opfer im Bauernkrieg, der schon verloren war für die Bauern, als der Strick dem P…

Ganztagsschule für Grundschüler?

Mit dem Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter wird die Betreuungslücke geschlossen, die nach dem Kindergarten für viele Familien entsteht, wenn Kinder eingeschult werden. Nicht alle Eltern brauchen und wollen dieses Angebot.

Zufriedenheit – ein zauberhafter Zustand

Biberach – Den Blick darauf lenken, wie es einem gut gehen kann, trotz all der Probleme im Großen und Kleinen, war Ziel der Wissenschaftsjournalistin Christina Berndt bei ihrem Vortrag im Komödienhaus.

„Ich will wirken in dieser Zeit“

Schloss Achberg – Einsilbig „Mut!“ lautet der Titel der Ausstellung von 120 Arbeiten der Grafikerin, Malerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz (1867-1945) aus der Sammlung Ute Kahl auf Schloss Achberg. Dass es gelungen ist, diese Ausstellung, die zum Beispiel in New York, Zürich, Frankfurt oder Kopenhagen präsentiert wird, nach Achberg zu holen, ist sensationell. Sie bietet Einblicke in das mutige Werk und Leben einer der bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts.

Hochsensibel oder überempfindlich?

Immer häufiger wird neben Kindern mit der Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung AD(H)S von hochsensiblen Kindern gesprochen, die bereits im Kindergarten besonderer Fürsorge bedürfen. Was ist da dran? Handelt es sich um eine Einschränkung oder eine besondere Gabe? Oder hat ein altbekanntes Phänomen einfach ein neues Etikett?

Neu im Kino: Black Bag

Der neue Film von Steven Soderbrgh handelt von zwei verheirateten Geheimagenten, deren Loyalität auf die Probe gestellt wird. Dass es sich hier um sein bestes Werk seit Langem handelt, darüber ist sich die Kritik einig. In den Hauptrollen glänzen Michael Fassbender und Cate Blanchett. Am 15. Mai startet der Krimi in den deutschen Kinos.

Filmpreview: Karate Kid – Legends

Nach einer traumatischen Familientragödie muss das überaus talentierte Kung-Fu-Wunderkind Li Fong (Ben Wang) sein Zuhause in der chinesischen Hauptstadt Peking verlassen und mit seiner Mutter nach New York City ziehen. Dort fällt es ihm schwer, sich in die neue, ungewohnte Umgebung einzufügen und Anschluss an seine Mitschüler zu finden. Obwohl Li Konflikte meiden möchte, scheint er immer wieder in schwierige Situationen zu geraten.

Neu auf DVD & Blu Ray: Heretic

Die jungen Mormoninnen Schwester Paxton (Chloe East) und Schwester Barnes (Sophie Thatcher) befinden sich auf Missionsreise. In einer Kleinstadt begegnen sie Mr. Reed (Hugh Grant), ein sympathisch wirkender, älterer Gentleman, der die beiden zu sich nach Hause einlädt um mehr über ihren Glauben zu erfahren. Doch schon bald kommt den jungen Frauen das Verhalten des Mannes seltsam vor. Es dauert nicht lange, bis sich die Ereignisse überschlagen und die jungen Frazen zu einem tödlichen Katz-und-…

Making Of: “Dune 3” (2026)

Für welchen heiss erwarteten Blockbuster haben die Dreharbeiten gerade begonnen? Wurde eine berühmte Comicbook-Figur mit einem neuem Schauspieler umbesetzt? In unserer neuen Kino-Rubrik “Making Of” verraten wir worauf sich Cineasten und Superhelden-Fans gleichermaßen freuen dürfen. Wir blicken hinter die Kulissen der kommenden Kassenschlager und wagen eine Erfolgs-Prognose.

ANZEIGEN

BLIX-NEWSLETTER

VERANSTALTUNGEN

ALLGÄU-OBERSCHWABEN

Bad Waldsee (rei) – Es war wieder grandios, das Bad Waldseer “Lauffieber”. 2500 Läufer und Läuferinnen, jung und alt,…
Bad Waldsee-Reute – Bienen spielen eine lebenswichtige Rolle im Ökosystem. Und doch sind nach wie vor viele Arten in …
Ulm-Biberach – Wie in der Vergangenheit mehrfach angekündigt, hatte die Polizei auch am vergangenen Wochenende einen …
Bad Waldsee – Seit gut einem Jahr leitet Sascha Fillies das Erwin-Hymer-Museum (EHM) in Bad Waldsee und  sorgt für fr…
Bad Waldsee – Am Samstag, 17. Mai, wurde Bad Waldsee erneut zur Bühne für eines der größten Laufsportevents der Regio…