Eva-Maria Oberleiter dirigierte erstmals den Gesamtchor

Bad Wurzach – Das Serenadenkonzert, zu dem sich alle Musikkapellen der Bad Wurzacher Gemeinden nach einem Sternmarsch zu einem Gesamtchor formieren, konnte endlich einmal wieder bei bestem Sommerwetter von Organisationsleiter Wolfgang Grösser organisiert werden, ohne dauernd auf die Wetter-App schielen zu müssen. Traditionell dirigiert den Gesamtchor die Leiterin der Jugendmusikschule, also heuer erstmals die neu im Amt befindliche Eva-Maria Oberleiter. Petra Springer, ihre Vorgängerin in dieser Funktion, führte die Stadtkapelle an.
Wolfgang Grösser und Bürgermeisterin Alexandra Scherer konnten sich freuen: Am vorgesehenen Termin am Samstagabend (28. Juni) lachte wie schon den ganzen Tag die Sonne. Der Dartverein, der inzwischen schon traditionell die Bewirtung im Schlosshof übernimmt, konnte in Ruhe seine Vorbereitungen auf den großen Ansturm treffen.
Die größte Neuerung neben der Tatsache, dass von den vom Gesamtchor gemeinsam gespielten Stücken exakt die Hälfte aus der Feder von Komponisten aus der Großgemeinde stammten, war die Frau am Taktstock. Denn mit Eva-Maria Oberleiter hatte die aktuelle Leiterin der Bad Wurzacher Jugendmusikschule diese Aufgabe, die sie im übrigen mit Bravour löste, von ihrer Vorgängerin Petra Springer übernommen.

Eva-Maria Oberleiter. Foto: Uli Gresser

Die zehn Kapellen
Die Stadtkapelle Bad Wurzach unter eben dieser Petra Springer eröffnete traditionsgemäß vom Amtshaus kommend den Sternenmarsch. Dabei spielte sie den Konzertmarsch Saint Triphon von Artur Ney. Rund um den Marienbrunnen, Rathaus und Schloss wurden sie schon von Vierer-Reihen von Zuhörern und -Sehern begrüßt.
Als zweite Kapelle folgte der Musikverein Hauerz unter dem Dirigat von Robert Müller mit dem Siegfried Rundel-Stück „Wir grüßen mit Musik“ von der Luxeuil-Brücke her.
Als dritte Kapelle marschierte der Musikverein Harmonie Unterschwarzach mit „Flying Eagle“ von David Dawitt vom Spital her zum Marienbrunnen, wo hunderte von Zuschauern dem „Musikfest“ den entsprechenden Rahmen boten.
Auch der Musikverein Eintürnen spielte unter der Leitung von Alexander Dreher mit „Ferienfahrt“ einen Marsch von Siegfried Rundel bei seinem Entre und eröffnete damit die zweite Runde.
Ihm folgte der Musikverein Seibranz unter Erich Minsch, der den Marsch „Flaggenparade“ von Helmut Bernhard intonierte.
Die zweite Runde schloss der Musikverein Eggmannsried mit seinem Dirigenten Bernd Butscher ab, der ebenfalls mit einem Siegfried Rundel-Marsch „Schönes Prag“ die Szene betrat.
Die nächste Kapelle war der Musikverein Ziegelbach, dessen Dirigent Bernd Schosser seine Serenadenkonzertpremiere mit „Zur Feier des Tages“ von Max Leemann feierte.
Ein „alter“ Hase, was Auftritte beim Serenadenkonzert angeht, ist dagegen trotz seiner noch jungen Jahre Florian Renz, der mit dem Musikverein Dietmanns und dem Ernst Übel-Stück „Mit Spiel voran“ von der Luxeuil-Brücke zum Schauplatz des Gesamtchores marschierte.
Ihr folgte die Musikkapelle Haidgau mit Ralf Krug am Dirigentenstab, sie spielte beim Marsch vom Spital herkommend „Stets treu“ von Sebastian Sürger.
Der Musikverein Arnach, der vor wenigen Wochen sein 175-jähriges Jubiläum gefeiert hatte, spielte mit seinem Dirigenten Berthold Hiemer auf dem Weg vom Amtshaus zum Marienbrunnen „Mein Heimatland“ von Sepp Neumayr und beschloss damit den Aufmarsch der zehn Musikkapellen.
Alle Kapellen mit ihren etwa 350 Musikern traten mit kompletter Musikfestumzugs-Ausstattung – Fahne, Fahnenbegleitung, Namenstafel und Blumenkinder – an und boten damit einen beeindruckenden Anblick. Während die einzelnen Register sich formierten, bestieg Eva-Maria Oberleiter das Podium, um den Gesamtchor anzuleiten.

Jede der zehn Kapellen war mit Fahne und Blumenkindern angetreten.
In Gedenken an Josef Mütz
Als Eröffnungsstück hatten sich die Macher des Serenadenkonzerts für den „Allgäu Schussen-Marsch“ von Hans Hartwig entschieden. Den Marsch widmeten die Musiker dem in diesem Jahr verstorbenen langjährigen Vorsitzenden des Blasmusikkreisverbandes Ravensburg Josef Mütz, der damals auch den Auftrag an Hans Hartwig für die Komposition vergeben hatte.
Moderiert von Wolfgang Grösser
In ihrem Grußwort freute sich Bürgermeisterin Alexandra Scherer im Anschluss über den wunderschönen Sommertag und dankte allen, die im Vorfeld oder während der Veranstaltung zum Gelingen beitrugen. Besonderen Dank richtete sie an Wolfgang Grösser, der bereits seit einigen Jahren durch das Programm führt und seitens der Musikkapellen die Hauptorganisation übernimmt, und auch an Eva-Maria Oberleiter, die nun die musikalische Leitung des Gesamtchores von Petra Springer übernommen hat.

Führte durch den Abend: Wolfgang Grösser von der Stadtkapelle.
Wurzacher Kompositionen und der Musikantengruß
Mit wohl einer der berühmtesten Polkas von Peter Schad, dem herausragenden Komponisten und Musiker in Bad Wurzach, der sich selbst unter die Zuhörer gemischt hatte, den „Jubiläumsklängen“, setzten die Musiker der zehn Kapellen ihren Gesamtchor fort. Nachdem vor 50 Jahren die Kreisreform abgeschlossen worden war und zum Thema im Herbst eine mehrtägige Veranstaltung stattfinden wird, spielte der Gesamtchor dazu passend die Polka „Ein halbes Jahrhundert“ der Schweizer Formation „Fäaschdbänkler“. Mit dem Marsch „Start zum Jubiläum“ des einheimischen Komponisten, Musikers und Dirigenten Bernd Butscher, der wenige Minuten zuvor die Musikkapelle Eggmannsried bei ihrem Einmarsch geleitet hatte, setzte der mächtige Klangkörper seinen Konzertvortrag fort. Butscher und die Musiker sei der Beweis für eine gelungene Kreisreform: Die Musiker spielten nicht nur gemeinsam, sondern unterstützten sich auch gegenseitig, erklärte Wolfgang Grösser. Mit einem seiner bekanntesten Werke, der Polka „Ein Denkmal für die Blasmusik“ des gebürtigen Seibranzers Michael Kuhn beendeten die Musiker den offiziellen Programm-Teil. Langanhaltender Applaus war für die Musiker der Lohn, die sich dann auch mit dem Musikantengruß, den gemeinsam hochgehobenen Instrumenten, ihrerseits bedankten.

Alle Musikanten hoben am Schluss ihre Instrumente hoch – hier ein kleiner Teil der 350 Mitwirkenden.
Aber natürlich durften die Musikanten nicht ohne Zugabe den Heimweg antreten – mit dem durch Ernst Mosch und seinen Egerländer Musikanten bekannt gewordenen Marsch „Gruß an Böhmen“.
Essen und Trinken im Schlosshof
Doch danach war noch lange nicht Schluss: Dankenswerterweise ließen die Bauhofmitarbeiter nach dem Konzert die Absperrungen noch einige Zeit stehen, bis das Gewusel von Musikern und Publikum sich ein wenig beruhigt hatte, die alle in den Schlosshof zum Essen und Trinken drängten. Kurzzeitig entstand so eine wenig Fußgängerzonen-Feeling in der Innenstadt. Was weniger schön war: Nach Öffnung der Straße hielten es manche Fahrzeuglenker nicht für nötig, trotz der vielen Menschen, darunter auch zahlreiche Kinder, am Straßenrand ihr eh zu hohes Tempo – man beachte: in der Innenstadt gilt Tempo 20 – ein wenig zu drosseln.
Im „geschützten“ Schlosshof jedenfalls bewiesen die zahlreich noch dagebliebenen Musiker sehr ausdauerndes „Sitzfleisch“ …
Text und Fotos: Ulrich Gresser
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