Leutkirch trauert um Dr. Brigitte Schuler-Kuon
Brigitte Schuler-Kuon ist tot. Die hochangesehene Ärztin und Kommunalpolitikerin starb in der Nacht von Samstag auf Sonntag (27.4.) völlig unerwartet. Sie wurde 64 Jahre alt.

Den Menschen zugewandt, den Menschen dienend, Altruismus lebend – so kann man Brigitte Schuler-Kuon beschreiben. Diese Zugewandtheit lebte sie nicht nur als Ärztin, sondern sie wurde spürbar bei all ihrem Tun. Bei ihrem Einsatz als Gemeinderätin, im Roten Kreuz, in der Stadtkapelle.
Ihr Dienen an verschiedenen Orten wurde zum Beispiel deutlich bei der Vereidigung von Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle für seine dritte Amtszeit im September vergangenen Jahres. Formal war die Feierlichkeit in der Festhalle eine Gemeinderatssitzung. Deshalb nahm sie ihren Platz in den Reihen der Räte ein. Als aber die Stadtkapelle zur musikalischen Umrahmung des Festaktes ansetzte, wechselte sie rasch auf die Bühne und griff zur Querflöte.
„Die beste Hausärztin, die ich bisher hatte und dazu die ehrlichste, sie sagt die Fakten, wie sie sind, redet nicht drumrum, ist sehr empathisch.“ – „Hervorragende Ärztin. Sie hört erst aufmerksam zu, um dann punktgenau die Diagnose festzustellen. Hier fühle ich mich sehr gut aufgehoben!“ Das sind zwei Statements aus dem Internet. Es mag im Netz auch andere Äußerungen geben, das liegt in der Natur des Menschen. Aber die zwei lobenden Bemerkungen kann der Schreiber dieser Zeilen nur bestätigen. Als ein Onkel in der Obhut des Carl-Joseph-Pflegeheims war, wussten wir ihn bei Frau Dr. med. Schuler-Kuon in den besten Händen. Regelmäßig suchte sie ihn auf und wenn es not tat, gab sie uns sachlich und unaufgeregt, aber teilnahmsvoll Informationen.
Der Beruf, der für sie Berufung war, war ihr in die Wiege gelegt worden. Schon ihr Vater Dr. Albin Schuler war Arzt, praktizierte in Leutkirch und lebte Landarzt-Ethos vor.
„Brigitte Schuler-Kuon ist in Leutkirch bestens vernetzt und kennt Land und Leute. Sie setzt sich großzügig und unkompliziert für soziale Projekte ein. Ihre zupackende Art und ihr Sinn fürs Gemeinwohl machen sie zu einer wichtigen Größe in Leutkirch.“ – „Brigitte ist für mich eine absolute Powerfrau, deren Engagement ansteckend ist. Ihr leidenschaftlicher Einsatz für das Wohl unserer Stadt zeigt sich in ihrem klaren Weitblick und ihrer Tatkräftigkeit, die Leutkirch positiv beeinflusst.“
Das sind Zitate aus einem Wahlprospekt der Unabhängigen Bürger, für die Dr. Brigitte Schuler-Kuon im Gemeinderat saß. Die erste Bemerkung stammt von Franz Günthner, die zweite von Jana Freudenmann. Dass das mehr als wohlfeile Werbeworte waren, dass damit die Wahrnehmung großer Teile der Bürgerschaft umschrieben wurde, zeigte sich an der Wahlurne: Mit 7272 Stimmen wurde Brigitte Schuler-Kuon bei der Kommunalwahl im Juni letzten Jahres Stimmenkönigin, lag auf Platz eins unter den 26 Gewählten.
„Leidenschaftlicher Einsatz für das Wohl unserer Stadt“ – das Wort von Jana Freudenmann aus dem Wahlprospekt lässt sich konkretisieren: Brigitte Schuler brachte sich ein als Bereitschaftsärztin beim Leutkircher Ortsverein des Roten Kreuzes, engagierte sich als Firmbegleiterin, im Cineclub, im Kulturclub Larifari, in der Volkshochschule, im Freundeskreis von St. Anna, bei der geliebten Stadtkapelle. Und in der Herzkammer der Stadt, dem Gemeinderat.
Brigitte Schuler hinterlässt drei erwachsene Kinder. Und sie hinterlässt in der Stadt eine riesige Lücke. Als Ärztin. Und als Menschenfreundin.
Gerhard Reischmann
Foto: UB