
Birgit Rutta vom Tierschutzverein informierte über die Katzen-Problematik
Bad Wurzach – Im Rahmen der Sitzung des Verwaltungs – und Sozialausschusses am 5. Mai berichtete Birgit Rutta vom Tierschutzverein Bad Wurzach über den Verlauf der Kastrationsaktionen bei Fundkatzen.
Nachdem der Gemeinderat am 27.11.2023 das Thema „Erlass einer Katzenschutzverordnung“ beraten und abschlägig beschieden hatte und stattdessen 3000 € jährlich für die Jahre 2024 und 2025 für jeweils zwei Kastrationsaktionen zur Verfügung gestellt hatte, läuft aktuell seit Jahresbeginn die dritte dieser Aktionen. Birgit Rutta präsentierte jetzt in ihrem Bericht eine erste Bilanz für 2024.
Trotz des Zuschusses von 3000 € für die beiden Aktionen musste der Tierschutzverein bei der Kastration von 74 weiblichen und 44 männlichen Katzen noch rund 14.500 € an Eigenmittel zu den 17.546 € Gesamtkosten aufbringen.
Zunächst stellte Rutta die Auswahlkriterien vor, nach denen der Tierschutzverein die Tiere für die Aktion auswählte: Es wurden nur zugelaufene und nicht handzahme Katzen ausgewählt. Oft gab es Absagen auf Anfragen, weil Kriterien nicht erfüllt waren. Oft hatten die Katzen bereits Nachwuchs bekommen, was auch die Zahl der zu kastrierenden Katzen erhöhte.
Dass die Kosten für den Verein um ein Vielfaches höher liegen als die von der Stadt gezahlten 3000 €, liegt auch in den Leitlinien des Tierschutzvereines begründet. Denn diese besagen, dass der Verein einen Zuschuss für die Kastration für Hofkatzen gibt. Doch ob dies angesichts solcher Zahlen noch möglich ist, stellt sie in Frage. Auf einer Hofstelle wurden im Rahmen der ersten Aktion alleine 42 Katzen der Operation unterzogen.
Fundtiere sind laut Rutta-Definition verirrte oder dauerhaft entlaufene Haustiere ohne bekannten Halter („obhutlose Tiere“). Für Versorgung, Unterbringung und die notwendigen tierärztlichen Behandlungen ist die Kommune verantwortlich, da es sich dabei rechtlich gesehen um Fundsachen handelt. „Das ist eine Pflichtaufgabe der Kommune!“, sagte Rutta mit Nachdruck. Daher hat sich die Stadt Bad Wurzach der Tierschutzgemeinschaft Württembergisches Allgäu angeschlossen. Das Tierheim in Wangen-Karbach ist für Fundtiere aus dem Altkreis Wangen zuständig und gerät mit seiner Aufnahmekapazität regelmäßig von Mai bis Oktober an sein Limit. Es kämpft trotz relativ konstanter Tieranzahl um 200 mit den explodierenden Kosten. Die Stadt Bad Wurzach leistete 2024 als Zuschuss für das Tierheim zirka 30.000 € (2 € pro Einwohner). 2023 stammten 31 Katzen aus dem Gemeindegebiet Bad Wurzach, die dort untergebracht wurden. 2024 konnten acht Kätzchen vom Tierschutzverein privat vermittelt werden, sechs wurden ins Tierheim gebracht, aber: Kastriert und vor Ort bleiben konnten in diesem Jahr 140 Katzen.
„Eine Herzensangelegenheit“
Sie wisse, dass für Birgit Rutta die Einführung einer Katzenschutzverordnung „eine Herzensangelegenheit“ sei, sagte Bürgermeisterin Alexandra Scherer. Diese besagt, dass es nur Haltern von kastrierten, gekennzeichneten und registrierten Katzen erlaubt ist, diesen Freigang zu gewähren, was in Bad Wurzach bereits bei 2000 Katzen freiwillig der Fall ist. „Ohne ein solche Regelung ist alles erlaubt.“ Mit einer solchen Verordnung könnten die Kosten in Zusammenarbeit mit der Kommune an den Halter zurückdelegiert werden. Denn jede unkastrierte Freigängerkatze trage zur Vermehrung wie auch zur Übertragung von Krankheiten bei.
Rutta wies auch auf die psychische Belastung ihrer Helfer vom Tierschutzverein hin. „Wir werden hinzugerufen und wir stehen daneben, wenn der Katze nicht mehr geholfen werden kann.“ Eine Verbesserung der Situation gebe es nur mit einer Verordnung (einem Gemeindegesetz).
Die Bürgermeisterin dankte allen Helfern des Vereines für ihren Einsatz. „Wir sind die Stadtverwaltung und können nicht leisten, was sie tun. Und sie tun richtig viel Gutes.“
Rainer Deuschel (Grüne) fragte, woher die obhutlosen Katzen kommen. Rutta erklärte anhand eines Beispiels: Wenn zum Beispiel ein Landwirt aufhört, werden die Katzen nicht mehr gefüttert, sie werden obhutlos.
Manfred Braun (Freie Wähler) wollte wissen, was es für Präventivmaßnahmen gebe, um so etwas zu verhindern, etwa über entsprechende Kontakte zu den Hofbesitzern. Rutta antwortete ihm, dass der Verein sehr froh wäre, wenn er so eine Person hätte. Die Bürgermeisterin erklärte dazu, man wolle das Thema an die Öffentlichkeit bringen. „Wir wollen das Bewusstsein dafür schärfen.“
“3000 € ist zu wenig”
Franz-Josef Maier (MirWurzacher) sagte, wenn man diese Zahlen höre, wisse man, dass 3000 € nicht ausreichen. „Es war einfach nicht erwartbar, dass so viele Mittel erforderlich sind“, sagte Bürgermeisterin Scherer. Spenden seien ebenfalls jederzeit willkommen.
Rainer Deuschel bat darum das die Katzenschutzverordnung wieder auf die Tagesordnung des Gemeinderats genommen werden soll.
Birgit Rutta brachte als Beispiel die Stadt Isny, die mit der Einführung der Verordnung sehr gute Erfahrungen gemacht hatte. „Tierschützer setzen sich in ganz Deutschland für die Einführung der Verordnung ein.“
Uli Gresser