Gisela Rothenhäusler in Jersey mit Silver Seal ausgezeichnet

St. Helier (Jersey) / Bad Wurzach – Eine ca. zehnköpfige Delegation des Bad Wurzacher Partnerschaftsvereins mit Bürgermeisterin Alexandra Scherer hat in den Tagen um den 9. Mai die Kanalinsel Jersey anlässlich des 80. Jahrestags der Befreiung der Insel zum Ende des Zweiten Weltkriegs besucht. Am Vorabend der Feierlichkeiten wurde die Komiteevorsitzende Gisela Rothenhäusler von Bailiff (Stadtoberhaupt) Sir Timothy Le Cocq für ihre langjährigen Bemühungen um die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen St. Helier und Bad Wurzach mit dem „Jersey Silver Seal“ geehrt.
Die Überraschung beim entsprechenden Empfang war komplett gelungen: „Damit hätte ich nie gerechnet und bin einfach dankbar für diese besondere Auszeichnung“, so Gisela Rothenhäusler bei der Verleihung durch den Bailiff von Jersey. Das „silberne Siegel“ wird dort an Personen verliehen, die einen besonderen Beitrag für die Kanalinsel geleistet haben – im Fall der Geehrten für die die jahrzehntelangen Bemühungen, zuletzt seit rund zehn Jahren auch als Komiteevorsitzende im Partnerschaftsverein, um den partnerschaftlichen Austausch insbesondere mit ehemaligen in Wurzach internierten Inselbewohnern.
Erinnerung und Austausch
Überhaupt stand der Besuch wieder ganz im Zeichen von Erinnerung, Austausch und der Pflege der städtepartnerschaftlichen Beziehungen. Am Morgen des gleichen Tages hatte die Delegation bereits die Ausstellung junger örtlicher Künstler unter dem Titel „Structures & Memory – a place called Wurzach“ besucht, die an die von Gisela Rothenhäusler 2022 in Bad Wurzach organisierte Ausstellung zu Bildern ehemaliger Internierter während ihrer Inhaftierungszeit sowie die englische Ausgabe der gleichen Ausstellung 2024 auf Jersey anknüpft.
Beim Delegationsabend im örtlichen Hotel Pomme D´Or am 8. Mai stellte neben ihren Amtskollegen aus den weiteren Partnerstädten von St. Helier auch Bürgermeisterin Alexandra Scherer die Bedeutung der besonderen gemeinsamen Geschichte heraus, die Bad Wurzach und St. Helier auf Jersey verbindet. „Es ist wichtig, dass wir die schrecklichen Ereignisse der Vergangenheit nicht vergessen. Aber noch wichtiger ist, dass wir durch persönliche Freundschaften versuchen, eine Wiederholung zu verhindern. Daher freue ich mich auch besonders über die aktuelle Auszeichnung an Frau Rothenhäusler für ihre stetigen Bemühungen um die Partnerschaft mit Jersey.“
Der Liberation Day
Weiterer Höhepunkt des Besuchs war die Teilnahme an den Feierlichkeiten zum Liberation Day am 9. Mai. Dieser Tag ist auf Jersey ein jährliches Freudenfest, an dem das Kriegsende und die Befreiung von der damaligen deutschen Besatzung gefeiert wird. Bei diesem Anlass wird regelmäßig der Einmarsch der britischen Truppen in St. Helier und das Hissen der britischen Flagge unter großem Jubel von Tausenden von Besuchern sowie einer anschließenden festlichen Parade nachgestellt.

Die Bürgermeister der anwesenden Partnergemeinden beim gemeinsamen Gruppenbild: Oleksandr Sjenkewytsch (Mykolajiw, Ukraine), Reed Gusciora (Trenton, USA), Cristina Pedra (Funchal, Portugal), Simon Crowcroft (St. Helier, Jersey), Alexandra Scherer (Bad Wurzach), David Nicolas (Avranches, Frankreich). Foto: Stadt Bad Wurzach
Zwei Buchvorstellungen von Dr. Duarte Mendoca zur Geschichte portugisischer Einwanderer auf der Insel sowie der britschen Archäologin und Historikerin Prof. Dr. Gilly Carr von der University of Cambridge zu Gebrauchsgegenständen, die inhaftierte Inselbewohner während ihrer Internierungszeit in Deutschland geschaffen haben, um der Eintönigkeit der Unterbringung zu „entfliehen“ und persönlich ein Stück weit unabhängiger von den Internierungsbedingungen zu werden, rundeten einen würdigen Delegationsbesuch mit vielen Eindrücken ab.
Die Verbindung mit Bad Wurzach
Geschichtlicher Hintergrund der inzwischen sehr tiefen Freundschaft zwischen St. Helier und Bad Wurzach ist die Deportation zahlreicher Bewohner von Jersey in der Zeit des Zweiten Weltkriegs nach Wurzach. Die britischen Kanalinseln waren zu dieser Zeit das einzige britische Gebiet, das von den Deutschen besetzt worden war. Viele der Deportierten kamen damals zwischen 1942 und 1945 ins Wurzacher Schloß.