Welche Maßnahmen werden in Reute umgesetzt?
Bad Waldsee – Im Zuge der Brücken- und Straßenbaumaßnahmen an der L285 in Reute werden die beiden bestehenden Bushaltestellen umgebaut. Darüber hinaus wird in Reute der bestehende Gehweg auf der Straßenwestseite (Richtung Aulendorf blickend auf der linken Straßenseite) zwischen dem Gasthaus Stern und der Brücke über den Durlesbach verbreitert. Was konkret umgesetzt werden soll und die wesentlichen Hintergründe zu den Vorhaben werden im Folgenden erläutert.

Beide Bushaltestellen werden in ihrer Barrierefreiheit verbessert
Die Stadt hat die gesetzliche Verpflichtung, Bushaltestellen möglichst barrierearm zu gestalten. Fahrgäste sollen möglichst barrierearm in die Busse ein- und aussteigen können. Gegenüber dem aktuellen Zustand werden deshalb Orientierungshilfen (s.g. Blindenleitplatten) für seheingeschränkte Fahrgäste hergestellt. Ferner muss die Gehweg bzw. Wartefläche erhöht werden. Dies macht einen leichteren und nahezu stufenlosen Zu- und Ausstieg in den Bus möglich. Gleichzeitig soll der Bus künftig möglichst nahe an der Bordsteinkante anhalten, sodass ein nur möglichst kleiner Spalt zwischen der Bordsteinkante und dem Buszustieg verbleibt. Beides gemeinsam, ein nur geringer Höhenunterschied und ein enger Spalt zwischen Bus und Bordsteinkante sorgen dafür, dass insbesondere Fahrgäste mit Rollatoren und Rollstühlen aber auch alle anderen Fahrgäste profitieren bzw. leichter und schneller zu- und aussteigen können.

(Beispielfoto einer anderen Haltestelle: Busse halten direkt am Fahrbahnrand – gerades Anfahren ermöglicht einen komfortablen, schnellen und barrierearmen Fahrgastwechsel.)
Damit die Busse jedoch nahe an der Bordsteinkante anhalten können, müssen sie künftig anders an die Haltepunkte anfahren als bisher.

Weitere Planungsanforderungen
Neben den Gesichtspunkten der Barrierefreiheit waren bei der Planung der neuen Haltestellen eine Vielzahl weiterer Einzelaspekte zu beachten. Unter anderem sollen die Busse den Haltepunkt sicher anfahren und wieder abfahren können. Der kurvige Straßenverlauf hat die Planung deshalb maßgeblich mitbestimmt.
Vollständig neue Haltestellen nötig
Aus diesen Überlegungen ergab sich, dass vollkommen neue Haltestellen gebaut werden müssen. In der Planungsphase wurden unterschiedliche Varianten diskutiert. Gemeinsam in Abstimmung mit dem Regierungspräsidium, Busunternehmen und der Polizei, wurden die neuen Haltepunktstandorte festgelegt.
Im Ergebnis hält der Bus künftig auf der östlichen Seite (Metzgerei Frank) etwa auf Höhe der bisherigen Stelle. Auf der gegenüberliegenden Seite musste der Haltepunkt hingegen in Richtung Ampel etwa auf Höhe der Haltestelle Ost verschoben werden. Hier lässt sich an einem kurzen und weitgehend geraden Straßenabschnitt eine sichere und gerade Anfahrt an den Haltebordstein realisieren. Der bisherige Haltepunkt liegt in einer Außenkurve, welche das genaue Anfahren erschwert. Die etwaige Lage der neuen Haltepunkte ist Gesamtübersicht (Skizze) dargestellt.
Busse halten künftig auf der Fahrbahn
An beiden Haltepunkten wird es künftig keine Busbuchten mehr geben. Die Busse werden auf der Fahrbahn halten. Das klingt zunächst ungewohnt, bringt aber klare Vorteile, weshalb bei Neu- und Umbauten landauf, landab Busbuchten nur noch selten und nur bei bestimmten verkehrlichen Situationen gebaut werden. Warum dies so ist, hat mehrere Gründe.

Busverkehrliche Gründe für das Halten der Busse am Fahrbahnrand
Zum einen sprechen busverkehrliche Aspekte für das Halten der Busse am Fahrbahnrand. Busse müssen beim Halt auf der Fahrbahn nicht in eine Bucht einfahren bzw. wieder ausfädeln. Sie stehen auf der Fahrbahn und können selbstbestimmt weiterfahren, dies ohne Zeitverlust für das Einfädeln. Der öffentliche Nahverkehr wird dadurch gegenüber dem Individualverkehr gefördert. Dadurch, dass der Bus künftig auf der Fahrbahn hält, entsteht Platz zur Verbreiterung des Gehwegs und der Warteflächen. Die bisher engen Warteflächen können dadurch sicherer und großzügiger gestaltet werden. Insbesondere auf der westlichen Straßenseite (auf der linken Straßenseite in Richtung Aulendorf blickend) hätte der Platz nicht ausgereicht, um eine barrierefreie Busbucht zu realisieren.
Weitere verkehrliche Aspekte für das Halten der Busse am Fahrbahnrand ergeben sich in Verbindung mit der geplanten Gehwegverbreiterung.
Möglicher Rückstau in die Kreuzung mit der Elisabeth-Achler-Straße ist tolerierbar
Neben den vielen Vorteilen der neuen Haltestellen wurden im Zuge der Planungsphase auch die Auswirkungen von entstehenden Rückstauungen bei wartenden Bussen geprüft. So ist es zum Beispiel denkbar, dass sich an der Haltestelle West, so lange der Bus hält, ein kurzzeitiger Rückstau ergibt, welcher bis in die Kreuzung mit der Elisabeth-Achler-Straße hineinreicht. Angesichts der Anzahl der Haltevorgänge und der Verkehrsbelastung der Kreuzung wurden die verkehrlichen Auswirkungen jedoch als tolerierbar eingeschätzt. Die Vorteile für öffentlichen Nahverkehr und die Verkehrssicherheit des gesamten Straßenabschnittes werden deutlich höher eingeschätzt.
Verbreiterung des westseitigen Gehweges zwischen der Kreuzung beim Gasthaus Stern und der Elisabeth-Achler-Straße
Eine weitere maßgebliche Veränderung der Ortsdurchfahrt ergibt sich zwischen der Einmündung beim Gasthaus Stern und der Kreuzung der L 285 mit der Elisabeth-Achler-Straße. Der westseitige Gehweg hat in diesem Bereich aktuell eine Engstelle. Unter anderem Rollstuhlfahrer, mobilitätseingeschränkte Personen mit Rollatoren und Menschen mit Kinderwagen müssen deshalb streckenweise auf die Straße ausweichen. So ist die Idee entstanden, den Gehweg auf der Straßenwestseite zu verbreitern. In Kombination mit den neuen Bushaltepunkten kann nun, der Gehweg auf der gesamten Länge zwischen den Kreuzungen verbreitert werden. Die Fahrbahnbreite der L285 zwischen den beiden Kreuzungen wird im Gegenzug auf etwa 6,60 m verschmälert. Die Straße hat damit immer noch eine Breite wie etwa die Frauenbergstraße in Bad Waldsee. Sie erfüllt die erforderlichen Maße für Landesstraßen.
Einheitlicher und sicherer Straßenquerschnitt
Im Zusammenspiel von neuen Bushaltestellen und der Verbreiterung des Gehweges ist es gelungen die Straße zwischen den beiden Kreuzungen mit einem gleichförmigen Ausbaucharakter zu konzipieren. Im Vergleich mit anderen Planvarianten mit stark wechselnden Querschnitten hat dies eindeutig Sicherheitsvorteile.
Buswartehaus
Beide Haltepunkte erhalten neue Buswartehäuser. Die bestehenden Unterstände sollen als Überdachung für Radabstellmöglichkeiten erhalten bleiben.
Anpassungen notwendig
Kleinere Anpassungen an Gehwegen und an den bestehenden stehenden Ampelanlagen sollen für weitere Verbesserungen des Fußgängerverkehrs sorgen.
Abwägungen
Im Zuge der Planungsphase wurden viele Varianten miteinander verglichen. Keine der Varianten hatte nur Vorteile. Alle hatten auch diskussionswürdige Nachteile. In der Abwägung von Vor- und Nachteilen ergaben sich eindeutige Argumente zugunsten des jetzt anstehenden Vorhabenpakets. Zu den Maßnahmen in Gaisbeuren folgt ein weiterer Bericht. Weitere Informationen zur Baumaßnahme sowie Kontakte von Ansprechpartnern finden Sie unter: https://www.bad-waldsee.de/buerger/de/leben-wohnen/bauen-wohnen/baumassnahmen-an-der-landesstrasse-285-in-reute-und-gaisbeuren oder einfach den QR-Code scannen.
