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Das bewegte Leben des Alfons Buck

Zwischen Kriegsfront und Kreidetafel: ein Dorfschullehrer erzählt



Foto: Archiv Karl Gieler
Schulfoto aus Immenried mit Dorfschullehrer Alfons Buck aus dem Jahr 1923 (nachkoloriert)

Kißlegg – Die Lesung aus dem Buch „Rückblick auf ein Leben“ zog die Zuhörer am Mittwochabend, den 29. Januar, in der Kißlegger „Linde“ in ihren Bann. Ansgar Krimmer entführte sein Publikum in die Welt eines Dorfschullehrers aus Eglofs, der in den 1920er- und 1930er-Jahren in Immenried unterrichtete und sich dort in eine unbekannte Schönheit verliebte.

Das Kißlegger Gäste- und Bürgerbüro hatte nochmals zu dieser Lesung eingeladen, nachdem die Nachfrage beim ersten Termin im November bereits sehr groß war. Der Eintritt kostete nichts, jedoch musste man sich auch dieses Mal schnell um eine Karte bemühen. Laut Anneliese Welte vom Gäste- und Bürgerbüro waren die raren Plätze in der seit Sommer wiedereröffneten Kißlegger „Kult-Ur-Kneipe“ erneut umgehend ausgebucht.

Eröffnet wurde der Abend mit bekanntem deutschem Liedgut. Von Uli Müller am Akkordeon begleitet, sangen die Gäste Klassiker wie „Die Gedanken sind frei“ und – passend zum Thema des Abends – „Das arme Dorfschulmeisterlein“.

Uli Müller unterhielt die Gäste vor, zwischen und nach der Buchlesung mit musikalischen Einlagen und humoristischen Beiträgen (Foto: Manuel Kimmerle)

Ansgar Krimmer, Pastoralreferent in Kißlegg von 1995 bis 2019, oblag es dann, die gespannten Zuhörer auf eine gedankliche Reise in eine Zeit vor rund 100 Jahren mitzunehmen. Lebendig und einfühlsam trug er Auszüge aus der Biografie des Dorfschullehrers Alfons Buck vor, der von 1921 bis 1938 die Lehramtsstelle in Immenried bekleidete und bei manchen Anwesenden – zumindest aus Erzählungen – noch bekannt gewesen sein dürfte.

Ansgar Krimmer führte die Gäste in der bis auf den letzten Platz besetzten „Linde“ durch die Biografie von Alfons Buck (Foto: Manuel Kimmerle)

Kindheit in Eglofs

Alfons Buck erblickte am 20. März 1894 in Eglofs das Licht der Welt, wo er auch aufwuchs. Als Sohn eines Schullehrers erlebte er eine genügsame aber auskömmliche Kindheit. Im ersten Teil des Buches schildert er zahlreiche Begebenheiten aus dem Dorfleben der damaligen Zeit. Man erfährt zum Beispiel von Bräuchen wie „Krippele luege“ und „Singate“ zur Weihnachtszeit, die „vor allem der Pflege der Geselligkeit an langen Winterabenden“ dienten, oder von einprägsamen Naturereignissen wie Blitzeinschlägen oder einer Überschwemmung der Oberen Argen in Eglofs-Tal. Diese habe schwere Schäden verursacht und „eine neue, aus Beton erbaute Brücke“ unterhalb von Schloß Syrgenstein weggerissen. „Sogar ein Hühnerstall mit lebenden Tieren kam dahergeschwommen, und ich entsinne mich noch, wie Feuerwehrleute – allerdings ohne Erfolg – mit Haken an langen Stangen versuchten, den Stall ans Ufer zu ziehen“, erinnert er sich an dieses Naturspektakel.

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Von vielen solchen Anekdoten wird man prächtig unterhalten beim Eintauchen in die Lebensgeschichte von Alfons Buck, die nur dank seiner Schwiegertochter Annelies Buck überhaupt in dieser Form erhalten ist. Sie war es nämlich, die ihn dazu brachte, seine Erinnerungen niederzuschreiben. Zusammen mit ihrer Tochter befand auch sie sich unter den Zuhörern an diesem geselligen Januarabend und lauschte der Auswahl an Kapiteln, die Ansgar Krimmer – ganz subjektiv, wie er erklärte – für diese Lesung ausgesucht hatte. Für ihn sei diese Biografie ein „Hoffnungsbuch“, wenn man bedenke, welche Schicksalsschläge Alfons Buck hinnehmen musste und trotzdem nie den Mut und die Zuversicht verloren hatte, getreu dessen Lebensmotto:

Immer lustig ist gefährlich,
immer traurig – beschwerlich,
immer glücklich – nicht möglich,
Eins ums Andere erträglich.

Im Krieg

Das Weltgeschehen um die Zeit des Ersten Weltkriegs hatte natürlich auch große Auswirkungen auf das Leben in einem idyllischen Dorf im Allgäu. Nach seiner Ausbildung zum Volksschullehrer von 1907 bis 1913 in Saulgau, während der er den frühen Tod seines Vaters hinnehmen musste, kam Alfons Buck zunächst als Unterlehrer nach Niederwangen. Doch im April 1915 wurde er zum Kriegsdienst an der Westfront im Argonnenwald eingezogen.

Die eindringlichen Schilderungen aus seiner viereinhalbjährigen Soldatenzeit, von der er drei Jahre in englischer Kriegsgefangenschaft verbrachte, lassen nur erahnen, mit welchen Entbehrungen die Menschen zu jener Zeit zurechtkommen mussten. Und trotzdem findet sich auch in diesen Passagen keinerlei frusterfülltes Klagen. Im Gegenteil: Alfons Buck machte das Beste aus der misslichen Lage, verbesserte seine Englischkenntnisse und kam als Lagerdolmetscher sogar in die absurde Situation, sich mit dem amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson zu unterhalten, als dieser gegen Ende des Krieges sein Gefangenenlager besuchte.

Auf Brautschau in Immenried

Nach seiner Heimkehr durfte er zwei Jahre an der Schule in Eglofs unterrichten, bevor er an seinen neuen Wirkungsort Immenried versetzt wurde. Und hier wandelt sich die Erzählung zur romantischen Liebesgeschichte, in der eine neugierige Hauswirtin („d’Kutere“) dafür sorgt, dass die Herzen des zugezogenen Lehrers und des Försters Töchterlein zueinander finden können.

Lehrer Buck zu Beginn seiner Zeit in Immenried im Jahr 1923 (links) und kurz bevor er Immenried nach Gattnau bei Kressbronn verließ (1938); neben ihm die Lehrerin Maria Schlegel (Fotos: Archiv Karl Gieler)

Denn es war Liebe auf den ersten Blick, als Alfons Buck eines Tages von seinem Klassenzimmer aus ein junges Mädchen des Weges kommen sah. Doch wer war die schöne Unbekannte? Seine letztlich erfolgreiche Suche nach ihr, die den Verliebten auf Skiern nach Brunnen führte, das damals noch zu Eintürnenberg gehörte, liest sich teilweise wie ein Liebesroman. Schließlich heiratete er sein „Klärle“ am 12. Oktober 1922 in der Immenrieder Pfarrkirche. Er wurde zum Hauptlehrer an der ständigen Schulstelle in Immenried ernannt und blieb dort bis 1938. Während dieser Zeit stellte sich viermal Nachwuchs ein im Hause Buck. Sein Sohn Robert gründete 1969 die Tettnanger Firma ifm-electronic, die heute Weltmarktführer für Sensortechnik ist.

Schul- und Rathaus Immenried im Jahr 1933 (Foto: Archiv Karl Gieler)

Auch die Schilderungen dieser Immenrieder Zeit enthalten zahlreiche amüsante Begebenheiten. So war Alfons Buck zum Beispiel der dritte, der in Immenried ein Auto besaß. Und einmal endete ein Ausflug mit dem Kirchenchor, dessen Leitung er innehatte, damit, dass er sich auf der Insel Mainau an einer großen Tafel bei Kaffee und Kuchen mit der Königin von Schweden unterhielt.

Wer mehr über das bemerkenswerte Leben des Dorfschullehrers Alfons Buck erfahren möchte, dem sei dieses kurzweilige gut 200-seitige Buch wärmsten empfohlen. Es kann ab April in der Heimatstube im Neuen Schloss in Kißlegg zum Preis von 5,00 € erworben werden. Wer schon früher in den Genuss der Lektüre kommen möchte, bekommt auch ein Exemplar bei Anneliese Welte im Gäste- und Bürgerbüro (Tel. 07563 936-145).  Der Erlös kommt der Heimatstube zugute.

SPD-Gemeinderätin Monika Dobler sorgte sich um das leibliche Wohl der Gäste. Links im Bild: Anneliese Welte vom Gäste- und Bürgerbüro (Foto: Manuel Kimmerle)



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