
Sternmarsch, Gesamtchor und eine tolle Nacht

Arnach – Drei Tage lang feierte der Musikverein Arnach sein 175-jähriges Bestehen. Der Samstagabend (24.5.) begann mit dem traditionellen Sternmarsch der sechs anwesenden Musikkapellen, um sich auf dem Dorfplatz zu einem Gesamtchor zu vereinen, ehe man danach als eine große Kapelle zum Festgelände an der Schule zog. Höhepunkt jedes Musikfestes ist natürlich der Fahneneinzug und so wurde dieser auch in Arnach auf dem Festgelände bei der Festhalle frenetisch gefeiert.
Den Auftakt zum Aufmarsch des Gesamtchores machte das Geburtstagskind, der gastgebende Musikverein Arnach, der gleich mit seinen beiden Vereinsfahnen samt Fahnenbegleitung vom Festgelände beim Bildungshaus her zum Dorfplatz marschierte. Extra für dieses Jubiläum wurde die alte Vereinsfahne von 1890 aus der Vitrine geholt, um sie gemeinsam mit ihrer Nachfolgerin von 1981 zu präsentieren. Dazu gesellten sich noch die Vereinsfahnen von Kriegerverein und Feuerwehr sowie die Standarten der Blutreitergruppe Arnach, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert, das beim Festgottesdienst tags darauf entsprechend gewürdigt werden sollte.
Aus drei Richtungen
Die Stadtkapelle Bad Wurzach mit ihrer Dirigentin Petra Springer, die bei angenehmem Frühlingsabend-Wetter den Marsch „Saint Triphon“, spielte, kam von der Seite des ehemaligen Gasthauses „Kanone“ her zum Dorfplatz. Aus der entgegengesetzten Richtung, vom Finkhof her, kam der Musikverein Immenried mit seinem Dirigenten Simon Wältl, der den bei solchen Anlässen häufig gespielten „Juventas-Marsch“ zum Besten gab. Aus derselben Richtung folgte die Musikkapelle Heggelbach, die unter ihrem Dirigenten Christoph Sauter den Straßenmarsch „Mit Spiel voran“ intonierte, der auch unter dem Titel „Gruß aus Klingenthal“ bekannt ist. Der Musikverein Seibranz mit Dirigent Hans-Ulrich Seufert spielte beim Einmarsch, von der Seite des Festgeländes kommend, den „Ruetz-Marsch“, ebenfalls ein bei Musikfesten gern gespielter Marsch. Ihm folgte, wieder aus Richtung Finkhof, die Musikkapelle Willerazhofen, die unter ihrem Dirigenten Manfred Schumacher den Rundel-Klassiker „Schloss Horneburg“ spielte. Den Abschluss des Sternmarsches machte – aus derselben Richtung kommend – die Musikkapelle Reichenhofen, die mit ihrem Dirigenten Florian Weder ebenfalls den Trojan-Marsch „Ruetz“ interpretierte.



Nach 15-jähriger Amtszeit als Ortsvorsteher kann es sich Mike Rauneker (links) gemütlich machen. Auf dem Bänkle sitzend erwartet er den Sternmarsch.
Weil sie jeweils eine Musikantenhochzeit in ihren Reihen hatten, konnten die Kapellen von Diepoldshofen, Eintürnen und Ziegelbach am Samstag nicht beim Gesamtchor mitmachen. Dafür waren die Patenkapellen aus Eintürnen und Ziegelbach spontan am Freitagabend beim Vesperabend zum Mini-Gesamtchor angetreten.
Vorstandsmitglied Stefanie Jöchle, die Begrüßung und Vorstellung der einzelnen Kapellen von der Ehrentribüne aus, einer am Dorfplatz aufgestellten Hebebühne, übernommen hatte, freute sich, dass so viele Gäste den Dorfplatz am Fuße der Pfarrkirche säumten. Der Dirigent des Geburtstagskindes, Berthold Hiemer, hatte die Ehre, das erste Stück des Gesamtchores, die Polka „Böhmische Liebe“ zu dirigieren.

MVA-Vorstandssprecherin Stefanie Jöchle bei der Begrüßung auf dem Dorfplatz.
Bürgermeisterin Alexandra Scherer betonte in ihrem Grußwort die wichtige gesellschaftliche Funktion, die der Musikverein seit nunmehr 175 Jahren in Arnach innehat. Nicht zuletzt deswegen lautet ja auch das Vereinsmotto: „Musik verbindet.“
Ortsvorsteher Manfred Braun konnte dies bestätigen. Ihm fiel, als Vertreter des Landtagsabgeordneten Raimund Haser, der im Wochenendverkehr gestrandet war (aber dann am Sonntag zum Fest-Frühschoppen erschien), die Ehre zu, das nächste der drei gemeinsam gespielten Stücke, den „Bozener Bergsteiger-Marsch“ zu dirigieren. Was ihm aber angesichts seiner eigenen Musikerkarriere als Schlagzeuger nicht allzu schwergefallen sein dürfte. Dem dritten im Bunde, Klaus Wachter, als Vertreter des Blasmusikkreisverbandes und langjährigem Dirigenten des Musikvereines Haidgau (akteill: Dirigent in Haisterkirch) sowieso nicht. Wachter durfte das festliche „Musica Gloriosa“ von Alfred Bösendorfer dirigieren und die Musikanten danach zum Musikantengruß auffordern mit dem die Mission Gesamtchor am Dorfplatz endete.
Nicht jedoch die „Arbeit“ für die Musiker der Kapellen. Denn Steffie Jöchle & Co. hatten noch ein Experiment mit ihnen vor: Sie durften unter dem Dirigat von Berthold Hiemer noch als eine der größten Kapellen der Region im Marschtritt, „Mein Heimatland“ spielend, zum Festgelände ziehen, was auch wunderbar funktionierte; ausgerichtet hatte den Gesamt-Zug Armin Hummel.

Berthold Hiemer dirigiert den Gesamtchor.

Klaus Wachter dirigiert den Gesamtchor.

Üblicherweise endet ein Gesamtchor mit dem Musikantengruß: Alle Musizierenden heben ihre Instrumente in die Höhe. Dieses Bild zeigt nur einen Teil des in Arnach versammelten Gesamtchores.

Die Führungsriege des Musikvereins Arnach: Alexander Müller, Berthold Hiemer (Dirigent), Stefanie Jöchle (Vorstandssprecherin), Martin Fimpel.

Die Täfelesträger an der Spitze des großen Musikantenzuges auf dem Weg zum Festplatz an der Schule.
Der Fahneneinzug
Nachdem die Musikkapelle Willerazhofen auf der Bühne Platz genommen hatte, kam der nächste Höhepunkt eines jeden Musikfestes: der Fahneneinzug, der bei 70 und mehr Kapellen und Vereinen schon manchen Ansager am Ende des Tages nur noch flüstern ließ.
Ganz so hart traf es Steffie Jöchle nicht, aber dennoch kam Gänsehautfeeling auf, als die Musiker, auf den Bierbänken stehend, dem jeweilig einmarschierenden Fähnrich begeistert zujubelten.

Auf dem Weg zum Festplatz.





Klaus Wachter von Blasmusikkreisverband begrüßt “Xare” Miller, mit 89 Jahren der älteste Musikant der Arnacher.

Zwei verdienstvolle Blutreiter: der 85-jährige Gruppenführer Hansjörg Schick und der 95-jährige Rupert Veser.


Stellvertretend für alle Schaffer zeigen wir hier Klaus Ringer und das Team oben.

Die Musikkapelle Willerazhofen unter der Leitung von Manfred Schuhmacher.
Es war ein gelungener Abend, den die Musikkapelle Willerazhofen mit Blasmusikklassikern, aber auch mit Musik aus den Genres Pop und Jazz praktisch als Vorgruppe für die Band „Indikita“, bei der Hiemer-Junior als Keyboarder in die Tasten griff, eröffnete. So angeheizt, konnte die kühle, aber trockene Witterung die Stimmung auf dem Schulhof nicht trüben.
Text und Fotos: Uli Gresser
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